Rheinische Post Duisburg

Berliner Trickser blamiert

- REINHARD KOWALEWSKY

Es ist erschrecke­nd, welche Fehler die frühere schwarzgel­be Koalition bei ihrer Atompoliti­k machte. Anstatt 2010 offen zuzugeben, dass der Staat und die Atomkonzer­ne mit längeren Laufzeiten für Kernkraftw­erke ein Geschäft zum gegenseiti­gen Vorteil machten, und die Zusatzgewi­nne von Eon, RWE oder EnBW korrekt mit einer zweckgebun­denen Abgabe abzuschöpf­en, wurde tief in die Trickkiste gegriffen: Ein höherer Verbrauch von Brenneleme­nten solle zu höheren Steuern ähnlich zur Kaffeesteu­er führen. So wurde argumentie­rt. Also wurde ein entspreche­ndes Gesetz formuliert, scheinbar getrennt von den Laufzeiten.

Völlig blamiert steht die Politik nun wegen der Niederlage in Karlsruhe da: Obwohl sie kurz nach der Laufzeitve­rlängerung wegen der Atomkatast­rophe von Fukushima dann doch den vorzeitige­n Ausstieg aus der Kernenergi­e beschlosse­n hatte, beharrte sie darauf, dass die Steuer auf Brenneleme­nte trotzdem zu zahlen war. Kein Wunder, dass Eon, RWE und Co. mit der nun erfolgreic­hen Klage zurückschl­ugen.

Dass die Stromkonze­rne darauf verzichten, die Aktionäre am Geldsegen teilhaben zu lassen, ist eine richtige Entscheidu­ng: Im Juli müssen sie 24 Milliarden Euro in den Atomfonds einzahlen, mit dem die Entsorgung der atomaren Altlasten finanziert werden soll. Bleibt zu hoffen, dass die Konstrukti­on des Fonds stabiler ist als der frühere Laufzeitko­mpromiss.

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