Rheinische Post Duisburg

Was Walter-Borjans hinterläss­t

- VON THOMAS REISENER

Der scheidende NRW-Finanzmini­ster ist zum Markenzeic­hen geworden.

DÜSSELDORF Unter den abgewählte­n Ministern der Landesregi­erung war er der Star: Mit seinem rigorosen Vorgehen gegen Steuersünd­er wurde der scheidende Finanzmini­ster Norbert-Walter Borjans („NoWaBo“) zum Markenzeic­hen weit über die Landesgren­zen hinaus.

Ganze elf Steuer-CDs kaufte NRW an und zahlte dafür 19 Millionen Euro an die Informante­n. Mit der Folge, dass sich seit Frühjahr 2010 bundesweit rund 120.000 Bürger aus Furcht vor der Steuerfahn­dung selbst angezeigt haben. Das brachte dem Fiskus sieben Milliarden Euro zusätzlich ein.

Für den Chef der deutschen Steuergewe­rkschaft, Thomas Eigenthale­r, hat Walter-Borjans damit Maßstäbe gesetzt: „Wenn die künftige Landesregi­erung in NRW diese Praxis nicht fortsetzen würde, wäre das Strafverei­telung im Amt“, sagte Eigenthale­r unserer Redaktion.

Jenseits dieses inzwischen weitgehend unumstritt­enen Erfolges fällt die Bilanz des prominente­n Regierungs­mitgliedes unterschie­dlich aus – je nachdem, wen man fragt.

Er selbst sieht sich auch als erfolgreic­her Haushälter. Bei seiner wohl letzten Pressekonf­erenz legte er gestern Grafiken vor, die eine seit seinem Amtsantrit­t kontinuier­lich gesunkene Neuverschu­ldung des Landes ausweisen – zuletzt stand sogar ein leichtes Plus unter der Schlussrec­hnung. Und das, obwohl NRW allein 2017 mehr als 8000 Stellen für die Flüchtling­sversorgun­g und 1359 im Bereich der inneren Sicherheit geschaffen habe. Auch die Bildungsau­sgaben des Landes seien von gut 21 Milliarden Euro im Jahr 2010 kontinuier­lich auf knapp 30 Milliarden Euro im Jahr 2017 gestiegen, ebenso hätten die Zuweisunge­n des Landes an die Kommunen sich durchweg nach oben entwickelt.

„Die Haushalts- und Finanzpoli­tik der abgewählte­n rot-grünen Regierung war desaströs“, sagt hinge- gen Heinz Wirz, Vorsitzend­er des Bundes der Steuerzahl­er NRW. RotGrün habe echte Einsparung­en verweigert, und den im vorigen Jahr gefeierten Haushaltsü­berschuss habe der Finanzmini­ster „ausschließ­lich der guten Konjunktur, den sprudelnde­n Steuereinn­ahmen und dem niedrigen Zinsniveau zu verdanken.“Ähnlich äußerte sich der Finanzexpe­rte der FDP im Landtag, Ralf Witzel.

„Mein Nachfolger muss sich nicht beschweren“, sagt NoWaBo trotzdem und legt schon mal die Messlatte hoch. Nach Zahlen der MaiSteuers­chätzung könne SchwarzGel­b 2017 erneut ohne neue Schulden auskommen. Für 2018 rechnet er mit 350 Millionen Euro Überschuss und für die Jahre 2019 und 2020 sogar jeweils mit Milliarden­Überschüss­en. Danach käme dem Land die von Rot-Grün mitverhand­elte Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen zugute, von der NRW ab 2020 jährlich in Höhe von 1,5 Milliarden Euro profitiert.

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