Rheinische Post Duisburg

Löw ist mit dem Debütanten­ball „sehr zufrieden“

- VON PATRICK SCHERER

Der Bundestrai­ner findet nach dem 1:1 in Dänemark: „Es gab mehr Plus als Minus.“

KOPENHAGEN Einer nach dem anderen durfte seinen Spruch aufsagen. Sie unterschie­den sich nur marginal voneinande­r. Tenor: Wir sind froh, dabei zu sein, und für den Anfang war das gar nicht so schlecht. Gleich sechs Debütanten schickte Bundestrai­ner Joachim Löw beim 1:1 im Testspiel in Dänemark auf den Platz. Kein Wunder also, dass im BröndbySta­dion in Kopenhagen aus deutscher Sicht noch nicht alles nach Plan verlief. „Das war eine gute Standortbe­stimmung gegen eine Mannschaft aus Dänemark mit vielen erfahrenen Spielern, die sehr eingespiel­t war. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe nach nur einer Trainingse­inheit“, betonte Löw.

Neben Kevin Trapp, Sandro Wagner, Kerem Demirbay, Amin Younes und Marvin Plattenhar­dt durfte auch Lars Stindl erstmals das Trikot der A-Nationalma­nnschaft tragen. „Ich war überrascht, dass ich gleich von Beginn an ran durfte und dann auch noch über die gesamte Spielzeit. Das hat mich gefreut“, sagte der Kapitän von Borussia Mönchengla­dbach. Stindls Spiel war sinnbildli­ch für den Auftritt der deutschen Mannschaft. Prädikat: Stets bemüht, aber ohne große Durchschla­gskraft. „Ich habe versucht, das einzubring­en, was mich auszeichne­t. In der ersten Halbzeit war das ein ordentlich­es Spiel von uns mit einer guten Spielanlag­e“, sagte der 28-Jährige. „Ich wollte Sandro vorne unterstütz­en, aber die Dänen standen sehr tief, haben es uns nicht einfach gemacht.“

Deshalb bewegte sich Stindl um den deutschen Stoßstürme­r herum, versuchte so wenig ausrechenb­ar wie möglich zu sein. Das brachte ihm dann auch ein Lob vom Bundestrai­ner ein: „Lars Stindl hat es ganz geschickt gemacht, zwischen den Linien zu spielen. Technisch sehr sauber. Er hatte viele Ballkontak­te und war schwer zu greifen für die Dänen, weil er immer die Positionen ein bisschen verändert hat“, sagte Löw.

Und doch zeigte sich wieder, dass die deutsche Elf große Probleme damit haben kann, Lücken aufzutun, wenn sich ein Team um den eigenen Strafraum einigelt. „Es ist nicht so einfach mit dem neu zusammenge­würfelten Haufen“, sagte Sandro Wagner, brachte damit eine nachvollzi­ehbare Entschuldi­gung vor und gelobte alsbald Besserung: „Wir müssen uns im Training finden, um dann auch den letzten Pass an den Mann zu bringen.“Der Hoffenheim­er Stürmer war nicht nur mit sei- nem ersten Einsatz zufrieden, sondern auch mit dem Sturmpartn­er: „Es ist einfach mit Lars Stindl zu spielen. Er ist ein super Spieler, ein sehr intelligen­ter Spieler.“

Der späte Ausgleich durch Joshua Kimmich (88.) nach eher zufälliger Vorarbeit von Stindl brachte Löw dann auch zur Schlussfol­gerung, dass es nach Christian Eriksens Führungsto­r (18.) „mehr Plus als Minus“gab. Zu den positiven Erscheinun­gen gehörte der Interimska­pitän Julian Draxler, der mit einer regenbogen­farbenen Binde am Arm als Zeichen gegen Homophobie im Fußball auflief. Der 23-Jährige nahm die Rolle als Führungssp­ieler an, forderte immer wieder den Ball. Einzig: Auch er vermochte es nicht, den entscheide­nden Pass zu spielen. Löw will dennoch beobachtet haben, dass man sich „gute Möglichkei­ten herausgesp­ielt“habe. In Wahrheit waren die größten Torchancen aber ein Fernschuss von Leon Goretzka und ein Kopfball von Matthias Ginter nach einer Ecke.

Am Samstag wartet im WM-Qualifikat­ionsspiel in Gestalt von San Marino (20.45 Uhr/RTL) ein Gegner, der sich einzig und allein auf die Defensive konzentrie­ren wird. Allerdings dürfte der Qualitätsu­nterschied so eklatant groß sein, dass alles andere als ein deutlicher Sieg eine große Überraschu­ng wäre. Oliver Bierhoff weiß, dass das zahlende Publikum beim Heimspiel in Nürnberg unterhalte­n werden will.

Für gute Stimmung im Team werden derweil die Debütanten sorgen. Sie müssen sich den Einstandsr­itualen – wie Gesangsein­lagen – stellen. Stindl: „Was ich so gehört habe, wird das jetzt die Tage noch auf mich zukommen. Damit muss ich fertig werden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany