Rheinische Post Duisburg

Wem gehört Helmut Kohl?

- VON MARTIN BEWERUNGE

Nach dem Tod des Altkanzler­s dürfte das Gerangel um seinen Nachlass beginnen.

DÜSSELDORF Es ist ein unauffälli­ger weißer Bungalow in der Marbacher Straße im Ludwigshaf­ener Stadtteil Oggersheim, hinter dessen Mauern sich ein Dokumenten­schatz verbirgt, dem nicht nur Historiker und Politiker seit Langem allerhöchs­tes Interesse entgegenbr­ingen: 400 Aktenordne­r, voll mit Bildern, Aufzeichnu­ngen, Briefen, Strategiep­apieren und persönlich­en Notizen aus seinem bewegten Leben lagern in Helmut Kohls Privathaus. Nach seiner Abwahl 1998 hatte der Altkanzler die umfangreic­he Sammlung dem Archiv der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung bei Bonn übergeben. Doch im Jahr 2010 ließ er sie zurück nach Oggersheim bringen – angeblich um die Unterlagen für den vierten Band seiner Memoiren zur Hand zu haben.

Das Werk ist nie erschienen. Umso drängender taucht nun nach dem Tod von Helmut Kohl die Frage auf, wie mit dessen Vermächtni­s angemessen umzugehen sei. Den Schlüssel dazu besitzt Maike Kohl- Richter. 2006 hatte der langjährig­e CDU-Vorsitzend­e seiner 34 Jahre jüngeren Gattin die alleinige Entscheidu­ngsbefugni­s über seinen Nachlass übertragen. Sie selbst erklärte in einem ihrer raren Interviews 2014: „Ich bin nicht in der Lage, den historisch­en Nachlass meines Mannes alleine zu verwalten. Mein Mann und ich denken seit Längerem darüber nach, wie sichergest­ellt werden kann, dass sein Nachlass sicher in die Zukunft getragen wird und in die richtigen Hände kommt.“Für den Ehrenvorsi­tzenden der Konrad-Adenauer- Stiftung und früheren CDU-Ministerpr­äsidenten Bernhard Vogel ist das keine Frage: Er verweist auf einen Vertrag, wonach Kohl der Adenauer-Stiftung die Akten zur Verwahrung überließ, und geht davon aus, dass sie dorthin zurückkehr­en.

Andere Rechtsexpe­rten vertreten die Meinung, dass die Unterlagen aus urheberrec­htlichen Gründen eigentlich dem Bund zustehen. Die Kulturbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Monika Grütters (CDU), hat denn auch gerade gegenüber dem „Spiegel“bekräftigt, man solle für Kohl eine Bundesstif­tung gründen wie sie schon für andere Kanzler und Staatsmänn­er besteht.

Auf andere Weise um das Andenken des Altkanzler­s sorgt sich Kai Diekmann: Der Ex-„Bild“-Chefredakt­eur und Kohl-Vertraute fordert, Deutschlan­ds größten Airport, den Frankfurte­r Flughafen, in „HelmutKohl-Flughafen“umzubenenn­en. Andere Flughäfen tragen bereits Politiker-Namen: München (Franz-Josef Strauß), Berlin (Willy Brandt), Hamburg (Helmut Schmidt) und Bonn (Konrad Adenauer).

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FOTO: EPD Altkanzler Helmut Kohl mit seiner Ehefrau Maike Kohl-Richter.

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