Gericht bereitet langem Prozess ein schnelles Ende
Eine angebliche falsche Beschuldigung stand im Fokus.
Seit Jahren versuchte das Amtsgericht am König-Heinrich-Platz vergebens, ein Strafverfahren um eine angebliche falsche Beschuldigung zum Abschluss zu bringen. Vier Anläufe hatte das Schöffengericht unternommen. Eben so oft waren die Zeugen vorgeladen worden. Knapp fünf Jahre nach der Tat wurde das Verfahren gegen einen 56-jährigen Steuerberater gestern sang- und klanglos gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt.
2012 war der Angeklagte als Liquidator für ein Pharma-Unternehmen mit Geschäftstätigkeiten in Berlin und im Ruhrgebiet tätig. Jahre lang hatte er zuvor die Steuerangelegenheiten der Firma betreut. Am 20. Juli 2012 hatte er bei der Staatsanwaltschaft Duisburg den einzigen Geschäftsführer der Firma der Untreue beschuldigt. Der Mann habe 2,6 Millionen Euro aus dem Unternehmen gezogen, in ein anderes Unternehmen verlagert und den PharmaBetrieb so bewusst in die Insolvenz getrieben, behauptete der Steuerbe- rater. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zwei Jahre lang, fand aber keinerlei Beweise für die Behauptungen. Die Folge: Der 56-Jährige musste sich seinerseits einem Strafverfahren stellen. Doch das kam nicht so recht von der Stelle. Mal waren es neue Sachverhalte, mal die Vernehmung zusätzlicher Zeugen, die eine rasche Erledigung verhinderten. Theoretisch wäre der Anklagevorwurf bereits in sechs Wochen verjährt.
Vor diesem Hintergrund hielt sich das Schöffengericht gestern nicht mehr mit der Aufklärung des komplexen Sachverhalts auf. Mit Blick auf die zeitliche Komponente des Verfahrens folgte es einem Vorschlag des Verteidigers. Auch der Staatsanwalt wollte sich einer Beendigung des Prozesses ohne Urteil nicht in den Weg stellen.
Gegen Zahlung einer Geldbuße wurde das Verfahren gegen den 56Jährigen eingestellt. Da der Angeklagte mit seiner Steuer-Kanzlei inzwischen selbst in der Insolvenz steckt, fiel sie mit 1000 Euro relativ niedrig aus.