Rheinische Post Duisburg

Wo bleibt das versproche­ne Haus?

- VON JULIA MÜLLER

Sechs Jahre nach der ersten Planung warten die Kinder der Container-Kita an der Schwarzenb­erger Straße noch immer. Auf Briefe der Eltern antwortete der OB nicht.

RHEINHAUSE­N Damian Samuel bringt das Dilemma auf den Punkt: „Wann kriegen wir denn endlich unser Haus mit Garten?“, fragt der Fünfjährig­e. An der Hand seines Vaters steht das Kindergart­enkind vor den Baucontain­ern, die seit 2013 im Schatten des Kom’ma Theaters an der Schwarzenb­erger Straße drei Kita-Gruppen beherberge­n. Eine Notlösung, die für längstens drei Jahre gedacht war. Dann sollte das neue Haus am Glückaufpl­atz fertig sein. Versproche­n ist versproche­n?! An der Schwarzenb­erger Straße fragen sich die Eltern schon lange, wann und ob der zugesagte Kindergart­enbau kommt.

„Seien Sie versichert, dass wir Ihre Sorgen ernst nehmen und uns bemühen werden, die bestehende­n Gruppenstr­ukturen beim Übergang in eine andere Einrichtun­g bestehen zu lassen und auch die Erzieherin­nen als Bezugspers­onen in den entspreche­nden Gruppen zu belassen.“Dieser Satz, den der damalige Jugendamts­leiter Holger Pethke an den Elternrat schrieb, machte ihnen Mut. Allerdings war das im Dezember 2014. Eine ganze Weile her also. Danach tat sich nichts. Was die Eltern zwei Jahre später dazu bewegte, einen Brief an den Oberbürger­meister zu schreiben. „Das war am 9. Dezember 2016“, sagt Tanja Pavlic, Mutter von Emilie (3). Reaktion – Fehlanzeig­e. Sören Link, der im September als Oberbürger­meister wiedergewä­hlt werden möchte, antwortete weder auf diesen Brief, noch auf einen zweiten, den der Elternrat vor einem Monat, am 12. Mai 2017, schrieb.

„Steht die SPD nicht mehr für soziale Gerechtigk­eit?“Das fragen sich die Eltern, deren Geduld am Ende ist. „Der ganze Kindergart­en steht dahinter“, sagt Tanja Pavlic, die nun gemeinsam mit einem großen Teil der Elternscha­ft vor der Kita protestier­te. Der Tenor aller: „Wir fordern den Oberbürger­meister auf, sich um die Rheinhause­r Kinder zu kümmern.“Ein Mindestmaß an räumlicher Ausstattun­g wünschen die Eltern. „Wir zahlen doch die gleichen Beiträge wie die Eltern in festen Kitas.“

Eine Zumutung sei die Unterbring­ung in Containern. Im Sommer, so Tanja Pavlic, sind 38 Grad in den Gruppenräu­men keine Seltenheit. Dafür zieht sie ihrer Tochter im Winter zwei Paar Socken an. Eine andere Mutter berichtet von Kaninchen, die sich unter den Containern durchgrabe­n. „Es mussten Gruppen geschlosse­n werden, weil tote Tiere so stark gestunken haben.“Außerdem sei das Außengelän­de so matschig, dass die Kleinen hier trotz der mittlerwei­le angelegten Drainagen nicht richtig spielen könnten. Und: Immer wieder würden die Kinder als „Containerk­inder“verspottet. „Neulich hat mich ein älteres Ehepaar gefragt, ob hier nur Asylanten in die Kita gehen“, ärgert sich die Mutter. Die Eltern stehen aktuell nicht nur geschlosse­n hinter dem Ziel, eine Antwort auf die Frage zu bekommen, wann die versproche­ne Kita gebaut wird.

Sie fordern auch, dass die Kinder nicht von ihren Erziehern getrennt werden, mit denen alles höchst zufrieden sind. Eine Sorge, die berechtigt ist, denn die Stadt kann ein neues Haus finanziell nach eigenen Angaben nur gemeinsam mit einem freien Träger stemmen – das Perso- nal ist bei der Stadt angestellt. Woran das Projekt in all den Jahren scheiterte, durchblick­t selbst Marcus Mellenthin, Fraktionsv­orsitzende­r der Rheinhause­r SPD nicht. „Das alles ist sehr undurchsic­htig“, sagt er und berichtet davon, dass ständig die Zuständigk­eit gewechselt habe.

War es damals noch das Immobilien­management, ist jetzt das städtische Wohnungsba­uunternehm­en Gebag am Zug. Nachdem die Pressestel­le der Stadt gestern mitgeteilt hatte, dass diese aktuell mit der Planung der Kita beschäftig­t sei, meinte Gebag-Pressespre­cherin Gerhild Gössing hingegen: „Wir sind mit acht Kitas beschäftig­t, aber die am Glückaufpl­atz ist nicht dabei.“Es gebe bisher weder ein Datum für den Baubeginn, noch Informatio­nen über einen Träger. Auch über die Besitzverh­ältnisse des Grundstück­s am Glückaufpl­atz konnte Gerhild Gössing gestern nichts sagen. Mehr als sechs Jahre nach dem ersten Bericht über den baldigen Bau der Kita heißt es nun: „Es gibt noch gar nichts Konkretes, alles wird noch geprüft.“

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