Meisterlicher Abschied für Yvonne Frank
Die Nationaltorhüterin wurde am Wochenende erneut Meister und beendet jetzt ihre glanzvolle Karriere.
HOCKEY Yvonne Frank schüttelt den Kopf. „Noch ist nicht Schluss“, sagt sie mit einem Lächeln. Die Meldungen vom Rücktritt der deutschen Hockey-Nationaltorhüterin also nichts als eine Ente? „Nein, am Wochenende geht es noch zum Europapokalturnier nach ´s-Hertogenbosch. Dann ist wirklich Schluss.“Das klingt beinahe schon banal, dabei hat die Duisburgerin eine Karriere hingelegt, die ihresgleichen sucht.
158 Mal stand sie in der deutschen A-Nationalmannschaft zwischen den Pfosten. „Mir hat man mal gesagt, das sei ein Weltrekord für eine Torhüterin.“Wirklich überprüft hat sie es nicht. Stolz kann sie auf diese Leistung allemal sein. Und die 36-Jährige hat ganz offenbar den richtigen Zeitpunkt für ihr Karriereende gewählt. Denn erst am vergangenen Wochenende wurde sie mit dem Uhlenhorster HC aus Hamburg mal wieder Deutscher Meister. Zum dritten Mal in Folge, zum vierten Mal insgesamt. Vier Deutschen Feld-Meisterschaften mit dem UHC, dazu noch zwei in der Halle? „Ja“, sagt sie, „das müsste stimmen.“Ein wirkliches Faible für Statistiken hat die sympathische Duissernerin offenbar nicht. Aber eben für den Hockeysport. „Es ist tatsächlich schön, als Meister aufzuhören“, betont sie.
„Das war ein sehr schönes Wochenende.“Immerhin besiegten die Hamburgerinnen den Hauptrunden-Ersten, den Mannheimer HC, mit 2:0 und sicherten sich so den Titel-Hattrick. Die Entscheidung, nach der Meisterschaftsendrunde – und dem nun folgenden Europapokalturnier – aufzuhören, war allerdings nicht spontan. „Der Entschluss reifte bereits seit rund einem Jahr“, berichtet die Polizeibeamtin. „Meine Devise war immer: Der Sport muss mir Spaß machen. Und mir ist aufgefallen, dass es mir immer schwerer fiel, mich für die Trainingseinheiten aufzuraffen. Und ohne Training geht es nun einmal nicht.“Der übliche Tagesrhythmus – Dienst, kurz eine Kleinigkeit essen und dann ab zum Trainingsplatz – fiel Frank immer schwerer. „Bis November habe ich in Teilzeit gearbeitet, inzwischen aber in Vollzeit. Insofern spielte auch mein Beruf eine Rolle.“
Das klingt so, als wäre das Gefühl der Wehmut noch ganz weit weg. „Das ist so, stimmt“, sagt sie. „Aber das wird sicher noch kommen. Dafür ist dann ja auch noch genügend Zeit. Im Moment ist aber vor allem noch die Euphorie der gewonnenen Deutschen Meisterschaft da.“Und gänzlich wird sie sich nicht vom Hockeysport verabschieden. „Dafür war das ein zu großer und zu schöner Teil meines Lebens.“Einen Job als Trainerin kann sie sich gut vorstellen. „Aber dann auch im Torhüterbereich“, sagt Yvonne Frank. „Ich habe da meine Ideen, konnte sie zuletzt aber noch nicht zu Ende durchdenken“, will sie ihre Ziele für sich selbst erst noch genau definieren.
Apropos Torhüterin und Trainerin: Das klingt alles so ähnlich wie bei Susi Wollschläger, der früheren Nationaltorhüterin und aktuellen Erfolgstrainerin des Club Raffelberg. Und tatsächlich ist die Verbindung immer noch da. Immer mal wieder ist Yvonne Frank in Duisburg, „weil meine Familie hier lebt“. Und wenn sie zu Besuch ist, schaut sie beim CR vorbei und nimmt auch an Trainingseinheiten teil. „Ich weiß ganz genau, wo ich herkomme und was ich dem Club Raffelberg zu verdanken habe. Dieser Verein hat den Grundstein für meine spätere Karriere gelegt. Da ist es das Wenigste, ab und zu mal vorbeizuschauen.“ Von der Torhüterin der ersten Damen-Mannschaft, Johanna von dem Borne, hält sie eine ganze Menge. „Johanna ist eine groß gewachsene Frau. Das war auch immer mein Vorteil. Dazu ist sie sehr talentiert. Wenn sie weiter hart arbeitet, kann das in Richtung A-Nationalmannschaft gehen.“Immerhin gab es ja auch schon die ersten Lehrgangseinladungen.
Und auch die Entwicklung beim Club Raffelberg bereitet ihr große Freude. 2004 war sie beim Abstieg aus der 1. Bundesliga noch dabei. „Das war damals herzzerreißend“, erinnert sie sich. Umso größer war die Freude über den Wiederaufstieg nach 13 Jahren am vergangenen Wochenende. „Immer, wenn ich nicht gerade selbst spielen musste, habe ich geschaut, wie es gerade steht.“
Ihre eigene berufliche wie private Zukunft liegt in Hamburg. Doch Duisburg und der Club Raffelberg werden immer einen Platz im Herzen von Yvonne Frank haben.