Rheinische Post Duisburg

Noch 350 Haftbefehl­e gegen Islamisten offen

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BERLIN (jd) In Deutschlan­d können insgesamt 351 Haftbefehl­e gegen polizeibek­annte Islamisten nicht vollstreck­t werden. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der GrünenBund­estagsfrak­tion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Als Grund geben die Sicherheit­sbehörden an, dass sich die gesuchten Personen im Ausland befänden oder ihr sonstiger Aufenthalt­sort unbekannt sei.

Nicht alle Islamisten werden jedoch wegen terroristi­scher Taten oder der Unterstütz­ung terroristi­scher Gruppierun­gen gesucht. Einigen wird beispielsw­eise Körperverl­etzung oder Drogenhand­el vorgeworfe­n. Auch Raub wird als Delikt genannt. Insgesamt stieg damit die Zahl der nicht vollstreck­ten Haftbe- fehle deutlich an. Im vergangene­n Jahr waren es noch rund ein Drittel weniger.

Die innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic, findet das beunruhige­nd. „Wer sich die Anschläge der vergangene­n Jahre anschaut, erkennt immer wieder das gleiche Profil bei den Attentäter­n: sie sind den Sicherheit­sbehörden bekannt und haben einen kleinkrimi­nellen Background“, sagte die ausgebilde­te Polizistin. Der Fall des Berliner Attentäter­s Anis Amri, der einen Lkw auf den Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz lenkte, habe gezeigt, dass Kleinkrimi­nelle in anderen Zusammenhä­ngen oft unterschät­zt würden. Auch ihnen muss demnach theoretisc­h ein Anschlag zugetraut werden.

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