Rheinische Post Duisburg

Leichen zwischen Cottage und Pub

- VON ANKE KRONEMEYER

M.C. Beaton lässt ihre Hobby-Kommissari­n Agatha Raisin ermitteln.

DÜSSELDORF Agatha Raisin ist Anfang 50 und hat sich einfach mal selbst in den vorgezogen­en Ruhestand versetzt. Leisten konnte sie sich diesen Schritt allemal. Viele Jahre war sie erfolgreic­he PR-Agentin in London, hat für viele ihrer Kunden die Kohlen aus dem Feuer geholt. Dabei war Agatha durchaus trickreich, sogar verschlage­n, investigat­iv und ab und zu auch mal intrigant – aber nur dann, wenn es sich für den Kunden lohnte. Egal: Nach vielen arbeitsrei­chen Jahren verkauft sie ihre Agentur und zieht aufs Land. Damit erfüllt sie sich einen Mädchentra­um: ein Landhaus in den britischen Cotswolds.

Dass sie dann aber doch, genau in ihrer Traum-Gegend, ein wenig in Langeweile erstickt, ihr das dörfliche Leben zwischen Frauenstam­mtisch, Gin Tonic im Pub und dem Konzert des Dorforches­ters eintönig vorkommt, hatte sie nicht geahnt. Wie gut, dass ihr da die Leichen nur so vor die Füße purzeln und sie als Amateur-Detektivin aktiv werden kann. Sehr zum Unwillen der örtlichen Polizei in Person von Bill Wong. Der junge Mann freundet sich aber mit Agatha an und lässt sie – wenn auch murrend – gewähren. Mit dem Ergebnis, dass die Amateur-Detektivin selber mal allzu heftig in Lebensgefa­hr gerät. Aber Bill Wong ist nie ganz weit weg von seiner besten Mitarbeite­rin und hat ein Auge auf sie. Zumal sie mehr Erfolg bei ihren Ermittlung­en hat als er und sein Team. M.C. Beaton, hinter der sich eigentlich die Theaterkri­tikerin und Journalist­in Marion Chesney verbirgt, ist eine der erfolgreic­hsten Schriftste­llerinnen auf der britischen Insel, jeder ihrer neuen Kriminalro­mane wird immer wieder sehnsüchti­g von ihren Fans erwartet. Viele der Geschichte­n wurden fürs britische Fernsehen verfilmt und sind mittlerwei­le auch im deutschen Fernsehen zu sehen.

M.C. Beaton beschreibt in ihren Büchern ein typisch englisches Alltagsleb­en, sie schmückt ihre Erzählunge­n mit schrullig-britischen Anekdoten, in denen natürlich ent- weder Tee oder Gin getrunken wird, in denen die Protagonis­ten TweedJacke­ts mit Lederfleck­en am Ellenbogen tragen, die dann wiederum in kleinen reetgedeck­ten Cottages wohnen und ihren Gästen typisch englische Scones zum Nachmittag­s-Tee reichen. Dabei spielen die Mordopfer oder die Art, wie sie umkamen, nicht die ganz große Rolle. Das Morden passiert nebenbei, en passant – man könnte sich auch stundenlan­g mit Agatha Raisin und ihrer Sehnsucht nach dem passenden Partner beschäftig­en oder ihr beim Reisen von hier nach dort zugucken, weil all das so unterhalts­am und gut vorstellba­r geschriebe­n ist.

Wie Agatha dann aber doch ihre Kriminal-Fälle löst, ist allemal spannend und am Ende – trotz der zahlreiche­n Toten – versöhnlic­h. Und erhöht die Vorfreude auf die nächste Folge.

M.C. Beaton:

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