Lebendiges Wikingerlager auf dem Schulhof in Großenbaum
Beim Projekt „Leben im Mittelalter“erfahren die Schüler an der Lauenburger Allee, wie die Menschen im 9. Jahrhundert lebten.
GROSSENBAUM „Womit haben die Wikinger denn früher bezahlt?“ist eine der unzähligen Fragen an Jessica und Dennis Tebernum. Jessica zeigt das Armband ihres Mannes und erklärt: „Damals bezahlte man mit Hacksilber. Die Verkäufer schnitten sich von einem Stück Silber so viel ab, wie ihre Ware wert war.“
Weiter geht’s mit der nächsten Frage. Die Schüler der Gemeinschaftsgrundschule an der Lauenburger Allee sind sehr interessiert an dem historischen Wikingerlager auf ihrem Schulhof.
Dieses ist Kern des dreitägigen Projekts „Leben im Mittelalter“. Die Kinder der Großenbaumer Schule erhalten einen Einblick in das Jahr 883, als dänische Wikinger Duis- burg überfielen. Jessica und Dennis Tebernum sind oft auf WikingerMärkten, winterlichen Julfesten und ähnlichen Veranstaltungen unterwegs, um das Leben aus dem 9. Jahrhundert zu vermitteln – allerdings nicht als Fantasy-Rollenspieler, wie sie betonen. „Living History“nennt sich das Prinzip.
„Wir zeigen Geschichte zum Anfassen und wie die Menschen damals gelebt haben“, sagt Jessica Tebernum. „Die Kinder lernen, was man gegessen hat und welche Werkzeuge die Wikinger benutzt haben, bei uns ist alles historisch nachkonstruiert.“
Da sie im vorigen Jahr bereits ein ähnliches Projekt mit der Schule durchgeführt hatten, sei die Idee aufgekommen, eine Mittelalter-Woche zu veranstalten, erzählt die Wikinger-Gattin. „Es kommen auch noch eine Färberin und zwei Ritter, die ihre Waffen mitbringen und den Kindern einen Schwertkampf präsentieren.“
Die Schüler seien im Unterricht bereits auf den Besuch der Tebernums vorbereitet worden, sagt Magdalena Rompe-Franzen, die stellvertretende Schulleiterin. „Zusammen haben die Kinder Fragen erarbeitet, die sie den Wikingern stellen können.“
Während der drei Tage an der Grundschule übernachten die Tebernums in ihrem Zelt – obwohl sie nur rund 15 Gehminuten entfernt wohnen. Selbst ein Gewitter kann ihnen nichts anhaben. „Bei Regen saugt sich das Zelt schnell voll und ist damit abgedichtet“, erklärt Dennis Tebernum.
Vor dem Zelt steht eine Feuerstelle, über der ein Topf mit süßem Ge- treidebrei vor sich hin köchelt. Auf einer Leine hängen Teile der traditionellen Gewänder, zumeist aus Schafswolle. Neben einem kleinen Totempfahl des Gottes Odin ruht auch der Schädel einer Heidschnucke.
Die Kinder sind mehr oder minder beeindruckt: „Am interessantesten fand ich, dass die Wikinger sich alles, was sie für ihr Leben brauchten, selbst erarbeiten mussten. Wir bekommen ja alles direkt von unseren Eltern“, meint die neunjährige Chantal. Die zehnjährige Sophie ist vom Zusammenleben der Familien mit dem Vieh in ein und demselben Haus beeindruckt. Vieles ist neu für die Schüler – und nicht so, wie sie es aus „Wickie und die starken Männer“kennen.