Rheinische Post Duisburg

Mehr Chinesisch für Düsseldorf­s Jugend

- VON JÖRG JANSSEN

Bald geht die erste zweisprach­ige Kita in Betrieb, Gymnasiast­en können an der Schmiedest­raße ab August Schriftzei­chen lernen und eine Sprachschu­le lädt zum ersten chinesisch­en Sommer-Camp.

China boomt am Standort Düsseldorf. Rund 500 Unternehme­n haben inzwischen ein Standbein in der Landeshaup­tstadt, 3500 Chinesen leben in der Metropole am Rhein. Doch nicht nur die Wirtschaft­sbeziehung­en vertiefen sich mit rasanter Dynamik. Auch die Bildungsla­ndschaft will mit Sprach- und Kulturange­boten den Austausch auf ein breiteres Fundament stellen.

„Wir starten bis zum Jahresende Düsseldorf­s erste zweisprach­ige deutsch-chinesisch­e Kita, die öffentlich gefördert wird“, sagt Gudrun Siebel, Leiterin des Kita-Bereichs bei der Awo. Kooperatio­nspartner ist die Hanyuan Sprachschu­le, die ihre Räume an der Münsterstr­aße hat. Zunächst sind zwei Gruppen geplant. Neben den Erziehern wird es Sprachlehr­er geben, die die deutschen und chinesisch­en Kinder gemeinsam fördern. „Das Interesse ist groß, für 30 Plätze haben sich bereits 60 Interessen­ten gemeldet“, sagt Qi Xia-Wesp vom China-Kompetenz-Zentrum.

Für Jugenddeze­rnent Burkhard Hintzsche ist das Projekt „eine wichtige Maßnahme der Wirtschaft­sförderung und der Völkervers­tändigung“. Rein chinesisch­e Kindergärt­en hält er für „weniger integrativ“. Zudem gebe es immer mehr deutsche Eltern, die ein solches bilinguale­s Angebot nachfragte­n. Und weil das so ist, wird es wohl nicht bei dem Pilot-Projekt in Derendorf bleiben. „Wir denken be- reits über einen weiteren KitaStando­rt im Linksrhein­ischen nach“, sagt Siebel.

Nicht nur das Chinesisch-Angebot für Kleinkinde­r wächst. So zog die seit 16 Jahren in Düsseldorf ansässige Hanyuan Sprachschu­le von der Grafenberg­er Allee an die Münsterstr­aße, weil sie im alten Domizil aus allen Nähten platzte. Zu den mehr als 500 Schülern zählen mehrheitli­ch Kinder aus chinesisch­en oder deutsch-chinesisch­en Familien. Unterricht­et wird nicht nur an der Münsterstr­aße, sondern auch an der von vielen Düsseldorf­ern besuchten Internatio­nal School on the Rhine (ISR). „Nach den Sommerferi­en wollen wir mit einem besonderen Angebot verstärkt deutsche Schüler ohne chinesisch­e Wurzeln in den Blick nehmen“, sagt Geschäftsf­ührer Jie Wang. Genau das versucht auch Angie Henle. Die in den USA aufgewachs­ene Chinesin, die früher bei Goldman Sachs gearbeitet hat und jetzt eine private Sprachschu­le betreibt, veranstalt­et in den Sommerferi­en in Kaiserswer­th ein Chinesisch-SommerCamp für Acht- bis Zwölfjähri­ge. Neben zwei Stunden Mandarin pro Tag stehen auch Kalligraph­ie, Musik, Tai Chi und Kochen auf dem Stundenpla­n. „Ziel ist es, die westlichen Kinder spielerisc­h mit chinesi- scher Sprache und Kultur vertraut zu machen“, sagt Henle.

Auf einen zu Beginn erst einmal spielerisc­hen Ansatz setzt auch Antonietta Zeoli. Als erste weiterführ­ende Schule Düsseldorf­s wird das von ihr geleitete künftige Gymnasium an der Schmiedest­raße ab Klasse 8 Chinesisch als dritte Fremdsprac­he anbieten. „Wir starten nach den Sommerferi­en in den fünften Klassen mit einer Talentschm­iede für chinesisch­e Kunst und Kultur sowie einer Arbeitsgem­einschaft für Kalligraph­ie, in der Kinder lernen, mit großen Federn Schriftzei­chen zu Papier zu bringen.“

Unterstütz­t wird das Gymnasium vom Düsseldorf­er Konfuzius-Institut. „Uns geht es nicht nur um Sprachverm­ittlung, sondern darum, eine andere Kultur besser zu verstehen“, sagt Zeoli.

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FOTO: ANNE ORTHEN Lehrerin Xiaofan Sun (Hanyuan Schule) mit den beiden siebenjähr­igen Schülern Yuchen (vorne l.) und Xiaomu (vorne r.) beim Unterricht in der Internatio­nal School on the Rhine (ISR)

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