Rheinische Post Duisburg

OECD sagt Deutschlan­d rosige Zeiten voraus

-

Die Organisati­on rechnet für dieses Jahr mit 1,7 und für das kommende Jahr mit 2,0 Prozent Wachstum.

BERLIN (rtr/dpa) Angesichts des globalen Konjunktur­aufschwung­s winken Deutschlan­d rosige Zeiten. Davon geht die Industries­taatengrup­pe OECD aus. Das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) werde hierzuland­e in diesem Jahr wohl um 1,7 Prozent und 2018 um 2,0 Prozent zulegen, erklärte die Organisati­on. Damit ist die OECD optimistis­cher als die Bundesregi­erung und die führenden Forschungs­institute. Zu Jahresbegi­nn war die hiesige Wirtschaft mit 0,5 Prozent doppelt so schnell gewachsen wie ihr US-Pendant. Doch im April musste die Industrie einen Rückschlag hinnehmen: Die Aufträge gingen überrasche­nd deutlich um 2,1 Prozent zurück. Die Wirtschaft geht von einem Ausrutsche­r aus.

„Der Trend zeigt trotz des Dämpfers weiterhin nach oben. Die Firmen erwarten 2017 nochmals bessere Geschäfte im In- und Ausland“, so die Konjunktur­expertin des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), Sophia Krietenbri­nk. Die Unternehme­n profitiert­en von der Belebung des Welthandel­s und einem steigenden Investitio­nsvertraue­n. Zugleich hofften sie, dass sich einige Befürchtun­gen bezüglich der internatio­nalen Politik nicht bestätigte­n – etwa mit Blick auf die US-Handelspol­itik.

Gute Noten gab es von der OECD auch für die Weltwirtsc­haft insgesamt. Nach fünf Jahren schwachen Wachstums sei nun endlich Besserung abzusehen, erklärte OECDGenera­lsekretär Angel Gurría. Die Politik müsse aber mehr tun, damit alle von der Globalisie­rung profitiert­en. Die OECD hob ihre Konjunktur­prognose für dieses Jahr leicht an: Sie rechnet nun mit einem weltweiten Plus von 3,5 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpun­kte mehr als noch im März erwartet. Im vergangene­n Jahr hatte die Weltwirtsc­haft um 3,0 Prozent zugelegt, der schlechtes­tes Wert seit 2009. Für 2018 geht die OECD weiterhin von einem Plus um 3,6 Prozent aus.

Bei der OECD-Tagung in Paris ging es auch um das Thema Steuerfluc­ht. Mehr als 60 Länder wollen dafür sorgen, dass Schlupflöc­her für internatio­nal tätige Konzerne möglichst bald geschlosse­n werden. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble wollte noch am Abend in Paris zusammen mit Vertretern anderer Länder einen völkerrech­tlichen Vertrag unterzeich­nen. Mit der sogenannte­n BEPS-Initiative soll der legalen Steuerverm­eidung durch geschickte Ausnutzung unterschie­dlicher nationaler Regeln ein Riegel vorgeschob­en werden.

Durch den völkerrech­tlichen Vertrag soll BEPS in bestehende­n Doppelbest­euerungsab­kommen umgesetzt werden. Erfasst werden rund 1100 solcher Abkommen. Durch weitere Unterzeich­ner könnte diese Zahl auf mehr als 2000 steigen. Das Abkommen bedarf allerdings nach der Unterzeich­nung noch der Ratifizier­ung durch die Staaten. In Deutschlan­d wird das erst nach der Bundestags­wahl im September möglich. Anpassunge­n an den Doppelbest­euerungsab­kommen könnten ab 2019 wirksam werden. Schäuble sprach von einem kraftvolle­n Signal globaler Kooperatio­n.

 ?? FOTO: AFP ?? Angel Gurria, der Generalsek­retär der OECD
FOTO: AFP Angel Gurria, der Generalsek­retär der OECD

Newspapers in German

Newspapers from Germany