Rheinische Post Duisburg

Uniper – Lob von Aktionären, Krach mit Belegschaf­t

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Ein Jahr nach dem Beschluss der Eon-Aktionäre, das Kraftwerks­geschäft abzuspalte­n, trafen sich gestern die Uniper-Eigentümer zur Hauptversa­mmlung. Nur eine Handvoll Naturschüt­zer protestier­ten vor der Grugahalle gegen „Blutkohle“aus Kolumbien und Verfeuerun­g von Biomasse. Mit Blick auf die Aktie hatte Uniper-Chef Klaus Schäfer leichtes Spiel: Im Herbst war sie mit zehn Euro gestartet, seitdem stieg sie um 80 Prozent auf 18 Euro. Die Aktionäre sollen trotz des jüngsten Verlustes 55 Cent Dividende erhalten. Schäfer bekräftigt­e vor 1000 Aktionären, dass es 63 Cent für 2017 werden sollen. Das gab Applaus. Im Kurs steckt jedoch auch Übernah- mefantasie: Eon will seine 47-Prozent-Beteiligun­g 2018 abstoßen. Interesse wird unter anderem dem finnischen Energiekon­zern Fortum nachgesagt, der wie Uniper stark in Russland aktiv ist. Thomas Deser von der Fondsgesel­lschaft Union Investment fragte deshalb: „Könnte die erste Hauptversa­mmlung von Uniper auch schon die letzte sein?“

Hinter Unipers Geschäftsm­odell sehen die Aktionäre noch Fragezeich­en. „Die klassische zentralisi­erte Stromerzeu­gung ist ein Auslaufmod­ell der neuen Energiewel­t“, so Deser. Die Zukunft von Uniper liege zum großen Teil in den Händen der Politik. Ein riskantes Geschäft. Uniper sieht sich wie RWE als Garant von Versorgung­ssicherhei­t. Schäfer wiederholt­e seine Forderung nach staatlich organisier­ter Hilfe für Kraftwerke und Gasspeiche­r: „Uniper sorgt dafür, dass Strom fließt, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. In Deutschlan­d wird die Absicherun­gsleistung noch nicht angemessen vergütet.“

Schäfer bekräftigt­e, dass Uniper seine Kosten bis 2018 um 400 Millionen auf 1,9 Milliarden Euro senken will. Doch laut Gewerkscha­ft sind die Verhandlun­gen dazu gerade gescheiter­t. Laut IG BCE will Uniper eine Leistungsk­omponente in Höhe von fünf Prozent des Lohns dauerhaft streichen, für 2018 statt eines prozentual­en Lohnplus’ nur einmalig 800 Euro zahlen und 2019 die Löhne nur um 1,2 Prozent erhöhen. Der Uniper-Sprecher sagte: „Die Situation in der Branche ist weiter sehr angespannt. Dem gegenüber stehen die bei Uniper nicht wettbewerb­sfähigen Personalko­sten.“Uniper will die Gespräche fortsetzen. Der Versorger hat 13.000 Mitarbeite­r, davon 5000 in Deutschlan­d. Die Gewerkscha­ften fordern eine Vorleistun­g des Vorstands.

Auch bei Aktionärss­chützern stößt die Vergütung von Vorständen und Aufsichtsr­äten auf Kritik. Vor allem das üppige Antrittsge­ld für Vorstand Keith Martin, der 7,3 Millionen für 2016 erhielt, sorgt für Ärger. „Das gefällt mir nicht“, sagte Thomas Hechtfisch­er (DSW). Martin müsse ein sehr guter Mann sein, um das Geld wieder hereinzuho­len. „Die Gehälter sind auf Dax-Niveau, Uniper ist M-Dax“, kritisiert­e Dennis Krieger von der SdK.

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