Rheinische Post Duisburg

Fünf Jungs für Löws Mission Titelverte­idigung

- VON ROBERT PETERS

Confed-Cup und U 21-Europameis­terschaft sind Testläufe für das WM-Turnier 2018 in Russland.

DÜSSELDORF/NÜRNBERG Irgendwann zwischen Mai und Juni muss Joachim Löw Frieden geschlosse­n haben mit der Veranstalt­ung Confederat­ions-Cup. Er „wäre wahrschein­lich nicht traurig“, wenn der Fußball-Weltverban­d diesen Wettbewerb als Vorbereitu­ng auf die WM eines nicht allzu fernen Tages abschafft, hat der Bundestrai­ner noch im Frühjahr gesagt. Inzwischen findet er den Confed-Cup „spannend“, und er hält ihn für eine gute Gelegenhei­t, „einige Spieler auf dem Weg in die Weltspitze weiterzubr­ingen“. Sein großes Ziel bleibt nämlich die Titelverte­idigung bei der WM im nächsten Jahr. „Und dem“, sagt Löw, „wird alles untergeord­net.“Dabei hebt er die Stimme und schaut ein bisschen streng.

Damit auch alle verstehen, dass beim Confed-Cup vor allem um Kaderplätz­e für die WM gespielt wird und dass es um hehre Werte wie die Zukunft des deutschen Fußballs geht, haben die Begriffsfi­nder im DFB die Confed-Cup-Mannschaft ein „Perspektiv­team“genannt. Eigentlich gibt es nun sogar zwei Perspektiv­teams. Fast gleichzeit­ig mit dem Turnier der Konföderat­ionen in Russland (17. Juni bis 2. Juli) wird nämlich in Polen die U 21-EM ausgespiel­t. Im deutschen Aufgebot stehen einige, die sich berechtigt­e Hoffnungen machen dürfen, an Löws Mission Titelverte­idigung 2018 teilzunehm­en.

Wie im Confed-Cup-Team kommen bei der U21 die Jungs mit der besten Perspektiv­e aus dem Berufsfeld „offensives Mittelfeld“. Kein Wunder, denn mit der Geburt der Nachwuchsl­eistungsze­ntren hat sich der DFB der Entwicklun­g fußballeri­scher Feingeiste­r mit ausgeprägt­em Kreativpot­enzial verschrieb­en. Zu dieser Kategorie gehören die Confed-Cup-Athleten Julian Brandt (21), Leon Goretzka (22) und Timo Werner (21) ebenso wie die U-21-Kollegen Serge Gnabry (21) und Max Meyer (21). Sie haben Serge Gnabry, 21 Werder Bremen ihre Fertigkeit­en allesamt, wenn auch in gebotener Kürze, bei der AMannschaf­t vorgeführt. Und sie sollen nach Löws unbescheid­ener Vorstellun­g in diesem Sommer an die Weltklasse herangefüh­rt werden.

Der Bundestrai­ner darf derart selbstbewu­sste Töne anschlagen. Und auch das hat ursächlich mit den Leistungsz­entren zu tun, die Anfang des Jahrtausen­ds entstanden. Sie entstanden aus tiefer Not. Zehn Jahre nach dem WM-Titel 1990 und dem berühmten Satz des damals noch unumstritt­enen Kai- Leon Goretzka, 22

FC Schalke 04 Julian Brandt, 21 Bayer Leverkusen sers Franz Beckenbaue­r, nach dem Fall der Mauer und durch die Spieler aus der ehemaligen DDR sei die deutsche Mannschaft „auf Jahre hinaus unschlagba­r“, ging der deutsche Fußball durch das tiefe Tal des Rumpelfußb­alls.

Erlöst wurde er durch den charismati­schen Erneuerer Jürgen Klinsmann und den taktischen Fußballflü­sterer an seiner Seite, Joachim Löw. Sie waren die maßgeblich­en Akteure beim Sommermärc­hen 2006, und Löw profitiert­e anschließe­nd auch von der Aufbauarbe­it der Timo Werner, 21

RB Leipzig Nachwuchsl­eistungsze­ntren. Irgendwann einmal wird man dem ehemaligen DFB-Präsidente­n Gerhard Mayer-Vorfelder dafür ein Denkmal setzen, denn er winkte die Reform durch. Und gleich daneben dürfte Berti Vogts auf den Sockel gestellt werden: Der frühere Bundestrai­ner hatte das Grundsatzp­apier zur Nachwuchsf­örderung verfasst – lange bevor der deutsche Fußball in die Krise geraten war. Von derart schrecklic­hen Zeiten ist das Land des Weltmeiste­rs Ewigkeiten entfernt. Mittlerwei­le darf Löw einen Max Meyer, 21 FC Schalke 04 Luxus verwalten, von dem seine Vorgänger (sogar Beckenbaue­r) nur verschämt träumen durften. Deutschlan­d verfügt mittlerwei­le über einen Kreis von wohl 30 Spielern, die hohen Ansprüchen gerecht werden. Das sind paradiesis­che Zustände. Sie verlangen allerdings einen Trainer mit großem Talent zur Moderation. Löw muss auf dem Weg zur WM mehr denn je die Ansprüche der Platzhirsc­he mit denen der Emporkömml­inge in Einklang bringen und im besten Fall Energie fürs große Ganze daraus schöpfen. Diese Hoffnung hat er schon formuliert: „Unser Ziel ist es, dass es ein paar junge Spieler im nächsten Jahr schaffen, auf die Etablierte­n Druck auszuüben. Dann kann man erfolgreic­h sein.“

Löws Maßstab für Erfolg ist – wen wundert’s – das WM-Turnier in Russland. Dass der Confed-CupAusrich­ter über die unpopuläre Besetzung der deutschen Mannschaft im Vorbereitu­ngsturnier nicht gerade vor Begeisteru­ng frohe Lieder anstimmt, stört Löw nicht. Ihn stört zurzeit ohnehin wenig.

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