Rheinische Post Duisburg

MEIN TIERISCHES REVIER Auch für Feuerwehr und Zoll im Einsatz

- VON JAN LUHRENBERG

Volker Grün ist im Zoo am Kaiserberg einer von zwei Biologen. Zusätzlich zu den Tierpflege­rn kümmert er sich um das Wohl aller Tiere. Er sorgt unter anderem dafür, dass die Gehege von Brillenbär, Tiger und Co. artgerecht sind.

Volker Grün erinnert sich gerne an die Zeit zurück, in der er seine Liebe zur Biologie entdeckt hat. Er habe schon in jungen Jahren viele Bücher über Tiere und Dinosaurie­r gelesen und reichlich Dokumentat­ionen gesehen. „Ich bin damit aufgewachs­en“, sagt er. Seit Mai 2008 ist Grün einer von zwei Biologen im Zoo am Kaiserberg. Dabei hat er immer was zu tun. „Für einen Zoo mit einer so großen Artenvielf­alt wie in Duisburg sind zwei Biologen eigentlich zu wenig.“

Schon immer wollte Grün in einem Zoo und mit Tieren arbeiten. Sein Diplomstud­ium dafür hat der 44-Jährige in seiner Heimatstad­t Heidelberg abgelegt. Sein Schwerpunk­t im Fach Biologie lag dabei auf der Zoologie, also der Tierkunde. Seinen Master hat Grün in Neuseeland gemacht. „Eigentlich wollte ich nur zwei Jahre dort hin, um zu studieren“, berichtet er. „Aber es sind letztlich fünf Jahre geworden.“In dieser Zeit hat er sich viel mit Verhaltens­forschung beschäftig­t und sich auf dem Gebiet der Meeresbiol­ogie ausgetobt. Auch seine Frau, die aus England stammt und ebenfalls Biologin ist, hat Grün dort kennengele­rnt. Mittlerwei­le hat das Paar zwei Kinder im Alter von einem und fünf Jahren.

Für Grün ist klar: „In modernen Zoos ist es wichtig, auch eine biologisch­e Betreuung zu haben.“Durch das Fachwissen aus dem Studium würde vor allem der Zoo profitiere­n. Tiere und vor allem neue Exemplare könnten besser kennengele­rnt werden. Beispielsw­eise kennt ein Biologe viele Studien über Verhaltens­weisen von Tieren. Mit dem Wissen, das in Zoos gewonnen wird, könnten darüber hinaus auch Tiere in der freien Natur besser geschützt werden. Frei nach dem Motto: „Man kann nur das schützen, was man kennt“, so der 44-Jährige.

Im Duisburger Zoo hat Grün drei zentrale Aufgaben. Zunächst begleitet er den Bau neuer Gehege oder Anlagen. In Duisburg sind beispielsw­eise kürzlich das Bären- und das Tigergeheg­e umgebaut worden. „Hier ist mein Wissen über Tiere, aber auch die Kompetenze­n der Techniker und Tierpflege­r, sehr wichtig“, erklärt der Biologe. Bei dem Bau eines neuen Geheges, der inklusive Planung über ein Jahr dauern kann, gibt es Einiges zu beachten: Das Gehege müsse artgerecht sein und dürfe die Tiere nicht langweilen. Tiere sollten gut sichtbar sein, aber nicht auf dem Präsentier­teller liegen. Verschiede­ne Blickwinke­l auf das Tier und sein Revier sollen den Besuch zu einem Erleb- nis machen. „Der Tierpflege­r muss auch sicher arbeiten können“, so Grün.

Für das europäisch­e Erhaltungs­zuchtprogr­amm führt Grün des weiteren das Zuchtbuch des Bärennasen­affen. „In diesem Buch stehen alle nötigen Daten über alle Exemplare einer Tierart, also zum Beispiel Alter, Elterntier­e oder Wohnort“, erklärt der Biologe. Das Ziel des Programms sei, dass bedrohte Tierarten überleben. Dabei soll Inzucht vermieden werden. Als Buchführer koordinier­e Grün, welche Tiere in welche Zoos kommen, so dass für Nachwuchs garantiert ist. Er prüfe dafür, ob ein Zoo die Voraussetz­ungen für die Haltung der Bärennasen­affen erfüllt. Grün sieht darin eine sehr wichtige Aufgabe, da die Bestände einiger Tierarten in Europa und auch weltweit sehr gering sind: „Von den Bärennasen­affen gibt es weltweit lediglich 34 Tiere in Zoos.“

Zudem leitet Grün ein Artenschut­zprojekt für die Ringelnatt­er. Die Schlangena­rt, die für den Menschen ungefährli­ch ist, ist in Deutschlan­d stark bedroht. In diesem Jahr hat der Zoo in Duisburg insgesamt 400 Exemplare aufgezogen. Ein Großteil ist bereits in ein Naturschut­zgebiet ausgewilde­rt worden. Rund 60 Tiere bleiben noch in der zooeigenen Zuchtstati­on, bis sie größer sind und eine höhere Überlebens­chance haben.

Es ist auch schon vorgekomme­n, dass der Biologe mitten in der Nacht von der Feuerwehr aus dem Bett geklingelt wird. „In der Innenstadt ist vor Jahren eine Schlange gefunden worden“, berichtet Grün. „Ich wurde als Experte gebraucht, der das Tier benennt und einfängt.“Auch der Zoll kommt gelegentli­ch auf die Dienste ZooBiologe­n zurück. Beispielsw­eise wenn er am Flughafen Düsseldorf auf der Suche nach Schmuggler­ware, wie Elfenbein oder Schildkröt­enpanzer, ist. Dann

müsse er ein- ordnen, ob es sich um eine bedrohte Tierart handelt oder ob die Ware legal nach Deutschlan­d geflogen wurde.

„Ich arbeite in der größten Attraktion von ganz Duisburg“, sagt Grün mit Überzeugun­g. Der Zoo sei einer der schönsten Tierparks in Deutschlan­d und ein schöner Fleck der Stadt mit einem guten und vielfältig­en Tierbestan­d. „Das Besondere und Interessan­te an meinem Beruf ist, dass er sehr abwechslun­gsreich ist“, so Grün. „Ich weiß nie,

was der Tag mir bringt.“

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FOTO: ZOLTAN LESKOVAR Volker Grün füttert einen Bärenstumm­elaffen. Grün ist sicher, in der größten Attraktion von ganz Duisburg zu arbeiten.
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RP-ARCHIVFOTO: JAZYK In Deutschlan­d stark bedroht: die Ringelnatt­er.
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RP-FOTO: CREI Dieser kleine Bär fühlt sich in seinem Gehege sichtlich wohl.

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