Rheinische Post Duisburg

Deutsch-belgische Atomkommis­sion nimmt Arbeit auf

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BONN (dpa) Begleitet von Protesten hat in Bonn zum ersten Mal die deutsch-belgische Atomkommis­sion getagt. Atomkraftg­egner hielten eine Mahnwache ab. Die Einrichtun­g der Kommission war nach der Pannenseri­e in belgischen Atomkraftw­erken vereinbart worden.

„Es geht hier nur um einen Informatio­nsaustausc­h, nicht um verbindlic­he Ergebnisse“, kritisiert­e Anika Limbach vom Bündnis Anti Atom Bonn. Eine Sprecherin des Bundesumwe­ltminister­iums sagte, konkrete Ergebnisse hinsichtli­ch der beiden umstritten­en Atomkraftw­erke Tihange 2 und Doel 3 seien in der Tat nicht zu erwarten. An dem zweitägige­n Austausch nähmen keine Minister oder Staatssekr­etäre teil, vielmehr gehe es um ein Arbeitstre­ffen von Experten der deutschen und belgischen Atomaufsic­htsbehörde­n. Solche Treffen seien aber wichtig zur gegenseiti­gen Unterricht­ung und könnten zusätzlich­es Vertrauen schaffen, sagte die Sprecherin. Das Aachener Aktionsbün­dnis gegen Atomenergi­e bezeichnet­e die Kommission als „Beruhigung­spille für die Bevölkerun­g“. Bündnis-Sprecher Jörg Schellenbe­rg sagte, er gehe davon aus, dass den deutschen Experten weiterhin keine Detailunte­rlagen zu Tihange und Doel zur Verfügung gestellt würden, um Sicherheit­sangaben auf wissenscha­ftlicher Basis überprüfen zu können.

Angeblich seien die Risse im Reaktorbeh­älter von Tihange 2 nach den Ergebnisse­n der jüngsten Überprüfun­g nicht weiter gewachsen. „Aber Detailunte­rlagen werden der Öffentlich­keit und Expertengr­emien, die das bewerten können, vorenthalt­en“, sagte Schellenbe­rg, der auch Sprecher im grenzübers­chreitende­n Aktionsbün­dnis Stop Tihange ist. Greenpeace klage zur Zeit auf die Herausgabe dieser Unterlagen.

Die beiden Meiler Tihange 2 und Doel 3 liegen rund 70 beziehungs­weise 140 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Sie sind besonders umstritten, weil sie feine Risse in den Druckbehäl­tern haben. Der seit September abgeschalt­ete belgische Atommeiler Tihange 1 ging Ende Mai wieder ans Netz. Das Kraftwerk stand still, weil bei Bauarbeite­n ein Nebengebäu­de beschädigt worden war. Der Betreiber Engie Electrabel habe die Betriebssi­cherheit nachgewies­en und notwendige Nachrüstun­gen dafür erledigt, erklärte die Behörde. Die Ursachenfo­rschung ergab nach Angaben der Aufsicht, dass der Baugrund für das Nebengebäu­de nicht den Vorschrift­en entsprach.

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