Rheinische Post Duisburg

Plötzlich Multimilli­onär

- VON MILENA REIMANN

Ein Lotto-Spielschei­n aus dem Raum Düsseldorf ist fast 30 Millionen Euro wert. Sein Besitzer oder seine Besitzerin hat am Mittwoch den Jackpot geknackt. Westlotto erklärt, was man nach einem Gewinn tun sollte – und was nicht.

DÜSSELDORF Die Chance auf sechs Richtige liegt bei 1:14 Millionen. Und was das bedeutet, erklärte ein Matheprofe­ssor einmal so: Legt man 14 Millionen 1-Euro-Münzen nebeneinan­der auf den Boden, ist die Reihe 320 Kilometer lang. Markiert man eine Münze und bittet jemanden, sich ein Geldstück aus der Reihe auszusuche­n – dann ist die Wahrschein­lichkeit, eben diese eine Münze zu finden, so hoch wie einen Sechser im Lotto zu bekommen. Bei einem Sechser plus Superzahl wäre die Münz-Strecke sogar 3200 Kilometer lang.

Auf einem Spielschei­n, der im Raum Düsseldorf gekauft wurde, hat jemand genau das geschafft: Er oder sie hat diese eine Reihe getippt, mit der der Jackpot am Mittwoch geknackt wurde. Eine Wahrschein­lichkeit von eins zu 140 Millionen. Der Glückspilz darf sich nun über einen Gewinn von fast 30 Millionen Euro freuen. Wer der Glückliche ist, weiß Westlotto noch nicht: Es wurde mit einem anonymen Spielschei­n gespielt. Der Gewinner muss sich nun also bei Westlotto melden.

Dafür geht man am besten nicht in eine Annahmeste­lle, rät Westlotto, sondern meldet sich beim Lotto-Kundenserv­ice. Der stellt dann durch spezifisch­e Nummernabf­ragen vom Spielschei­n sicher, dass es sich um den echten Gewinner handelt. Dann folgt schon ein erstes Telefonat mit sogenannte­n Gewinnerbe­treuern – Personal, das extra geschult wurde, um mit Gewinnern behutsam umzugehen. Allen Großgewinn­ern – das sind für Lotto alle Spieler, die mindestens 100.000 Euro gewonnen haben – wird dann ein persönlich­es Gespräch angeboten. Denn wer plötzlich so viel Geld bekommt – der höchste Gewinn in NRW lag bei fast 38 Millionen Euro, steuerfrei – dem stellen sich Fragen.

„Das sind in der Regel sehr lange Gespräche“, sagt Martin Gruse von Westlotto. „Wir raten den Gewinnern, ruhig zu bleiben und vor allem sich bedeckt zu halten.“Wer sich statt eines alten VWs plötzlich einen Porsche vor die Tür stelle, würde in der Nachbarsch­aft schnell auffallen. Auch sollte man sich das Geld nicht zu einer Dorfbank überweisen lassen, um weiterhin anonym zu bleiben. Den wohl ersten Gedanken, nie wieder zu arbeiten, würden die Gewinner oft gar nicht umsetzen. Umfragen hätten gezeigt, dass nur wenige Menschen nach einem Geldgewinn ihre Arbeit niederlege­n würden. „Die meisten Menschen arbeiten gerne, der Mensch braucht das ja auch“, sagt Gruse.

Der Traum vom Lottogewin­n hat inzwischen viele Geschichte­n geschriebe­n. Welche davon wahr sind und welche nur Legenden, ausgeschmü­ckte Anekdoten oder gar Erfindunge­n, das vermag selbst Westlotto nicht zu sagen. Denn nach dem langen Beratungsg­espräch sind die Gewinner sich selbst überlassen. Die meisten, so Gruse, würden wohl den Rat von Westlotto befolgen, anonym zu bleiben und ihr Geld anzulegen. Doch manch einer sucht dennoch die Öffentlich­keit. Und so gibt es Geschichte­n wie diese: Einer der ersten Lottogewin­ner soll in den 50er Jahren ein

Schild an seinen Laden gehängt haben mit der Aufschrift: „Wegen Reichtums geschlosse­n.“Angeblich starb er als armer Mann im Obdachlose­nheim.

Auch die Brauerei des Kultgeträn­ks Bionade soll durch einen Lottogewin­n vor der Insolvenz gerettet worden sein – und schaffte wenige Jahre später den Durchbruch mit ihrer Bio-Limo. Und dann gibt es noch die Geschichte von „Millionen-Michi“. In den 90er Jahren gewann er 2,7 Millionen Mark, damals war er arbeitslos. Er verschenkt­e Geld an Eltern und die neun Geschwiste­r, kaufte eine sehr teure Uhr und eröffnete ein Autohaus. Weil er keinen Führersche­in hatte, kaufte er sich ein Auto und stellte einen Chauffeur an. Trotzdem fuhr er dutzende Male ohne Führersche­in und landete drei Jahre nach seinem Gewinn im Gefängnis. Während seiner Haft ging seine Ehe in die Brüche und das Autohaus pleite. Angeblich spielte er auch nach der Haft wieder Lotto – immer mit denselben Zahlen.

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FOTO: THINKSTOCK Bitte nicht diese Zahlen mit Ihrem Schein abgleichen: Dies sind nicht die Glückszahl­en! Die richtigen lauteten 6, 17, 18, 28, 33, 37 sowie die Superzahl 4.

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