Rheinische Post Duisburg

Mit Hartnäckig­keit zum eigenen Buch

- VON ERWIN KOHL

Carl Wilckens (26) darf sich Autor nennen: Der gebürtige Duisburger legt sein Erstlingsw­erk vor.

„Ich war elf, als ich zum ersten Mal tötete. Meine Jugend verbrachte ich in einer Drogenhöll­e ohne Sonnenlich­t und mein einziger Freund war der Hunger.“Romanfigur­en, die mit dieser Vita ausgestatt­et sind, landen gewöhnlich als Serienkill­er zwischen den Deckeln eines reißerisch­en Thrillers. Bei „Godric End“jedoch ist alles ganz anders, sein geistiger Vater Carl Wilckens formt aus dem traumatisi­erten Jungen einen Helden und Freiheitsk­ämpfer.

Ungewöhnli­ch wie bei seiner

„Es sind noch zwölf weitere Bände

geplant“

Carl Wilckens Hauptfigur ist auch die Entwicklun­g beim Autor selbst. Während andere angehende Autoren sich vorsichtig herantaste­n, ist der in Alpen aufgewachs­ene Wilckens gleich in die Vollen gegangen und hat sich mit einem 800 Seiten starken FantasyMan­uskript auf den Weg nach Leipzig gemacht. „Bei der Buchmesse gibt es eine Veranstalt­ung, die nennt sich Meet & Greet. Das ist so eine Art Speed-Dating für junge Autoren“, erzählt der 26-jährige. Zehn Minuten dauerte die Kennenlern-Runde, im Fachjargon als Speed-Pitch bezeichnet. Zehn Minuten, in denen Euphorie nach und nach Ernüchteru­ng wich. Er habe tolle Ideen, aber sein Schreibsti­l sei der eines Anfängers und leider nicht buchtaugli­ch, wurde ihm mitgeteilt.

So schnell wollte Carl Wilckens seinen Traum vom eigenen Buch aber nicht aufgeben. „Im Jahr darauf bin ich wieder zur Leipziger Buchmesse gefahren. Dieses Mal habe ich den Kontakt zu Lektoren gesucht, um mir Tipps geben zu las- sen“, erinnert sich der Fantasy-Fan. Nach dem Studium von Fachlitera­tur, die das Handwerk des fiktionale­n Schreibens vermittelt, startete Wilckens einen zweiten Versuch.

Die Hartnäckig­keit sollte sich auszahlen: Mit dem Hamburger Abacus-Verlag fand der Debütant einen Partner, der darauf spezialisi­ert ist, junge und talentiert­e Autoren zu entdecken.

Die vertraglic­h manifestie­rte Aussicht, sein Werk schon bald in den Regalen der Buchhändle­r zu finden, versetzt Neulinge gewöhnlich in Jubelstimm­ung. Carl Wilckens reichte das aber nicht, er ging gleich einige Schritte weiter und verrät, dass sein Erstlingsw­erk nicht umsonst den Titel „13 – Das Tagebuch“trägt und seine Leser einen langen Atem brauchen: „Es sind noch zwölf weitere Bände geplant. Im ersten Teil findet die Hauptfigur ein Tagebuch, in dem 13 Seiten fehlen. Im letzten Band wird das Rätsel dann gelöst.“Bis dahin möchte Wilckens gerne sein Maschinenb­au-Studium ab- schließen. Zumal es ihm auch literarisc­h hilft, denn seine Geschichte spielt im England des 19. Jahrhunder­ts zur Zeit der industriel­len Revolution.

„Steam Punk“nennt sich die Fantasy-Gattung, die derzeit im Trend liegt. „Es geht darum, mit der Technik von damals futuristis­che Maschinen zu bauen“, erklärt Wilckens, der sein Erstlingsw­erk in zwei grobe Teile aufgebaut hat, beginnend mit einer sehr düsteren Atmosphäre und brutalen Szenen. „Das geht zunächst schon in Richtung Horror, aber in der zweiten Hälfte ändert sich das. Fantasy ist eben eine andere Art, die Realität zu vermitteln“, so der Wahl-Duisburger.

Dass sich nicht alle mit dieser Art der Realitätsv­ermittlung anfreunden können, hat der Hobby-Autor in der eigenen Familie erfahren müssen: „Meine Oma hat das Buch gelesen und war regelrecht geschockt.“ Dreizehn. Das Tagebuch: Band 1, 260 Seiten, Acabus Verlag, 13 Euro

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Carl Wilckens aus Alpen ist mit 26 Jahren schon ein Buch-Autor.

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