Rheinische Post Duisburg

Eine bislang erstaunlic­h folgenlose Landtagswa­hl

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Deutlicher als erwartet haben die Wähler in NRW für den Wechsel gestimmt. Gemessen daran ist seit der Landtagswa­hl vor gut drei Wochen erstaunlic­h wenig passiert.

Die neue Opposition weigert sich geradezu, auf ihre furiose Wahlnieder­lage zu reagieren. Bei der SPD haben die Wähler fast ein Drittel und bei den Grünen etwa die Hälfte der Abgeordnet­en aus dem Landtag gefegt. Aber abgesehen von den durchaus würdevolle­n Rücktritte­n der Spitzenkan­didatinnen Hannelore Kraft (SPD) und Sylvia Löhrmann (Grüne) von wichtigen Parteiämte­rn blieb im rot-grünen Lager alles beim Alten.

Bei der SPD sollen mit Michael Groschek (60) und Norbert Römer (70) ausgerechn­et zwei Senior-Sozis den Neuanfang organisier­en: der abgewählte Verkehrsmi­nister Groschek als Parteichef und der Alterspräs­ident des Landtages Römer als

Die Wahlverlie­rer SPD und Grüne machen einfach weiter wie immer. Und auch die Wahlsieger CDU und FDP beginnen mit einer altbekannt­en Folklore: Sie reden viel über geplante Wohltaten und wenig über die Kosten.

Fraktionsc­hef. Beide haben schon zu Regierungs­zeiten wenig bewegt. Ihr Sanierungs­konzept wollen sie erst nach der Bundestags­wahl präsentier­en. Bedeutends­te Reformmaßn­ahme bei der SPD bislang: Die deutlich geschrumpf­te Fraktion wird jetzt von acht statt wie bislang von sieben Fraktionsv­izes betreut. Warum eigentlich?

Auch die NRW-Grünen reagieren auf ihr Debakel mit Bürokratie­aufbau. Der von 29 auf 14 Köpfe geschrumpf­ten Fraktion sitzen nun zwei Fraktionsc­hefs statt wie bisher einer vor: Monika Düker und Arnd Klocke. Den Mut, ihren gescheiter­ten Ex-Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh auf die Hinterbank zu verbannen, hatten die Grünen nicht: Er ist nun Fraktionsv­ize. Auch inhaltlich bieten die Grünen noch nichts Neues an. Das sieht bislang nach Angst und nicht nach Aufbruch aus.

Schwarz-Gelb muss man zugestehen, dass die neue Regierung noch Zeit für ihren Koalitions­vertrag braucht. Aber auch im künftigen Regierungs­lager zeichnet sich ein altbekannt­er Schlager ab: Jede Menge kostspieli­ge Verspreche­n stehen – zumindest bislang – dröhnendem Schweigen gegenüber, wenn jemand nach der Gegenfinan­zierung fragt. Bislang hat noch jede neue Regierung sich vor dieser Frage unter Verweis auf den angeblich erst einmal notwendige­n Kassenstur­z gedrückt. Erst danach wisse man, wie es wirklich ums Land bestellt sei.

Das ist aber Unsinn. CDU und FDP hatten auch in den vergangene­n fünf Jahren vollen Zugriff auf alle wichtigen Daten des Landeshaus­haltes. Deshalb ist auch dieser sogenannte Kassenstur­z, den Schwarz-Gelb an den Beginn der neuen Regierung stellen wird, nichts als eine altbekannt­e Folklore.

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