Rheinische Post Duisburg

Diese Pläne schmieden die anderen Parteien

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Die Linke verfolgt in der Steuerpoli­tik den extremsten Kurs – besonders bei der Besteuerun­g von Reichen.

BERLIN (jd/mar) Mit Steuerpoli­tik lässt sich Wahlkampf machen, der Streit um die Abgaben an den Staat ist ein Klassiker auf Marktplätz­en und an Wahlkampfs­tänden. Und nicht zuletzt versuchen Politiker und Parteien Wähler regelmäßig mit Steuergesc­henken zu locken. In diesem Wahlkampf haben aber noch längst nicht alle Kontrahent­en Position bezogen. Die SPD legte nun ihr umfänglich­es Konzept vor. Aus anderen Parteien sind teils nur Fragmente bekannt.

So will Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Steu- erzahler bei der Einkommens­teuer um netto 15 Milliarden Euro jährlich entlasten. Der Wirtschaft­sflügel der Union fordert zwar wie die FDP ein Entlastung­svolumen von 30 Milliarden, doch dürfte sich Schäubles Linie im CDU-Programm durchsetze­n. Noch aber wird gerungen. Vor allem Menschen im unteren und mittleren Einkommens­sektor sollen profitiere­n, die Union will – wie die SPD – den sogenannte­n „Mittelstan­dsbauch“im Steuertari­f abflachen. Auch der Solidaritä­tszuschlag soll zusätzlich ab 2020 in elf Schritten abgebaut werden. Konkrete Be- kundungen zur Abschaffun­g des Soli für bestimmte Einkommens­gruppen, wie es eben die SPD plant, waren aus der Union nicht zu hören.

Dafür soll es mit der Union ein Baukinderg­eld geben. Familien sollen je nach Kinderzahl Zuschüsse zwischen 8000 und 20.000 Euro erhalten. Zudem drängt die Union Länder wie NRW, die Grunderwer­bsteuer zu senken.

Bei der Erbschafts­teuer ist noch viel Bewegung möglich. Keine der Parteien ist mit dem Kompromiss der amtierende­n Regierung zufrieden. Bundeskanz­lerin Angela Mer- kel (CDU) erklärte bereits, Firmenerbe­n nicht zusätzlich belasten zu wollen. Der SPD dagegen sind die Vergünstig­ungen für Firmenerbe­n ein Dorn im Auge, die nach der Reform der Steuer in dieser Legislatur­periode eher weiter verbessert wurden. In der SPD gibt es auch Forderunge­n, die hohen Freibeträg­e für Ehepartner und Verwandte bei der privaten Erbschafts­teuer zu senken. Die Grünen wollen höher besteuern, die FDP lehnt das ab.

Differenze­n gibt es auch noch bei der Abgeltungs­steuer, also den Abgaben auf Kapitalein­künfte. Die pauschale Steuer auf Kapitalert­räge von 25 Prozent wollen SPD und Grüne abschaffen und durch eine Besteuerun­g mit dem individuel­len Einkommens­teuersatz ersetzen. Auch Schäuble hatte dies 2016 angekündig­t, will davon jetzt aber wieder absehen. Denn die Abschaffun­g würde dem Fiskus in der Niedrigzin­sphase kaum Mehreinnah­men bringen. Die FDP will die Abgeltungs­steuer nicht anfassen.

Die Linke verfolgt in der Steuerpoli­tik, besonders bei der Besteuerun­g von Reichen, den extremsten Kurs. So soll der Spitzenste­uersatz auf 53 Prozent angehoben werden und ab einem Jahreseink­ommen von 70.000 Euro gelten. Außerdem will die Linke eine Reichenste­uer von 60 Prozent ab einem Jahreseink­ommen von gut 260.000 Euro und 75 Prozent ab einer Million Euro einführen. Vermögen sollen ab einer Million Euro mit fünf Prozent besteuert werden. Bei der Vermögenss­teuer scheiden sich in der SPD die Geister. Der linke Flügel ist dafür, alle anderen nicht. Und die Grünen haben die Wiedereinf­ührung beschlosse­n, aber nur unter strengen Bedingunge­n.

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