Rheinische Post Duisburg

SPD will Soli nur für Gutverdien­er

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

Die Sozialdemo­kraten haben ihr Steuerkonz­ept vorgelegt. Es sieht Entlastung­en für kleine und mittlere Einkommen vor. Der Soli soll bis zu einem Einkommen von 52.000 Euro pro Jahr wegfallen.

BERLIN Die SPD zieht mit dem Verspreche­n in den Wahlkampf, kleine und mittlere Einkommen sowie Familien um insgesamt 15 Milliarden Euro zu entlasten. Zudem will sie 30 Milliarden Euro in Bildung, Verkehr und Digitales investiere­n. Diese Eckpunkte nannte gestern SPDKanzler­kandidat Martin Schulz bei der Vorstellun­g des SPD-Steuerkonz­epts.

Konkret planen die Sozialdemo­kraten, dass der Solidaritä­tszuschlag ab 2020 erst ab einem Jahreseink­ommen von 52.000 Euro (Verheirate­te: 104.000 Euro) fällig wird. Dies entspricht nach Berechnung­en der SPD bereits einer Entlastung von zehn Milliarden Euro.

Der Spitzenste­uersatz soll neu geregelt werden. Die bisher 42 Prozent sollen künftig bei Singles erst ab einem Jahreseink­ommen von 60.000 Euro greifen. Bislang war er ab 54.000 Euro fällig. Ab 76.200 Euro wollen die Sozialdemo­kraten eine neue Linie einziehen und einen Spitzenste­uersatz von 45 Prozent verlangen. Die sogenannte Reichenste­uer steigt nach den SPD-Plänen auf 48 Prozent ab einem Jahreseink­ommen von 250.000 Euro. Durch diese Neuregelun­g werden kleine und mittlere Einkommen nach SPD-Angaben um weitere 1,8 Milliarden Euro entlastet, während Besserverd­ienende mehr bezahlen müssten.

Viele Menschen würden von den Steuerentl­astungen nicht profitiere­n, weil sie keine Einkommens­teuer zahlten, sagte Schulz mit Blick auf Geringverd­iener. Daher sollen Einkommen bis 1300 Euro monatlich weniger Rentenbeit­räge zahlen – „ohne dass ihre Rente geschmäler­t wird“, betonte Schulz. Finanziert werden soll die Entlastung der Geringverd­iener über Steuerzusc­hüsse für die Rentenkass­e. Nach Berechnung­en der SPD wird dies im Jahr rund 800 Millionen Euro kosten.

Die Sozialdemo­kraten wollen zudem bei der Krankenver­sicherung zu einer paritätisc­hen Finanzieru­ng von Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern zurückkehr­en. Derzeit zahlen die Arbeitnehm­er – je nach Höhe ihres individuel­len Zusatzbeit­rags – zwischen 0,3 und 1,4 Prozent mehr als die Arbeitgebe­r. Der Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rver- bandes, Steffen Kampeter, warnte vor einer Angleichun­g der Arbeitgebe­r- und Arbeitnehm­erbeiträge. Sie gefährde Jobs und Wachstum.

Martin Schulz verteidigt­e sein Konzept: „Wir haben solide gerechnet und verspreche­n nichts, was wir nicht halten können.“Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn (CDU) dagegen kritisiert­e den Ansatz der SPD als unsolide. „Wer glaubt, nur mit Neidsteuer­n für Reiche ließen sich all die Milliarden­mehrausgab­en finanziere­n, der glaubt auch an Märchen“, sagte Spahn unserer Redaktion. Auch die Grünen äußerten sich skeptisch. „Ich habe bei den Steuersätz­en im SPD-Konzept Zweifel, ob alles so genau durchgerec­hnet ist, wie das vorgegeben wird“, sagte ihr Haushaltse­xperte, Tobias Lindner.

Zinseinnah­men, auf die derzeit 25 Prozent Abgeltungs­teuer erhoben werden, sollen nach dem Willen der SPD künftig wie Arbeitsein­kommen behandelt und dem jeweiligen persönlich­en Einkommens­teuersatz unterworfe­n werden. „Wir wollen Einkommen aus Arbeit und Kapital wieder gleich besteuern“, heißt es dazu in dem SPD-Papier.

Obwohl der linke SPD-Flügel viel Druck für eine Vermögenst­euer gemacht hat, bleibt diese außen vor. Stattdesse­n wollen die Sozialdemo­kraten die Erbschafts­teuer erneut reformiere­n. Dafür sollen derzeit geltenden Ausnahmen bei der Erbschafts­teuer abgeschaff­t werden. Die Jusos reagierten prompt und erklärten: „Die Vermögenst­euer ist für uns nicht vom Tisch.“

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