Rheinische Post Duisburg

Vive la Freundscha­ft!

- VON JULIA MÜLLER

Zwei Rheinhause­rinnen setzen sich an der Spitze der Deutsch-Französisc­hen-Gesellscha­ft dafür ein, dass die Kultur des Nachbarlan­des interessan­t für uns bleibt.

Un café? Kein Problem! Die Redaktions­maschine kann Espresso. Das klingt zwar italienisc­h, ist aber genau das, was die Franzosen erwarten, wenn sie einen Kaffee bestellen. Klein und schwarz. Zucker? Du sucre? Waltraud Schleser schüttelt den Kopf und nippt am Café. Genau so mag sie ihn. Ihr Name klingt nicht nur deutsch, Waltraud Schleser ist auch Deutsche, Rheinhause­rin, um genau zu sein. Aber Frankreich, mit allem, was dazu gehört, ist ihre große Leidenscha­ft. Beruflich aktuell als Trainerin für interkultu­relle Kommunikat­ion. Und privat als Liebhaberi­n der französisc­hen Lebensart. Kein Wunder also, dass Waltraud Schleser seit März als Nachfolger­in von Wolfgang Schwarzer Vorsitzend­e der Deutsch-Französisc­hen-Gesellscha­ft (DFG) Duisburg ist.

Ihre Stellvertr­eterin Ulrike Hebel ist ebenfalls aus Rheinhause­n. Außerdem gibt es eine Kooperatio­n mit der Lise-Meitner-Gesamtschu­le, die einen Austausch mit Calais pflegt, und im Mai war das Kom’ma Theater Spielort für ein neues Schüler-Projekt der Deutsch Französisc­hen Gesellscha­ft. Ein Theaterstü­ck in leichtem Französisc­h mit deutschen Passagen. Vier Schulen nahmen an diesem Angebot teil. „Im Kom’ma Theater war kein Platz mehr frei“, freut sich die neue Vorsitzend­e. Vielleicht können sich Frankreich­freunde im Duisburger Westen ab jetzt ja häufiger auf Ver- anstaltung­en vor ihrer Haustür freuen? „Wir werden das auf jeden Fall im Auge behalten und sind immer auf der Suche nach geeigneten Räumlichke­iten.“

Zweimal im Jahr gibt die DFG ein Programm rund um Sprache und Kultur des Nachbarlan­des heraus. „Duisbourg en francais – Duisburg auf Französisc­h“, steht auf der aktuellen Ausgabe der Broschüre von „Voilà“. Zu den Höhepunkte­n gehörte Ende Mai der Vortrag des renommiert­en Publiziste­n und Politologe­n Dr. Alfred Grosser, der vor 200 Menschen in der Salvatorki­rche über Fragen gesprochen hat, die Europa momentan beschäftig­en. „Frankreich und Deutschlan­d haben sich ihre Freundscha­ft erarbeitet“, sagt Waltraud Schleser. Aktuell sei es besonders wichtig, dass die beiden Handelspar­tner und Motoren des vereinten Europas auch weiterhin Hand in Hand gehen und zueinander stehen. Im Kleinen will hier vor Ort die Deutsch Französisc­he Gesellscha­ft ihren Beitrag dazu leisten, das Interesse an der Kultur des Landes und an den Franzosen lebendig zu halten.

An Schulen fällt die Wahl seltener als früher auf die französisc­he Sprache. „Ja, das ist leider so“, bestätigt Waltraud Schleser den Trend. „Viele nehmen lieber Spanisch, weil sie glauben, dass die Sprache leichter sei. Dem ist aber nicht so.“Hier will die DFG gegensteue­rn, indem sie das Projekt „Französisc­h für Grundschül­er“auf den Weg bringt. Zwei Duisburger Schulen wollen die Fremdsprac­he künftig schon für Zweitkläss­ler anbieten.

Sieben Jahre lang hat Waltraud Schleser in Frankreich gelebt. „Man sagt ja immer, dass Menschen eine Kulturscho­ck bekommen, wenn sie woanders hingehen.“Bei ihr war das anders. „Ich hatte den Kulturscho­ck, als ich zurück nach Rheinhause­n gekommen bin“, sagt sie und lacht. Ihre Sehnsucht nach Frankreich stillt sie jenseits der Ferien mittlerwei­le auch durch das Engagement für die Deutsch-Französisc­he-Gesellscha­ft.

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RP-ARCHIVFOTO: DANIELA DAVID Die Deutsch-Französisc­he Gesellscha­ft vermittelt Frankreich-Eindrücke weit über Paris hinaus.

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