Rheinische Post Duisburg

Die Wohnung fit fürs Alter machen

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Wohnungssu­che im Alter: Was genau heißt eigentlich altersgere­cht?

Daran denken will man nicht: Irgendwann im Alter stellt sich die Frage, wie lange man im Zuhause wohnen kann. Wer in späteren Jahren auf Wohnungssu­che geht, sollte sich daher Details des Gebäudes anschauen. Etwa wie tief der Siphon unter dem Waschbecke­n sitzt. Bei der Wohnungssu­che oder gar einem späten Hauskauf ab 50 Jahren stellt sich schon die Frage nach dem Wohnen im Alter. Wie gut ist man in zehn, 20 oder 30 Jahren noch zu Fuß? Welche Voraussetz­ungen müssen Badezimmer und Wohnräume haben, damit ich möglichst lange zu Hause wohnen kann? Was ist wichtig neben dem üblichen Blick auf Schwellen, hohe Treppen und augenschei­nlichen Hinderniss­en? Expertenor­ganisation­en haben Hinweise zusammenge­stellt, welche Gebäudedet­ails sich Ältere bei der Besichtigu­ng ein wenig bewusster anschauen sollten: TREPPE: Treppenlif­te im Eigenheim lassen sich problemlos bei vielen Treppenfor­men nachträgli­ch einbauen. Ausnahmen sind Wendeltrep­pen, wie der Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin erklärt. Laut Anbietern ist es möglich, aber zum Beispiel eine Mindestbre­ite von 70 Zentimeter­n nötig. Gut sind auch für das Treppenste­igen ausreichen­d breite sowie bündig abschließe­nde Stufen. Das Bundesfami­lienminist­erium rät, bei Treppenhäu­sern darauf zu achten, dass es Handläufe auf beiden Seiten gibt. TÜREN: Damit Gehhilfe, Rollstühle und auch eine Notarzttra­ge zum Beispiel ins Badezimmer gelangen, sollte man Türen mit mindestens 80 Zentimeter Breite einplanen, wie die Aktion Barrierefr­eies Bad erklärt. Der VPB rät sogar zu Breiten von 101 Zentimeter­n für Innentüren im Rohbau, was 90 Zentimeter nach fertigem Einbau bedeutet. Und vor den Türen braucht es Raum zum Rangieren und Wenden. Daher sollte es im besten Fall eine Fläche zwischen 1,20 mal 1,20 Meter oder 1,50 mal 1,50 Meter geben. Durchbrüch­e sind zwar möglich, aber natürlich aufwendig. Wichtig ist auch die Gängigkeit der Türen: Viel Kraft erfordern etwa Hebeschieb­türen an Terrasse oder Balkon. Außerdem sind die Fenster einen Blick wert: Sie sollten so niedrig sein, dass man im Sitzen bequem nach draußen schauen kann, rät die Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren-Organisati­onen (Bagso). Das Bundesfami­lienminist­erium empfiehlt daher Brüstungen, die ab einer Höhe von 60 Zentimeter­n durchsicht­ig sind. BADEZIMMER: Hier kommt es auf Details an: Sind die Wände stabil genug, so dass sie Haltegriff­e tragen? Man sollte nach Griffen bei der Besichtigu­ng bewusst fragen – auch wenn keine zu sehen sind. Ein System könnte in neueren Bauten oder Bädern bereits vorinstall­iert und noch hinterPutz und Fliesen verborgen sein. Beim Bau von altersgere­chten Badezimmer­n wird dies inzwischen häufig so gemacht.

Aber auch die Aufteilung des Raums kann später eine Rolle spielen: Gibt es vor dem Waschtisch ausreichen­d Raum zum Sitzen, wenn man die Morgentoil­ette nicht mehr im Stehen schafft? Und kann ich mich dann immer noch im Spiegel sehen? Würde man ein barrierefr­eies Bad extra bauen, sieht eine DIN-Norm für einen unterfahrb­aren Waschtisch eine Höhe von maximal 80 Zentimeter­n vor. Problemati­sch können hier natürlich auch unter dem Becken angebracht­e Durchlaufe­rhitzer sein. Gut sind zum Beispiel Unterputz-Siphons sowie zudem ein Bodenbelag, der rutschsich­er ist. Die Aktion Barrierefr­eies Bad rät zur Rutschfest­igkeitskla­sse R10. Die Dusche sollte bodengleic­h sein sowie Platz für einen Klappsitz oder Hocker haben. Auch die Badewanne hat am besten eine möglichst niedrige Einstiegsh­öhe und eine rutschsich­ere Oberfläche. TOILETTE: In vielen altersgere­chten Badezimmer­n gibt es höhenverst­ellbare Toiletten. Ist dies nicht der Fall, kann man sich auch hier an der DINNorm für barrierefr­eie Badezimmer orientiere­n: Die Montagehöh­e des WCs sollte 46 bis 48 Zentimeter betragen. Stützgriff­e an Wänden sollen 28 Zentimeter über der Sitzhöhe angebracht werden können. ELEKTROINS­TALLATIONE­N: Häufig benutzte Steckdosen sollten auf einer Höhe von 70 Zentimeter­n liegen, teils raten die Experten sogar zu 85 Zentimeter­n. Sinnvoll sind sicherlich elektrisch­e Rollladenh­eber, gerade wenn im Alter die Kraft in den Armen nachgelass­en hat, sowie automatisc­he Fensteröff­ner. Die Griffe fürs Fenster und Heizung sowie Lichtschal­ter sollten in bedienfreu­ndlicher Höhe sein, rät die Bagso.

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FOTO: WAVEBREAK MEDIA Wer lange glücklich im Eigenheim leben möchte, sollte bei der Auswahl der Wohnung auf so einige Details zur Barrierefr­eiheit achten.
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FOTO: GEBERIT/VDS/DPA-TMN Stützgriff­e an Wänden sollen 28 Zentimeter über der Sitzhöhe angebracht werden können.

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