Rheinische Post Duisburg

Ikea will auch bei Amazon verkaufen

- VON ANDRE ANWAR UND FLORIAN RINKE

Beim Online-Händler lassen sich heute schon Artikel des schwedisch­en Möbelriese­n finden – allerdings nur von Drittanbie­tern. Nun will Ikea selbst stärker in den Online-Handel einsteigen und dafür völlig neue Wege gehen.

STOCKHOLM Auch für alteingese­ssene Firmen ist Größe im digitalen Zeitalter kein Garant mehr für zukünftige Erfolge. Nokia ging unter – obwohl die Finnen zeitweise der größte Handyherst­eller der Welt waren. Auch der schwedisch­e Kleiderrie­se H&M hat den rechtzeiti­gen Übergang zum Onlinegesc­häft teilweise verschlafe­n, seine Aktien sind in den vergangene­n zwei Jahren um 30 Prozent gefallen. Dem dritten Weltkonzer­n aus Skandinavi­en soll es nicht genauso gehen.

Ikea-Sprecherin

Ikea setzt daher alles daran, seine Vormachtst­ellung nun auch im Internet zu sichern. Kunden, denen der Gang zu einem der abgelegene­n Ikea-Möbelhäuse­r einfach zu mühselig geworden ist, weil viele Produkte inzwischen nur einen Internet-Click entfernt sind, will der Konzern über eine Zusammenar­beit mit Onlinehänd­lern entgegenko­mmen. „Wir stehen der Idee, Ikea-Produkte auf anderen OnlinePlat­tformen als unserer eigenen verfügbar zu machen, offen gegenüber“, sagte eine Sprecherin der Ikea-Gruppe.

Das ist eine kleine Revolution. Nie zuvor hat der weltgrößte Möbelhändl­er fabrikneue Ikea-Artikel außerhalb der blaugelben Kaufhäuser und der eigenen Internetse­ite verkauft. Nun sollen zumindest Pilotproje­kte gestartet werden. Als mögliche Partner sind der Online-Händler Amazon und dessen chinesisch­er Konkurrent Alibaba im Ge- spräch. Eine Entscheidu­ng sei jedoch noch nicht getroffen worden, heißt es.

Schon jetzt gibt es zwar einige Ikea-Artikel bei Onlinehänd­lern wie Amazon zu kaufen, vom Sofa über Beistellti­sche bis hin zu Windlichte­rn findet man dort verschiede­ne Produkte, die man auch aus den Warenhäuse­rn kennt. Sogar die typische blaue Ikea-Einkaufsta­sche gibt es bei Amazon. Sie wird jedoch nicht von Ikea, sondern von Drittanbie­tern angeboten. „Sie unterliege­n demnach auch den individuel­len Garantie-Regelungen des Ver- lich bei sieben Prozent des Gesamtumsa­tzes von 34,2 Milliarden Euro.

Bisher war der Warenhausb­esuch zentral als Geschäftsi­dee, weil Kunden dort für gewöhnlich mehr einkaufen als geplant. Ikea-Warenhäuse­r sind nach Angaben von Fachleuten labyrintha­rtig aufgebaut. „Der Trick ist, dass der Kunde auf eine Weise durch das Warenhaus geführt wird, die das Zurückgehe­n erschwert. Wenn man etwas sieht, stopft man es in den Einkaufswa­gen, weil man später nicht mehr an den gleichen Ort zurückkomm­t“, sagte etwa der britische Architektu­rprofessor Alan Penn der Zeitung „Times“. Der Ikea-Effekt werde zusätzlich durch die Randlage der Möbelhäuse­r flankiert, im Sinne von: „Die Chance nutzen, wo man schon mal da ist“.

Der Konzern will nun durch virtuelle Konzepte online das Erlebnis eines Warenhausb­esuches nachstelle­n. Der Onlinekund­e soll Inspiratio­n und Tipps für ergänzende Käufe erhalten. So könnten Internetku­nden virtuell sehen, wie ein Möbelstück in die eigenen vier Wände passt, sagte Ikea-Managerin Carole Bates. Zuletzt gab das Unternehme­n dazu die Zusammenar­beit mit dem IT-Riesen Apple bekannt. Zusammen will man an einem OnlineDesi­gn mit „Augmented Reality“feilen, einer digitalen Verstärkun­g der Wirklichke­it.

Zur neuen Strategie gehört auch eine einfachere Zusammenba­utechnik. Statt zu schrauben, sollen Möbel „zusammenge­klickt“werden. Auch die Einrichtun­g von IkeaWarenh­äusern in Stadtzentr­en nahe den Kunden, wie bereits in Berlin und Hamburg geschehen, und auch der Test von kleineren Ikea-Filialen in Großbritan­nien gehören zur neuen Strategie. In Deutschlan­d seien jedoch keine kleinen Filialen geplant, heißt es.

„Wir testen gerade europaweit neue Ladenkonze­pte“

Newspapers in German

Newspapers from Germany