JOACHIM BUSCH Jede Menge Herausforderungen
Joachim Busch ist neuer Direktor des Amtsgerichts Duisburg. Der 51-jährige Richter führt mit 250 Mitarbeitern das drittgrößte Amtsgericht im OLG-Bezirk Düsseldorf.
Herr Busch, wurde Ihnen schon an der Wiege gesungen, dass Sie einmal Richter sein würden? BUSCH Nein, das nicht. Meine Eltern waren Lehrer. Und das wäre mein zweiter Berufswunsch gewesen. Aber meine Begeisterung für die Juristerei begann schon in der Schule. Und es war mir recht schnell klar, dass ich in den Richterdienst wollte. Haben Sie eher eine Vorliebe für das Zivilrecht oder für das Strafrecht? BUSCH Ich habe beides in meiner Laufbahn ungefähr zu gleichen Teilen gemacht. Und ich mache beides gleich gerne. Was ist das Besondere am Amtsgericht Duisburg? BUSCH Das Amtsgericht Duisburg ist mit 250 Beschäftigten das drittgrößte im Bezirk des Oberlandesgerichts Düsseldorf – damit hebt es sich schon ab. Und da es zudem ein Amtsgericht am Sitz eines Landgerichts ist, gibt es eine Reihe von Zuständigkeiten, bei denen das Amtsgericht für die ganze Stadt Duisburg oder sogar den ganzen Landgerichtsbezirk zuständig ist, wie etwa Haftsachen, das Handelsregister, Insolvenzsachen oder Steuer- und Umweltstrafsachen. Und die bauliche Seite? BUSCH Die ist in der Tat ziemlich besonders. Allein schon, weil das Amtsgericht auf zwei Gebäude am König-Heinrich-Platz und an der Kardinal-Galen-Straße verteilt ist. Das bedeutet viel Aufwand beim Aktentransport und weniger Flexibilität beim Personaleinsatz. Die Vision, die Nebenstelle an der KardinalGalen-Straße durch einen Erweiterungsbau auf dem Gelände der früheren JVA überflüssig zu machen, gibt es schon seit Jahren. Aber es fehlt eine Entscheidung des Landes. Wir stehen auf der Prioritätenliste offenbar nicht oben. Mit welchen Problemen hat das Amtsgericht Duisburg zu kämpfen? BUSCH Natürlich ist das Personal knapp, wie andernorts auch. Aber noch viel dramatischer ist, dass das Personal im Mittelbau – also in den Geschäftsstellen und im Servicebereich – stark überaltert ist. Fast die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich ist über 55 Jahre alt. Die werden uns innerhalb der nächsten zehn Jahre verlassen. Und abgesehen davon, dass wir viel zu wenige frisch ausgebildete Kräfte zur Verfügung haben, geht damit eine ungeheure Menge von Wissen und Berufserfahrung verloren. Es wird sehr schwierig werden, das zu kompensieren. Und was sagt der Jurist Busch sonst so über Duisburg? BUSCH Duisburg hat wie andere Städte der Region eine schwierige Sozialstruktur, insbesondere einen hohen Migrantenanteil, und leidet unter einer hohen Zahl von „reisenden Tätern“. Das ist insbesondere für die Strafgerichtsbarkeit eine große Herausforderung. Ich kenne ähnliche Strukturen auch aus meiner Zeit als Direktor in Oberhausen. Aber Duisburg ist da noch eine Nummer schärfer. Hilft da das mit viel Getöse vor einigen Monaten propagierte beschleunigte Strafverfahren? BUSCH Ich halte das für eine sehr vernünftige Maßnahme. Die Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft läuft da auch absolut reibungslos. Im Hinblick auf die Zahl der bei uns eingehenden Verfahren haben wir aber durchaus noch Luft nach oben. Welche Herausforderungen warten auf das Amtsgericht? BUSCH Ich will da mal eine herausgreifen: Ab 1. Januar kommenden Jahres muss die Justiz in der Lage sein, Zivilklagen und Anträge elektronisch entgegenzunehmen. Sinnvoll wäre es, wenn wir die Sachen dann auch elektronisch weiterleiten und bearbeiten könnten. Aber das wird erst in einigen Jahren so weit sein. Bis dahin müssen wir die elektronischen Eingänge leider ganz herkömmlich ausdrucken. Ich hoffe, dass wir nun wenigstens rechtzeitig leistungsfähige Drucker dafür erhalten... Und welche Schwerpunkte oder Herausforderungen haben Sie sich für Ihre Tätigkeit in Duisburg selbst gesetzt? BUSCH Sind das denn nicht schon genug Herausforderungen? Aber mal im Ernst: Ich habe hier ein trotz aller Schwierigkeiten gut funktionierendes Gericht vorgefunden. Dafür möchte ich mich bei meiner Amtsvorgängerin, Renate Nabbefeld-Kaiser, meiner Geschäftsleitung und den Mitarbeitern des Amtsgerichts sehr bedanken. Meine Hauptaufgabe wird aber auch darin bestehen, die Mitarbeiter immer wieder neu zu motivieren. Wie viel Stunden arbeitet denn so ein Amtsgerichtsdirektor in der Woche? BUSCH Auf dem Papier 41. Aber entgegen landläufiger Vorstellungen ist das kein Job, bei dem man mittags mal eben eine Stunde Tennis spielen geht. Und was macht Joachim Busch, wenn er doch mal Freizeit hat? BUSCH Ich tanze leidenschaftlich gern argentinischen Tango. Es wur- de schon gewitzelt, dass ich damit zwei wesentliche Voraussetzungen eines Behördenleiters mitbringe: Taktgefühl und Führungsqualitäten. Ich hoffe nur, dass dies nicht nur beim Tanzen, sondern auch bei meiner täglichen Arbeit erkennbar wird. Wird Duisburg nur ein Zwischenstopp für Sie, oder werden Sie hier länger sein? BUSCH Ich freue mich sehr, hier angekommen zu sein. Und nein, ich bin nicht auf der Durchreise, sondern möchte eine ganze Weile bleiben. Und obwohl mein Lebensmittelpunkt ja in Düsseldorf und in Köln ist, wo meine Freundin lebt, freue ich mich natürlich darauf, auch privat den ein oder anderen Kontakt in die Stadt Duisburg zu knüpfen.