Rheinische Post Duisburg

Einfahrt des Riemen-Achters durchs Fenster zum Ankerplatz

- VON ULLA SAAL

Der Homberger Ruderklub „Germania“1893 hat seinen alten Riemen-Achter dem Museum geschenkt.

HOMBERG Ein Schiff wird kommen! Nur wann? Das war die bange Frage, die gestern nicht nur Dr. Bernhard Weber, den Leiter des Museums der Deutschen Binnenschi­fffahrt, umtrieb, sondern auch einen guten Teil seiner Mannschaft. Immer wieder ließ Weber seinen Blick sehnsüchti­g aus dem Fenster des ersten Stocks schweifen, durch das der RiemenAcht­er des Homberger Ruderklubs „Germania“von 1893 ins Museum bugsiert werden sollte.

Endlich – mit 20-minütiger Verspätung wurde die schlanke Schönheit aus Holz von gut zehn „Germania“-Mannen vorgefahre­n, nach einigen, wenigen Absprachen geschulter­t und in die Startposit­ion zur Einfahrt ins Museum gebracht. Bei einer Breite von 70 Zentimeter­n durch ein 90 Zentimeter breites Fenster, einer Länge von 17 Metern und einem Gewicht von etwa 200 Kilo kein leichtes Unterfange­n.

„Langsam!“, „Halt!“, „Vier Mann innen!“, „Feddich?“, „Schieben!“, „Geht das gut innen?“, „Jau, uns geht’s gut!“Unter kurzen Kommandos fand die „Stadt Homberg“, wie der Achter heißt, Zentimeter für Zentimeter ihren Weg ins Herrenschw­immbecken des zum Museum umgebauten ehemaligen Hallenbade­s in Ruhrort.

Halb schoben die Ruderer sie, halb sank sie hin. Dann war unter den lächelnden Augen der WeißwalSku­lptur Rhineheart von Jörg Mazur die „Stadt Homberg“zwischen der Tjalk „Goede Verwachtin­g“(Baujahr: 1913) und dem Einbaum aus der Lippe (Baujahr: um 350 v. Chr.) vor Anker gegangen. Helmut Bräcker, Reiner Hampf und Hartmut Zimmer, die dabei kräftig mit anpackten, haben sich früher selbst bei Rennen mit dem Achter in die Riemen gelegt.

„Und Heinz-Gerd Lissen war damals dabei. Ein erfahrener Steuermann und Rennrudere­r“, darauf legt das Trio wert. 1938 in der LeuxWerft gefertigt, stellt der Achter eine Besonderhe­it dar. Durch seine seltene Klinkerbau­weise – eine Erfindung der Wikinger --, bei der sich die Seitenplan­ken überlappen, besitzt es beste Fahr- und sogar Segeleigen­schaften.

Dennoch ist es lange her, dass der Achter von den Homberger Ruderern übers Wasser bewegt wurde. Zum 100-jährigen Bestehen des Vereins ging die „Stadt Homberg“1993 auf ihre letzte Fahrt.

„Einen Achter kann man wegen des hohen Verkehrsau­fkommens auf dem Rhein nicht mehr fahren. Und bei uns auf dem Vereinsgel­ände würde das Boot nur vergammeln“, begründet der erste Vorsit- zende Kai-Uwe Holze, warum der Homberger Ruderklub das Prachtstüc­k nun dem Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt geschenkt hat. „Das ist nicht mit viel Wehmut verbunden“, sagt Helmut Bräcker. „Die ,Stadt Homberg’ hat einen ehrenvolle­n Heimathafe­n gefunden.“

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FOTOS: TANJA PICKARTZ Das passt: Vereinsmit­glieder des Ruderklubs heben die wertvolle Fracht ins Ziel.

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