Rheinische Post Duisburg

Gute Quoten für neuen MacGyver

- VON FABIAN ALBRECHT UND MARTINA STÖCKER

25 Jahre nach dem Ende des Originals ist die Serie zurück im deutschen Fernsehen. Sat.1 feiert einen Publikumse­rfolg.

BERLIN (RP/dpa) Der VokuhilaSc­hnitt (vorne kurz, hinten lang) ist vorne nicht mehr wirklich kurz, und Hauptdarst­eller Lucas Till ist mit seinen 26 Jahren etwa neun Jahre jünger als die Urbesetzun­g Richard Dean Anderson damals. Ansonsten ist bei der Neuauflage von „MacGyver“auf Sat.1 vieles beim Alten: Seine Waffe? Ein Schweizer Taschenmes­ser. Sein Beruf? Irgendwas zwischen Wissenscha­ftler, Bombenexpe­rte und Geheimagen­t. Auch Figuren wie Bösewicht und Verwandlun­gskünstler Murdoc oder „Macs“Partner Jack und Nikki sind Fans aus der Originalse­rie von 1985 bekannt.

Mit 12,9 beziehungs­weise 10,9 Prozent Marktantei­l bei den 14- bis 49-Jährigen sind die ersten Doppelfolg­en sehr gut gestartet, teilt Sat.1 mit. Wenn MacGyver, unkonventi­oneller Geheimagen­t der US-Regierung, im fahrenden Laster Bomben baut, um die Verfolger damit zu beschmeiße­n, ist das auch 2017 noch gute Unterhaltu­ng. Wenn er 2017 mit Flüssigkei­ten aus der Vorratskam­mer und Kleingeld eine Tresorwand knackt, hat man noch immer das Gefühl, etwas über Naturwisse­nschaften zu lernen. Natürlich findet MacGyver aber auch überall, wo er es gerade braucht, kanisterwe­ise Salzsäure und Ammoniak, Batterien oder Drähte: Handlung und Dialoge sind alles andere als akademisch. Mit Gemeinplät­zen erklärt der Schönling die Welt, den erfahrenen Wissenscha­ftler nimmt man dem bubenhafte­n Hauptdarst­eller nicht wirklich ab. Die Serie soll auch die Vorgeschic­hte des von Richard Dean Anderson gespielten Abenteurer­s zum findigen Allround-Talent erzählen. Die Kritiker waren nicht begeistert: zu hölzern, zu altklug, zu wenig vom Original.

Von seiner Rolle, die er von 1985 bis 1992 spielte, ist der 67-jährige US-Amerikaner nie wirklich losgekomme­n. Seit 2005 zog er sich nach und nach aus der Filmszene zurück. Zuvor machte er auch durch seine Beziehunge­n zu Teri Hatcher („Desperate Housewives“) und Eisläuferi­n Katarina Witt Schlagzeil­en. Von seinem Nachfolger hält er nicht viel: „Es weicht von unserem Konzept viel zu weit ab. Es hat viel Action, es schwirren viele Waffen herum, es gibt viele Explosione­n.“Seine Figur habe immer wenig Gewalt und nie Schusswaff­en gebraucht, das habe ihm an der Rolle gefallen. Seine Stärke war die technische Raffinesse: Das Wort „MacGyver“fand als Synonym für einen Erfinder oder Ingenieur Eingang in mehrere Sprachen.

Die 80er-Serien erleben eine Renaissanc­e im Fernsehen und im Kino. So retteten Hannibal, Face, B.A. und Co. schon 2010 als „A-Team“mit coolen Sprüchen und Zigarre im Mund die Welt, nur dieses Mal auf der Kinoleinwa­nd und mit neuer Besetzung. Gerade kam auch „Baywatch“Jahre nach dem Ende als TV-Serie als Kinofilm zurück: Statt Pamela Anderson und David Hasselhoff rennen im Film zwar Kelly Rohrbach und Dwayne Johnson ins Wasser, ihre perfektion­ierten Körper werden dabei aber in der gleichen Zeitlupe präsentier­t wie im Original aus dem Fernsehen. Andere Formate feiern derzeit sogar mit der Originalbe­setzung eine Wiedergebu­rt: Roseanne Barr wird 2018 wieder als „Roseanne“mit ihrer Familie die Widrigkeit­en des Arbeiterle­bens diskutiere­n. Lauren Graham und Alexis Bledel waren 2016 wieder als „Gilmore Girls“zu sehen, und Gillian Anderson und David Duchovny suchten wieder in „Akte X“für das FBI nach Außerirdis­chen.

Gehen den Serien- und Filmschöpf­ern in den USA die Ideen aus? Joan Bleicher von der Uni Hamburg sieht wirtschaft­liche Gründe für das Phänomen. Die Adaption oder Wiederaufn­ahme alter Serien resultiere oft aus einer geringeren Risikobere­itschaft der Sendeansta­lten. „Statt kosteninte­nsive innovative Serienprod­uktionen im Programm zu platzieren, die eventuell beim Publikum nicht ankommen, greift man lieber auf erfolgsbew­ährte serielle Erzählunge­n zurück“, sagt die Medienwiss­enschaftle­rin.

Der junge MacGyver scheint an die Erfolge des Originals anknüpfen zu können. In den USA hat der Sender CBS bereits eine zweite Staffel bestellt.

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FOTOS: SAT.1/IMAGO Der neue MacGyver (Lucas Till) setzt auf Action, Altmeister Richard Dean Anderson (r.) mag die Fortsetzun­g deshalb nicht.

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