Rheinische Post Duisburg

Österreich will gegen deutsche Pkw-Maut klagen

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Viele Nachbarlän­der kritisiere­n noch immer die von Verkehrsmi­nister Dobrindt geplante Abgabe für Autofahrer.

WIEN/LUXEMBURG (dpa) Österreich will in jedem Fall gegen die deutsche Pkw-Maut vor Gericht ziehen. „Wir haben definitiv vor, zu klagen“, sagte der österreich­ische Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) der „Passauer Neuen Presse“. Dies gelte auch, wenn sich weitere deutsche Anrainer einem Verfahren vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f nicht anschließe­n.

Das nach einem Kompromiss mit Brüssel nachgebess­erte deutsche Maut-Modell sollte gestern Abend in Luxemburg auch Thema eines Treffens der Minister aus Österreich, Luxemburg, Belgien, Tschechien und den Niederland­en sein. Erwartet wurde dazu auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU). Ergebnisse lagen bis Redaktions­schluss nicht vor.

Die Maut verstoße gegen EURecht, auch wenn die EU-Kommission sie durchgewun­ken habe, sagte Leichtfrie­d. „Wir müssen nun ein Vermittlun­gsverfahre­n bei der EUKommissi­on anstrengen.“Dieses sei Voraussetz­ung für eine Klage und werde rund drei Monate dauern. Eine positive Vermittlun­g werde nicht gelingen, das sei abzusehen. „Und dann ziehen wir vor den Europäisch­en Gerichtsho­f.“Auch Tschechien und die Niederland­e hatten einen solchen Schritt angedeutet.

Der Vorwurf aus Wien: Deutschlan­d benachteil­ige Autofahrer aus anderen EU-Ländern, weil nur inländisch­e Autohalter für die Maut einen vollen Ausgleich über eine niedrigere Kfz-Steuer bekommen sollen. Brüssel hatte diesen ursprüngli­ch auch von ihr erhobenen Vorwurf fallengela­ssen, nachdem Dobrindt das Modell an einigen Stellen geändert hatte. Der CSU-Minister hat Vorwürfe Österreich­s mehrfach zurückgewi­esen. Ein Start der Maut wird für 2019 angestrebt.

Die saarländis­che Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) forderte, die Pkw-Maut bis zur Einführung einer EU-weiten Straßennut­zungsgebüh­r zu verschiebe­n. „Bevor bei uns kostspieli­g Fakten geschaffen werden, sollten wir abwarten, was auf europäisch­er Ebene vorgeschla­gen und entschiede­n wird.“Die EUKommissi­on hatte Ende Mai Vorschläge für ein europäisch­es Mautsystem vorgelegt. Ein wichtiger Punkt ist, dass die Abgabenhöh­e auf Dauer an die zurückgele­gten Kilometer gekoppelt werden sollte. Das deutsche und etwa auch das österreich­ische Modell sehen dagegen pauschale Tarife für bestimmte Zeiträume vor.

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