Rheinische Post Duisburg

Vom Abschlussb­all zum Traualtar

- VON MARIUS FUHRMANN

Rosi und Ewald Mertes feiern ihren Eisernen Hochzeitst­ag.

BISSINGHEI­M Eigentlich wollten Ewald und Rosi Mertes ihren 65. Hochzeitst­ag nicht an die große Glocke hängen. „Meine Cousine konnte uns aber zu einem kleinen Zeitungsin­terview überreden. Sie meinte, die Eiserne Hochzeit sei schon etwas Besonderes“, sagt Rosi Mertes. Es ist 65 Jahre her, seit sich sie, geborene Heister, und ihr Freund aus Kindertage­n vor dem Standesamt das Ja-Wort gaben. Ewald Mertes nahm als Jugendlich­er an einem Tanzkurs im Saal Seitenhors­t in Bissinghei­m teil. Für den Abschlussb­all brauchte er noch eine Tanzpartne­rin. Also bat er das Mädchen, das schon seit Jahren in seiner Straße wohnte. „Der Schwiegerv­ater fragte mich an der Türe erst mal, ob ich schon was gelernt hätte. Ich sagte, ich sei Maschinens­chlosser und hätte bereits die Lehre fertig. Daraufhin durfte ich reinkommen.“

Nach der Hochzeit am 20. Juni 1952 zog der damals 23-Jährige mit seiner zwei Jahre jüngeren Frau in deren Elternhaus – und wohnt dort bis heute. „So wohnten wir alle unter einem Dach. Mein Vater war froh, eine helfende Hand im Haus zu haben“, sagt Rosalia Mertes.

Von der Arbeit als Industriel­okführer bei HKM beziehungs­weise als Hutmacheri­n erholte sich das Ehepaar bei Reisen nach Italien oder Ungarn. „Einmal sind wir mit dem Käfer einfach über die Alpen gefahren, da gab es den BrennerPas­s noch gar nicht“, sagt Rosi Mertes. Ihren Kinderwuns­ch konnten sich die beiden nicht erfüllen. „Ich habe mit 16 Jahren Kinderlähm­ung bekommen. Impfungen waren kurz nach Kriegsende ja leider noch nicht so weit verbreitet“, sagt Rosi Mertes. Mit viel Sport konnte sie die Krankheit überwinden. Ihr noch nicht vollends ausgewachs­ener Körper wurde allerdings nachhaltig geschädigt, Kinder konnte sie nicht mehr bekommen. „Wir haben aber viel Besuch von unseren Nichten und Neffen und den Nachbarski­n- dern bekommen. Die schauen auch heute noch oft vorbei“, sagt Mertes.

Den Hochzeitst­ag wollen die beiden – er heute 88, sie 86 Jahre) am kommenden Wochenende im Haus Wedau feiern. Der Tag damals war übrigens nicht zufällig gewählt. „Ich liebe den Sommer. Und der 20. Juni ist der längste Tag des Jahres“, erklärt Rosi Mertes.

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FOTO:MEISE Haus, weil er die Lehre fertig hatte.

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