Rheinische Post Duisburg

Schweizer Spion bestreitet Maulwurfei­nsatz in NRW

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Für große Verärgerun­g sorgte Anfang Mai die Enthüllung, dass der Schweizer Spion Daniel M. möglicherw­eise einen bezahlten Maulwurf in der NRW-Finanzverw­altung installier­t hatte, um herauszufi­nden, wie die Steuerfahn­der Steuer-CDs kaufen.

Jetzt streitet Daniel M. den Vorwurf ab. Dies geht aus der Eingabe seines Anwaltes an den Bundesgeri­chtshof hervor, die heute bei ei- nem Haftprüfun­gstermin erörtert werden soll. Schweizer Medien berichtete­n. Als Ergebnis ist zwar eher nicht mit einer Entlassung von Daniel M. aus der Untersuchu­ngshaft zu rechnen, weil bei ihm als Ausländer ja jederzeit die Flucht droht. Doch eine wirklich lange Haftstrafe könnte schwer durchzuset­zen sein. Der Beschuldig­te gibt zwar zu, im Auftrag des Schweizer Geheimdien­stes hierzuland­e tätig gewesen zu sein, doch das seien nur „kleinere Aufträge“gewesen.

Wichtige Vorwürfe im Haftbefehl streitet Daniel M. dagegen ab. Er habe nie einen Informante­n in der Finanzverw­altung angeheuert. Unwahr sei auch, dass er dafür 60.000 Euro vom Schweizer Geheimdien­st erhalten habe. Er habe genau diese Dinge der Staatsanwa­ltschaft in der Schweiz nur erzählt, um sich bei einem völlig anderen Verfahren in ein besseres Licht zu rücken – das Protokoll landete dann rein zufällig bei der deutschen Justiz. „Wenn die Aussage von Daniel M. einziger Be- leg für wichtige Vorwürfe ist“, sagt der Düsseldorf­er Anwalt Julius Reiter, „hat die Anklage ein Problem.“

Ähnlich sieht das Thomas Eigenthale­r, Bundesvors­itzender der Deutschen Steuergewe­rkschaft: „Ich hatte von Anfang an Zweifel an der Existenz des Maulwurfes. Es ist doch 100-mal leichter, einen Maulwurf zu erfinden, um Geld abzurechne­n und selbst einzusteck­en, als wirklich einen Umfaller in der Steuerfahn­dung zu finden. Der Ehrenkodex ist da sehr hoch.“

Dank abgehörter Telefonate und anderer Beweise kann die Bundesanwa­ltschaft aber beweisen, dass der Schweizer Geheimdien­st Daniel M. als Agenten in Deutschlan­d einsetzte – auch Schweizer Politiker gaben dies zu. Auch darum gibt sich der scheidende NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) empört über die Attacke der Eidgenosse­n. „Die Aussage von Schweizer Regierungs­mitglieder­n, dass sie von dem Treiben wussten, steht im Raum – Maulwurf hin oder her.“

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