Der beste Knipser der Amateure
Benjamin Koncic spielte eine überragende Saison und traf 51 mal ins gegnerische Netz. Und das obwohl er pro Woche nur einmal trainiert. Nun darf der Torschützenkönig mit der Stadtauswahl gegen den MSV Duisburg antreten.
FUSSBALL Die Internetplattform des DFB „fussball.de“spuckt offiziell 50 Tore hinter dem Namen Benjamin Koncic in der letzten Saison aus. In der Statistik unserer Redaktion, die auch Korrekturen der Spielberichte durch Trainer oder andere Aktive berücksichtigt, kommt der Kicker des Bezirksligisten DJK Vierlinden gar auf 51 Treffer. „Ob 50 oder 51“, lacht der Torjäger selbst. So viele Tore in einer Saison habe ich jedenfalls in meinem ganzen Leben noch nicht geschossen.“Und nicht nur das steht fest. Ob mit 50 oder 51 Toren – zur Torjägerkanone im Duisburger Fußball von der Dritten bis zur Bezirksliga reichte es allemal. Der Zweitplatzierte Tim Keinert folgt mit 25 Toren für Hamborn 07. Auch im Vergleich zu den Torjägern der Bezirksliga-Parallelgruppen hat „Beno“eindeutig die Nase vorn – und das gilt, soweit es sich über fussball.de zurückverfolgen lässt, mindestens für die letzten sieben Jahre. Die Torausbeute des 31-Jährigen in den letzten 31 Spielen ist rekordverdächtig. „Und den Vereinsrekord habe ich auf jeden Fall geknackt“, weiß Beno.
„Tobias Hauner hatte auch mal recht viele geschossen“, erinnert sich Beno Koncic an den Knipser von Adler Osterfeld, dem in der Bezirksliga-Saison 2014/15 44 Treffer gelangen. Stefan Chciuk vom SC 26 Bocholt kam vor vier Jahren in der damals noch neungleisigen Bezirksliga mit 47 Toren noch am dichtesten ran. Doch im Schnitt reichen schon 30 bis 35 Tore zur TorjägerKrone in den einzelnen Gruppen.
Was zur Rekordzahl geführt hat? „In erster Linie muss ich mich bei meinem Bruder Niko bedanken, der mir allein fast 40 aufgelegt hat“, schickt Beno einen Gruß an seinen Zwilling. „Aber das ganze Team hat dazu beigetragen und mich gefüttert. Alleine schafft man das nicht“
Das funktionierende Teamgefüge ist auch in anderer Hinsicht entscheidend für Koncic gewesen, der gemeinsam mit seinem Bruder selbst ein Angebot von Oberligist TV Jahn Hiesfeld ausschlug. „Wenn es ums Geld ginge, hätten wir schon fünfmal gehen können. Aber wir wissen, was wir an Vierlinden ha- ben. Wir fühlen uns einfach wohl hier, das Team ist super. Und wenn man zufrieden ist und Spaß hat, dann kann man auch mal so viele Tore schießen“, zwinkert Beno, der zudem auch an seiner eigenen Disziplin arbeitete und nur zwei Spiele verpasste: eines wegen der fünften Gelben Karte, eines aus privaten Gründen. „Ich habe mich am Riemen gerissen.“In der Vorsaison bestritt er wegen einer Sperre nur 18 Spiele – traf aber 18 Mal.
Da die Zwillinge als LKW-Fahrer beruflich sehr eingespannt sind, gilt die Vereinbarung mit dem Verein, dass sie nur einmal pro Woche zum Training erscheinen müssen. „Unser Tag fängt um halb vier morgens an.
Wenn du dann dreimal pro Woche erst um Mitternacht ins Bett kommst, ist das in unserem Beruf einfach auch gefährlich“, ist der Torjäger sich seiner Verantwortung bewusst und muss nach einer kurzen Pause lachen. „Wer weiß, wie viele Tore es geworden wären, wenn ich dreimal pro Woche trainiert hätte.“Seinen Teil des Abkommens hat er aber auch so deutlich erfüllt. Ärgerlich ist für ihn nur, dass sein Rekord, der zu 85 Meisterschaftspunkten führte, dennoch nicht zum Aufstieg reichte.
Ausgerechnet in den beiden Relegationsspielen ging Koncic leer aus. „Aber dieser Relegationsmodus ist eine absolute Frechheit“, weißt der Torjäger noch einmal auf die berufliche Situation hin. „Da hast du fast 40 Spiele gemacht und musst dann innerhalb einer Woche noch dreimal – davon zweimal auswärts – ran, um aufzusteigen. Da hast du das Gefühl, du spielst umsonst. Ich wäre lieber Sechster geworden und hätte meine Ruhe gehabt. Trotz der tollen Unterstützung durch unsere vielen Zuschauer hat uns da die Form gefehlt.“
Wenn man die Statistik von Benjamin Koncic bei seinen Stationen in Deutschland in den letzten zehn Jahren zurückverfolgt, zeigt sich jedoch, dass in jedem Spiel mit ihm zu rechnen ist. In 16457 Einsatzminuten erzielte Beno 181 Tore: Alle 90,9 Minuten trifft der Mann, der in der kommenden Woche seinen 32. Geburtstag feiert. Im nächsten Spiel sollte es also rein rechnerisch wieder klappen.
Der Gegner heißt dann MSV Duisburg, für den die Koncic-Zwillinge vor zehn Jahren an der Seite von Mirko Boland und Sascha Mölders in der U 23 kickten. Mit der Stadtauswahl, für die er als Duisburgs Torschützenkönig gesetzt ist, trifft Beno im „Duisburgspiel“nun am Sonntag auf seinen alten Klub. „Es wird schwierig, weil Niko nicht dabei ist“, sagt Benjamin Koncic mit Blick auf das Duell gegen den frischgebackenen Zweitligisten. „Aber einen will auf jeden Fall machen.“