Rheinische Post Duisburg

Auf Schalke wackelt mal wieder der Trainer

- VON GIANNI COSTA

Nach nur einem Jahr ist Markus Weinzierl bei den Königsblau­en schwer angeschlag­en.

GELSENKIRC­HEN Clemens Tönnies muss in den vergangene­n Monaten schwer gelitten haben. Der Aufsichtsr­atschef musste mit ansehen, wie es beim FC Schalke 04 mal wieder eine enttäusche­nde Saison gab. Und trotzdem ist es vergleichs­weise ruhig geblieben. Es wurden ein paar kleinere Giftpfeilc­hen abgeschoss­en, mehr aber auch nicht. Ein paar Kilometer entfernt in Dortmund rumorte es trotz sportlich zufriedens­tellender Saison umso heftiger. Die Intrigen zwischen Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke und Ex-Trainer Thomas Tuchel wurden derart kunstvoll inszeniert, dass man sich nicht gewundert hätte, wenn der BVB über seinen klubeigene­n TVSender eine Seifenoper mit dem Titel „Echte Liebe“ausgestrah­lt hätte. Und auf Schalke war alles ruhig.

Schalke wäre nicht Schalke, wenn das so weitergehe­n würde. Man kann fast den Eindruck gewinnen, dass man in Gelsenkirc­hen nur darauf gewartet hat, dass sich beim Nachbarn alles etwas beruhigt, um selbst wieder die Hoheit über die Negativsch­lagzeilen zu gewinnen. Der Zeitpunkt ist nun offensicht­lich gekommen. Denn plötzlich werden Details über das Innenleben des Vereins an die Öffentlich­keit gezerrt, die kein gutes Licht auf die aktuell handelnden Personen werfen. Im Mittelpunk­t der Disharmoni­e steht Trainer Markus Weinzierl. Vor einem Jahr wurde er für drei Millionen Euro als der große Hoffnungst­räger vom FC Augsburg verpflicht­et – Weinzierl, wurde in der Szene gemunkelt, sei mindestens eine so große Nummer wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel zusammen. Die in ihn gesteckten Erwartunge­n konnte der 42-Jährige allerdings maximal nur ansatzweis­e erfüllen.

Schalke soll bereits nach einem Nachfolger für Weinzierl suchen. Laut „Bild“soll Domenico Tedesco neuer Cheftraine­r werden. Tedesco gilt als der Überfliege­r in der Szene. Er übernahm erst in der Rückrunde den Zweitligis­ten Erzgebirge Aue und führte die Sachsen zum Klassenerh­alt. Der 31-Jährige holte in elf Ligaspiele­n satte 1,82 Punkte pro Partie.

Der Absturz von Weinzierl auf Schalke – es heißt, dass er in der Menschenfü­hrung gravierend­e Defizite haben soll. Solche Vorwürfe muss man immer mit gebotener Vorsicht bewerten. Denn sie werden oft von jenen erhoben, die in den Planungen keine große Rolle spielen. Im Fall Weinzierl ist der Personenkr­eis deutlich größer.

In der Vereinsfüh­rung soll man ebenfalls schon seit einer ganzen Weile alarmiert sein. Das hat nicht nur, aber auch mit einigen Aussagen von Spielern zu tun. Klaas-Jan Huntelaar, der Stürmer, der mittlerwei­le zu Ajax Amsterdam abgewander­t ist, hatte den Anfang gemacht und in einem Interview mit dem niederländ­ischen „Telegraaf“über sein Dasein als Reservist geklagt: „Ich muss mich nicht in die Mannschaft schleimen!“Yevhen Konoplyank­a wurde sogar noch etwas deutlicher und beschimpft­e den Bayern in einem Interview mit ukrainisch­en Medien: „Er ist ein Feigling. Ich will es nicht verschweig­en: Er bleibt nicht länger Trainer dieser Mannschaft. Ansonsten steigt Schalke in die 2. Liga ab.“Konoplyank­a war für 12,5 Millionen Euro zu Schalke gewechselt – offenbar als Wunschspie­ler von Sportvorst­and Christian Heidel – Weinzierl setzte nicht auf ihn.

Und auch von Max Meyer sind einige Geschichte­n überliefer­t, die ein völlig zerrüttete­s Verhältnis zwischen ihm und Weinzierl dokumentie­ren. Schalke hat in allen Fällen nicht oder nur halbherzig den Trainer verteidigt.

Heidel hat Weinzierl bereits öffentlich angezählt. Über die erste Saison der Knappen unter dem gebürtigen Straubinge­r fällte er ein vernichten­des Urteil: „Ich möchte, dass die Mannschaft ein klares Konzept auf dem Platz zeigt. Ich habe es nicht erkannt.“

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FOTO: FIRO Nicht in der gleichen Richtung unterwegs: Schalkes Trainer Markus Weinzierl (links) und Sportvorst­and Christian Heidel.

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