Seit 60 Jahren stehen die Tschentschers fest zusammen
Am Wochenende feiern Georg und Margret Tschentscher ihre Diamantene Hochzeit. Sie haben sich in der Schule kennengelernt.
HOMBERG Georg Tschentscher war gerade wieder in Weißrussland. Seit Jahren engagiert er sich für das Projekt „Leben nach Tschernobyl“. Er holt Fotos heraus: Bilder der Stadt Vetka, die Belegschaft des PartnerKrankenhauses, mit dem der Männerkreis der Evangelischen Kirchengemeinde in Alt-Homberg kooperiert – ein Gruppenbild mit seiner Frau Margret neben den fernen Freunden. Auch wer nur eine kurze Zeit mit den Eheleuten Tschentscher verbringt, merkt: Die zwei stehen mitten im Leben. Und sie stehen fest beisammen: seit 60 Jahren. Am Wochenende feiern die beiden Homberger ihre Diamantene Hochzeit. Mit drei Kindern, fünf Enkeln, drei Urenkeln, vielen Freunden und Be- kannten. Wir sind zu Gast in einem schönen ruhigen Wohnhaus an der Hafenstraße in Alt-Homberg. Dort leben Georg und Margret Tschentschers seit über 50 Jahren. „Früher haben wir hier zu fünft gewohnt“, erinnert sich Georg Tschentscher. Eng war’s, aber auch schön. Der heute 83-Jährige ist gelernter Maschinenschlosser, seine ganze Berufszeit hat er bei Thyssen verbracht. „Da ist es von Vorteil, wenn man gut rechnen und Zahlen behalten kann“, resümiert er, und seine Frau nickt. „Namen ist schwieriger“, fügt sie hinzu. „Aber das kann ich. So ergänzen wir uns.“
Kein Wunder, kennen sich die zwei doch fast ein Leben lang. Angefangen hat alles in der Karolinenschule in Meiderich, wo sie eine Klasse besuchten. Es war 1947, die
Georg Tschentscher 13-jährige Margret frisch aus Österreich zurückgekehrt. Die Kriegsjahre hatte sie in Kärnten verbracht, jetzt sollte sie die Schule fortsetzen. „Eines Tages stand sie mit dem Rektor in der Tür“, erinnert sich Georg Tschentscher. Der Anblick hat sich eingeprägt. Ein Mädchen mit Zöpfen, gesund und rotwangig von der guten Bergluft. „Im Hungerjahr 1947 war das ein Gegensatz zu uns Duisburger Kindern.“Liebe auf den ersten Blick? Georg Tschentscher winkt ab. „An sowas hab’ ich doch noch nicht gedacht.“Die zwei sind gleichaltrig, sie lernten sich kennen. Beide waren im christlichen Jugendbund. Sie wurden gemeinsam konfirmiert – sie lud ihn zur Nachfeier ein. „Wir sind langsam zusammengewachsen“, sagt Georg Tschentscher. Erst wurden sie Freunde, „dann haben wir poussiert“, fügt Margret Tschentscher hinzu. „So nannte man früher das Flirten.“Erinnerungen: „Sie war die Beste in der Klasse“, sagt Herr Tschentscher. Verschmitzter Seitenblick: „Aber ich war schlauer!“Frau Tschentscher schmunzelt. Soll er mal reden, der Georg. „Aber ich habe die ‘Sehr-guts’ gekriegt.“
1956 haben sie sich verlobt, am 1. Juni 1957 wurde geheiratet. Früh gefreit, nie bereut? Beide nicken. Es gibt so viele gemeinsame Interessen! Schon in den 50er Jahren hat Georg seine Margret mit der Lambretta vom Krankenhaus in Ham- born abgeholt, wo sie ihre Ausbildung zur Kinder- und Säuglingsschwester machte. Dann ging’s mit dem Roller nach Holten. „Da waren wir im Wald spazieren, haben uns an die Grafenmühle gesetzt.“Und so ist es geblieben. Die beiden teilen die Liebe zur Natur, Wandern und Radfahren standen stets auf ihrem Freizeitprogramm. Beide sind in der Gemeinde aktiv, machen Sport, singen im Chor. Das Paar zeigt sein Hochzeitsbild: Georg fesch mit gegeltem Haar und Brille, Margret eine hübsche Blondine. „Nehmt euch untereinander an, wie Christus euch angenommen hat“, zitiert Margret ihren Hochzeitsspruch. Bedeutet für sie: Zusammenstehen mit allen Fehlern und Mängeln, Höhen und Tiefen. „Für einander da sein, das ist wichtig“, sagt Georg – und Margret ergänzt: „Sich mögen, so wie man eben ist.“
Und ein bisschen Arbeit gehört zu einer langen Ehe auch dazu, „immer noch, jeden Tag“.
„Sie war die Beste in der Klasse.
Aber ich war schlauer“
Ehe-Jubilar