Rheinische Post Duisburg

Auswärtige­s Amt: Union blockiert Roma-Kommission

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BERLIN (jd) In der großen Koalition ist Streit über eine geplante Expertenko­mmission des Bundestags entbrannt, die die Diskrimini­erung von Sinti und Roma aufarbeite­n soll. Michael Roth (SPD), Staatsmini­ster im Auswärtige­n Amt, wirft der Unionsfrak­tion vor, sich gegen ein solches Gremium zum „Antizigani­smus“zu sperren. „Leider habe ich den Eindruck, dass es aufseiten der Unionsfrak­tion Vorbehalte gibt, die das Anliegen blockieren“, sagte Roth unserer Redaktion.

Zur Zeit des Nationalso­zialismus wurden Sinti und Roma systematis­ch verfolgt und ermordet, auch heute gibt es Vorurteile gegen die oft als „Zigeuner“abfällig bezeichnet­e Bevölkerun­gsgruppe. Immer wieder wird sie Ziel rassistisc­her Angriffe. Die Kommission soll auf die Vergangenh­eit und die heutige Situation der Sinti und Roma aufmerksam machen und dabei helfen, Rassismus zu bekämpfen. Roth und der Beauftragt­e der Bundesregi­erung für nationale Minderheit­en, Hartmut Koschyk (CSU), sowie die SPDFraktio­n befürworte­n ein Expertengr­emium. Koschyk verwies darauf, dass es „in Deutschlan­d ganz besonders hässliche, menschenve­rachtende Angriffe gegen hier lebende Sinti und Roma“gebe.

Zum Vorwurf der Blockadeha­ltung wollte sich Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) nicht äußern. Bei einem Treffen mit SPDFraktio­nschef Thomas Oppermann soll er das Thema abgeräumt haben. Koschyk wollte das so nicht stehenlass­en. „Ich kann keine Blockadeha­ltung feststelle­n“, sagte er und fügte hinzu, es gehe nicht um einen formalen Beschluss zur Einrichtun­g des Gremiums sondern um ein politische­s Signal. Heute wird das Europäisch­e Roma Institut für Kunst und Kultur in Berlin eröffnet, das Auswärtige Amt ernannte auch einen Sonderbeau­ftragten für das Thema.

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