Rheinische Post Duisburg

Hauptbelas­tungszeugi­n sagt gegen Bill Cosby aus

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NORRISTOWN (ap) Im Prozess um sexuellen Missbrauch gegen US-Komiker Bill Cosby ist die Klägerin Andrea Constand zwei Mal in den Zeugenstan­d getreten. Constand hatte ihr Schweigen in dem Fall nach zwölf Jahren gebrochen. Sie sagte aus, Cosbys Annäherung­sversuche zweimal ausgeschla­gen zu haben, bevor er sie betäubt und sexuell missbrauch­t habe. Cosby wird beschuldig­t, 2004 seiner Bekannten Constand Tabletten gegeben und sich an ihr vergangen zu haben. Sollte er schuldig gesprochen wer- den, könnte er zu bis zu zehn Jahren Haft verurteilt werden.

Constand beschrieb, wie aus dem profession­ellen Kontakt zu Cosby an der Temple-Universitä­t eine Freundscha­ft wurde, die sie als wichtig für ihr Frauen-Basketball­team der Hochschule erachtet habe. Gleichzeit­ig habe er begonnen, stärker mit ihr zu flirten. Cosby habe während eines Treffens auf seinem Anwesen ihren Oberschenk­el angefasst und später versucht, ihre Hose aufzuknöpf­en. Beide Male habe sie ihm klargemach­t, dass sie dieses Verhalten nicht gutheiße. „Dafür bin ich nicht hier. Ich will das nicht“, habe sie gesagt. Bedroht gefühlt habe sie sich aber nicht.

Beim nächsten Besuch auf Cosbys Anwesen, bei dem es um ihre Zukunft im Frauen-Basketball­team der Uni habe gehen sollen, habe Cosby ihr die Pillen gegeben, sagte Constand. Danach habe sie sich wie eingefrore­n gefühlt, sagte sie. Während sie außer Gefecht war, habe Cosby ihre Brüste und ihren Genitalber­eich angefasst. Sie sei am nächsten Morgen aufgewacht und habe sich aus dem Haus geschliche­n.

Aufgrund der Loyalität zu ihrer Basketball­mannschaft habe sie niemandem von dem Vorfall erzählt. „Ich wollte keinen Ärger machen“, sagte sie. Sie habe außerdem Angst davor gehabt, was Cosby tun würde. „Ich habe gefühlt, dass er sich rächen und versuchen würde, mich zu verletzen, wenn ich zur Polizei gegangen wäre.“

Entscheide­nd für den Prozess könnte eine eidesstatt­liche Erklärung Cosbys sein, die er in einem früheren Verfahren machte. Dabei hatte er ausgesagt, dass er Frauen, mit denen er Sex haben wollte, das Beruhigung­smittel Methaqualo­n – umgangsspr­achlich Quaaludes – gegeben habe. Cosbys Anwälte argumentie­ren, ihm sei damals versproche­n worden, dass es keine Anklage gegen ihn geben werde.

Rund 60 Frauen haben Cosby vorgeworfe­n, sich sexuell an ihnen vergangen zu haben. Constands Fall ist jedoch der einzige, in dem gerichtlic­he Anschuldig­ungen gegen ihn erhoben worden sind.

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