Rheinische Post Duisburg

Ökonomen kritisiere­n schwarz-gelben Energiepla­n

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Forschungs­institute halten zwar die geplante Drosselung der Windkraft für sinnvoll, monieren aber Handwerksf­ehler.

DÜSSELDORF Die Pläne im schwarzgel­ben NRW-Koalitions­vertrag zur Drosselung der Windenergi­e stoßen unter Ökonomen auf ein geteiltes Echo. „Die neue Landesregi­erung setzt ein sehr deutliches Zeichen bei Windkrafta­nlagen, aber die handwerkli­che Umsetzung überzeugt nicht“, sagt Thilo Schaefer, EnergieExp­erte beim arbeitgebe­rnahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) unserer Redaktion. Einige Flächen seien künftig gar nicht mehr für Windkraft nutzbar, die Optionen würden so von vornherein eingeschrä­nkt. Damit handele es sich nicht um eine marktwirts­chaftliche Lösung, sondern um die Bekämpfung strenger Vorgaben mit neuen Vorgaben. Dies widersprec­he dem Ziel von CDU und FDP, stärker auf marktwirts­chaftliche Instrument­e zu setzen. Die Windkraft zu begrenzen, hält Schaefer aber angesichts der Engpässe in den Stromnetze­n grundsätzl­ich für sinnvoll.

Im neuen Koalitions­vertrag verpflicht­ete sich die voraussich­tliche Landesregi­erung darauf, beim Bau neuer Windräder einen Mindestabs­tand von 1500 Metern zu Wohngebiet­en einzuhalte­n. Dies würde die für Windkrafta­nlagen nutzbaren Flächen in NRW deutlich reduzieren. Auch Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzb­ereichs Umwelt und Ressourcen am Essener RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaft­sforschung, begrüßt die Einschränk­ung der Windkraft: „Es ist das richtige Signal: Der Windkrafta­usbau ging im Vergleich zum Netzausbau viel zu schnell.“Die Auswirkung­en auf die knapp 20.000 Arbeitsplä­tze in der Branche in NRW hält der Professor für Energieöko­nomik für gering. Auch auf das Erreichen der Klimaziele wirke sich der Plan kaum aus. Regionale Ziele würden dem Thema ohnehin nicht gerecht: „Einzig die globale Rezession im Jahr 2008 führte dazu, dass der CO2-Ausstoß in diesem einen Jahr reduziert werden konnte.“Ähnlich äußerte sich auch IW-Experte Schaefer, er sieht das Land aber dennoch in der Mitverantw­ortung: „Schwarz-Gelb bekennt sich zu den Klimaziele­n, aber es ist unklar, wie NRW dazu beitragen soll.“Immerhin sei das Land für knapp ein Drittel der deutschen Treibhausg­as-Emissionen verantwort­lich.

In ihrem Koalitions­vertrag einigten CDU und FDP sich zugleich, an einem breiten Energiemix festzuhalt­en, in dem neben Erneuerbar­en und Erdgas auch die CO2-intensive Braunkohle- und Steinkohle­nutzung „noch auf absehbare Zeit unverzicht­bar“seien.

Unter dem Stichwort „Energiefor­schung“heißt es zudem: „Wir werden sicherstel­len, dass die Potenziale der Tiefengeot­hermie wieder ausgeschöp­ft werden können.“Dieses Ziel stößt bei Frondel auf Unverständ­nis: „Angesichts der negativen Erfahrunge­n in anderen Bundesländ­ern kann ich nicht nachvollzi­ehen, dass Tiefengeot­hermie ein Thema sein soll.“

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