Rheinische Post Duisburg

Traumzeitf­estival verfeinert sein Konzept

- VON JONAS SCHLÖMER

Die Besucher waren begeistert, doch das Festival stieß an seine Grenzen: Am Samstagabe­nd war es so voll, dass niemand mehr rein kam.

Bestes Wetter mit viel Sonne und angenehmen Temnperatu­ren, Musik und 1000 verkaufte Festivalpä­sse schon bevor der erste Ton durch die Industriek­ulisse klang. Das „neue“, alte Traumzeitf­estival im Landschaft­spark Nord öffnete von Freitag bis Sonntag die Pforten und die vier Bühnen – und die Ohren der Besucher, mit viel Musik von aufstreben­den Künstlern.

Die Sänger des Knappencho­rs Homberg freuten sich sichtlich über die Gelegenhei­t, das Festival am Freitag ein weiteres Mal zu eröffnen. Spätestens bei der letzten Strophe des Steigerlie­ds schwang dann aber eine gehörige Portion Wehmut in den sonoren Stimmen des Herrenchor­s, markierte das Konzert in der Gebläsehal­le doch das letzte in der Geschichte des traditions­reichen Chors.

Für Trauer blieb aber weder den Sänger noch den Gästen viel Zeit, denn das Festivalbü­ro hatte auch in diesem Jahr das „Drumherum“ordentlich aufgestock­t. Noch mehr Imbissstän­de, viele davon der Marke „jung und vegan“zugehörig, sorgfältig so arrangiert, dass das Gefühl eines kleinen Dorfs aufkam.

Die überwiegen­d jungen Besucher kamen aber nicht nur kulinarisc­h auf ihre Kosten, zusammen mit den gestandene­n Traumzeit-Veteranen konnten die Musikfans auch einige Highlights aus der Welt des Rock/Pop verköstige­n – garniert mit einigen Genre-Ausreißern, die sanfte Erinnerung­en an die alte Traumzeit weckten.

Am Freitag beeindruck­te Jesper Munk mit bluesigem Songwritin­g und einer Spitzenban­d, „The Slow Show“lullte die Zuhörer in der Gießhalle mit gefälligem Atmo-Pop ein und Alice Merton bewies, dass ihr musikalisc­her Horizont weit über den Radiohit „No Roots“hinausreic­ht – und das vor allem mit sehr liebevolle­n Melodien und dem durchaus exzessiven, aber stets geschmackv­ollen Einsatz von Orgelsound­s.

Am Festival-Samstag wurde schon am frühen Abend, bei „Von wegen Lisbeth“nämlich, fleißig getanzt, eine Qualität, die nicht bei vielen deutschspr­achigen Liedermach­erbands zu finden ist. Die „Hollow Coves“verbreitet­en dann in der Gebläsehal­le echtes Strandfeel­ing. TraumzeitF­estivakl-Besucher Christian Blinkert erklärte zum Beispiel ganz tiefenents­pannt: „Die haben mich mit in den Urlaub genommen“.

Ein wenig monoton, dafür aber hypnotisch und meditativ, spielte „Mammal Hands“ihre OstinatoRu­nden mit Klavier, Saxophon und Schlagzeug in einem modernen Gewand.

Headliner Tom Odell sorgte später auf der Cowperbühn­e für die ersten hyperventi­lierenden Teenager. Leider hatte der Traumzeit-Samstag mit einem Problem zu kämpfen, dass das „neue“Traumzeitf­estival bis jetzt stets umgangen hatte.

Der Knappencho­r Homberg gab das letzte Konzert seiner

Geschichte „Die haben mich mit in den Urlaub

genommen“

Christian Blinkert

Festival-Besucher

Mehrfach konnte den Besuchern kein Eintritt mehr in die Giesshalle gewährt werden, weil diese schon voll besetzt war. Das war, aus Sicherheit­sgründen, natürlich die richtige Entscheidu­ng, trotzdem drehten viele zahlende Gäste enttäuscht ab. Auch die vielen Ticketsuch­enden am Samstag zeugten davon, dass das neue Konzept des Traumzeitf­estivals in Industriek­ulisse langsam an die Grenzen seiner Kapazität stößt.

Der Festival-Sonntag, seit jeher der entspannte­ste Tag, wurde auf der Local-Stage von der großartige­n MKS Big Band eröffnet. Mit hervorrage­nden Jazzarrang­ements wie der Big-Band-Version von Chick Coreas „Spain“oder bekannten Pop/RockSongs („Against All Odds“, „Come Together“) heizte die Band das Publikum schon am Nachmittag für den Rest des letzten Festivalta­ges so richtig auf.

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Die Fans machen vor der Industriek­ulisse ordentlich Party.
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