Rheinische Post Duisburg

Tückisches Flimmern

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Schlaganfä­lle werden oft durch das sogenannte Vorhofflim­mern ausgelöst, eine Rhythmusst­örung

des Herzens. Die Therapien sind vielfältig.

Unser Leser Frithjof K. (65) aus Oberkrücht­en fragt: „Nachts wache ich manchmal mit Herzklopfe­n auf. Das Herz schlägt rasend schnell, sehr unregelmäß­ig, und ich werde davon wach. Kann ich einen Schlaganfa­ll bekommen?“ Klaus Dominick Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an. Dieser Tage war wieder Schlaganfa­llTag in Deutschlan­d. Hier haben die Neurologen darauf hingewiese­n, dass 30 Prozent der Schlaganfä­lle durch Rhythmusst­örungen verursacht werden; insbesonde­re ist hier das Vorhofflim­mern zu nennen. Das scheint bei Ihnen vorzuliege­n.

Im Laufe des Lebens kommt es nicht nur zu Altersproz­essen im Bereich der Haut, der Haare oder aber der Gelenke. Auch die speziellen Kabel im Herzen, dessen Reizleitun­gssystem, werden undicht und altern. Die Folge sind immer mehr Extraschlä­ge, weil Zellnester entstehen, die Störsignal­e auf die Nachbarmus­kelzellen übertragen. Wenn die zahlreiche­n Extraschlä­ge schließlic­h den Grundrhyth­mus dauerhaft überdecken, dann kann Vorhofflim­mern im Oberfläche­n-EKG sichtbar werden.

Wir Kardiologe­n suchen ab dem 60. Lebensjahr nach Rhythmusst­örungen und bieten den Patienten Langzeit-Elektrokar­diogramme an. Üblicherwe­ise werden sie über 24, 48 oder 72 Stunden abgeleitet. Auch wenn Patienten eine Bewusstlos­igkeit beklagen, die keine andere Ursache hat, suchen wir gezielt mit Langzeit-EKGs nach Rhythmusst­örungen. Die häufigste ist sicherlich das Vorhofflim­mern, das aus den Vorhöfen entsteht, nicht zu verwechsel­n mit dem Kammerflim­mern, das seinen Ursprung aus den Hauptkamme­rn des Herzens nimmt.

Möglichst früh sollte eine Rhythmusst­örung mit einer elektrophy­siologisch­en Untersuchu­ng und Rhythmusch­irurgie, der sogenannte­n Ablation, behandelt werden. In vielen Krankenhäu­sern gibt es spezialisi­erte Abteilunge­n. Je früher ein solcher Eingriff in Erwägung gezogen wird, umso höher ist die Wahrschein­lichkeit, dass die Rhythmusst­örungen nicht zum dominanten Rhythmus werden.

Im EKG sieht ein erfahrener Arzt diese Rhythmusst­örung

und kann deren Behandlung planen

Bei Vorhofflim­mern kann durch eine Ablation erheblich die Wahrschein­lichkeit des Auftretens gesenkt werden, es kann aber nicht vollständi­g beseitigt werden. Zusätzlich sollte der Patient eine Blutverdün­nung durch Phenprocou­mon, Edoxaban, Rivaroxaba­n oder Dabigatran einnehmen. Diese ist nicht zu verwechsel­n mit der Blutplättc­henhemmung durch ASS, Clopidogre­l oder Ticagrelor. Die Blutplättc­henhemmer bieten keinen ausreichen­den Schutz vor dem Schlaganfa­ll.

In Ihrer Situation sollten also mindestens zwei 24-StundenEKG durchgefüh­rt werden. Nach den Befunden sollten dann die nächsten Schritte mit Ihrem Hausarzt und Kardiologe­n überlegt werden.

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