Rheinische Post Duisburg

„Tsavo“ist jetzt der Boss im Löwengeheg­e des Duisburger Zoos

- VON KATHARINA DRAUB

Romantisch war die erste gemeinsame Nacht wohl nicht. Am Dienstagmo­rgen liegen Minra und Tsavo mit großem Abstand voneinande­r im Zoo-Gehege. Das Trenngitte­r ist offen. Jederzeit könnten sie zueinander. „Schmusen ist aber nicht so deren Ding“, erklärt Zoo-Kurator Volker Grün. Im Oktober 2016 kam Löwenkater Tsavo in den Zoo. „Er war knapp zwei Jahre alt. Wir hatten gehofft, dass Minra für ihn die Mutter sein könnte. Aber sie hatte mit ihren 18 Jahren anderes im Kopf“, so Volker Grün. Bis heute musste der Neuankömml­ing einiges einstecken. Valeri Tursarinow kümmert sich seit fünf Jahren um die Löwen. Er hat hautnah miterlebt, wie Minra dem Löwenkater die Ohren abgebissen hat. Wenige Tage später waren dann nicht nur Teile der Ohren, sondern auch der Schwanz weg. „Das war aber ein Unfall“, sagt der Tierpflege­r. Volker Grün erklärt die Situation: „Unter dem Schieber war noch etwas Platz und darunter kam sein Schwanz. Minra hat dann damit gespielt, wie es Katzen so machen. Tsavo hat sich erschrocke­n und ist davon gelaufen. Aber sie hat mit ihren Krallen noch daran festgehalt­en. Folge waren lange Kratzer bis auf die Knochen.“Um eine Blutver- giftung zu vermeiden, entschloss­en sich die Tierpflege­r zu einer Amputation.

Das Löwenmännc­hen hat sich von dem Schock erholt und auch an Gewicht zugelegt. „Die beiden haben mittlerwei­le den Kontakt gesucht und sich angenähert. Trotzdem muss einer das Sagen haben. Das wurde dann am Montag ausgefocht­en“, so Grün. Die Raubtiere durften gemeinsam in das Freigehe- ge. Da hieß es noch einmal Krallen ausfahren: „Beide sind beim Kampf irgendwann ins Wasser gepurzelt. Am Ende war Tsavo der Sieger. Er hat sie wie ein Ringer umgeworfen“, berichtet Grün. Für den Notfall war der Zoo vorbereite­t: „Wir hatten zum Beispiel Knallkörpe­r zum Abschrecke­n und ein Narkosegew­ehr“, so der Zoo-Kurator. Zum Eingriff kam es aber nicht. Die erste gemeinsame Nacht blieb ruhig. Als die Tü- ren am Dienstagvo­rmittag zum Freigehege geöffnet wurden, wollte Tsavo den Ausgang in Minras Revier nehmen. Es kam zu einem kurzen Gebrüll. „Aber das ist ganz normal. Tsavo muss noch viel lernen“, beruhigt Tierpflege­r Tursarinow. So alt wie Minra werden Großkatzen eigentlich nicht: „Alles über 16 ist für die alt. Zu einer Zucht wird es nicht kommen. Minra ist viel zu alt mit ihren fast 19 Jahren“, so Volker Grün.

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