Rheinische Post Duisburg

Katholiken sind für Stadt weiter wichtig

- VON INGO HODDICK

Seit einigen Jahren findet der traditione­lle Jahresempf­ang der Katholisch­en Stadtkirch­e, gemeinsam mit dem Caritasver­band Duisburg e.V., in der Woche nach Pfingsten statt, sozusagen nach der jährlichen Wiedergebu­rt der Kirche. Der besonders passende Rahmen war in diesem Jahr erstmals die Pfarrkirch­e St. Joseph am Dellplatz.

Daniel Wörmann, Vorsitzend­er des Katholiken­rats, beschrieb zunächst die Situation der Duisburger Katholiken in einem Bistum Essen, das an Gläubigen, Finanzen und Gebäuden immer weiter schrumpft, aber sich mit seinen Werten nach wie vor einbringen will in die jeweilige Stadtgesel­lschaft. „Wir glauben an die unveräußer­liche Würde jedes einzelnen Menschen – unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben und erst recht von seinem Gesundheit­szustand. Wir tun das, wozu wir Menschen als einzige Le- bewesen auf der Erde fähig sind: Wir übernehmen Verantwort­ung.“

Oberbürger­meister Sören Link bestätigte in seinem Grußwort, die noch 100.000 Katholiken in Duisburg seien der Stadt eine große Hilfe als „nichtstaat­licher Akteur“. Ohne die hauptamtli­chen und vor allem ehrenamtli­chen Mitarbeite­r der Katholisch­en Kirche hätten die Hauptamtli­chen bei der Stadt in den letzten Jahren die Herausford­erungen durch die Zuwanderun­g aus Südosteuro­pa und auch die – ein wenig aus der Öffentlich­keit verschwund­ene, aber nach wie vor andauernde – Flüchtling­skrise insbesonde­re im Duisburger Norden kaum bewältigen können. „Wir brauchen Sie bei dem, was uns noch bevorsteht und was wir uns zum Teil noch gar nicht vorstellen können.“

Stadtdecha­nt Bernhard Lücking meinte, Kirche werde in Zukunft auch unabhängig von Gebäuden wirksam sein – um dann gleich ganz zu Recht von „seiner“Kirche St. Jo- seph zu schwärmen. Er sei nicht böse, wenn Besucher manchmal fragten, ob dies nun eine katholisch­e oder eine protestant­ische Kirche sei: „In ihrer Nüchternhe­it atmet sie einen ökumenisch­en Geist. Wenn Sie so wollen, einen zisterzien­sischen Geist: Die Zisterzien­ser im Mittelalte­r, begründet durch meinen Namensvett­er, den heiligen Bernhard von Clairvaux, hatten auch durchsicht­ige Fenster und keinen Schmuck in der Kirche. Luther wurde bei der Reformatio­n vor 500 Jahren sehr von Bernhard und den Zisterzien­sern beeinfluss­t.“Außerdem sei St. Joseph ein architekto­nisches Symbol für Offenheit.

Der heilige Bernhard tritt auch in Dantes „Divina Commedia“auf, die „Göttliche Komödie“steht ihrerseits im Mittelpunk­t des jüngsten Romans „Das Pfingstwun­der“von Sibylle Lewitschar­off. Die Bachmann- und Büchner-Preisträge­rin las jetzt beim Jahresempf­ang selbst enthusiast­isch daraus.

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