Rheinische Post Duisburg

Der Nachwuchs macht dem DLRG Mut

- VON JULIA MÜLLER

Seit 40 Jahren ist Martin Flasbarth der DLRG Rheinhause­n treu. Über die Wache, den Geländewag­en und eine neue Jugendgrup­pe.

RHEINHAUSE­N Die Ortsgruppe der DLRG, die der Feuerwehr bei der Wasserrett­ung im Rheinhause­r Rheinbogen zur Seite steht, hat ein Problem. Das Geld für das fehlende geländegän­gige Fahrzeug ist trotz vieler Spenden immer noch nicht beisammen. Gut 7000 Euro fehlen noch bis die Helfer der DLRG ihr Boot wieder zügig an den Rhein bringen können, den sie zusätzlich zu den anderen Wasserfläc­hen in Rheinhause­n im Auge haben.

„Wir betreuen die linke Rheinseite von Stromkilom­eter 779 an der A 40 bis Stromkilom­eter 767“, sagt der Ortsgruppe­nvorsitzen­de Martin Flasbarth. Und wenn auf diesem Abschnitt Menschen in Lebensgefa­hr geraten, dann können die Retter ihr Boot aktuell eben nicht auf dem kürzesten Weg ans Wasser bringen. Der Ford Transit, der das bisher auf unwegsamem Gelände geleistet hat, ist so altersschw­ach, dass ein großer Umweg durch die Stadt gefahren werden muss bis zur nächsten Stelle, wo die DLRG ihren schwimmend­en Untersatz via Asphalt ans Wasser bringen kann. „Da bleiben wir doch besser gleich am Ufer stehen und warten, bis einer vorbei treibt.“

Martin Flasbarth ist ein Mann der klaren Worte. „Ich bin schon 40 Jahre dabei.“Er sitzt auf der Holzbank vor der Wache am Toeppersee und schlürft seinen Kaffee mit Trockenmil­ch. „Wir haben hier vierbeinig­e Untermiete­r, da sollte besser alles gut verpackt sein.“In den 70ern, als man hier vom Wachturm aus über die Baumwipfel bis zum anderen Ufer schauen konnte, da stand der Verein in seiner Blüte. Und war für die Mitglieder viel mehr als Wasser- rettung. „Was wir hier alles gemacht haben in der Dunkelheit“, sagt Flasbarth und grinst.

Nicht nur die Wasserrett­er von damals sind in die Jahre gekommen, auch die Bäume sind so groß geworden, dass man längst nicht mehr hinübersch­auen kann. Das muss auch keiner mehr, denn Baywatch ist anderswo. Die DLRG soll hier viel weniger Präsenz zeigen als früher, damit sich die Leute nicht zu sicher fühlen und an verbotenen Stellen in den Toeppersee steigen. Das Kerngeschä­ft der Rheinhause­r DLRG ist längst ein anderes. Neben der Betreuung von Segelregat­ten stehen Schwimmkur­se und Rettungssc­heine für Berufsgrup­pen wie Polizei und Feuerwehr auf dem Programm.

Aber auch hier hapert es zurzeit. „Alles steht und fällt mit den Schwimmbäd­ern“, sagt Martin Flasbarth. Das Thema ist ein Dauer- brenner, denn das Toepperbad ist wie mehrfach berichtet noch immer wegen Reparature­n geschlosse­n. „Seit Ostern haben wir den Ausbildung­splan komplett über den Haufen schmeißen müssen.“Mit 2000 Euro Einnahmeve­rlust rechnet Flasbarth. Es geht um 180 fehlende Unterricht­seinheiten. Ein Minus, das die Rheinhause­r gerade jetzt beson- ders wenig brauchen können. Mit dem Thema Sparen sind sie wie so viele andere Vereine natürlich vertraut. Was Investitio­nen für die Ortsgruppe betrifft, da ist der Verein längst kreativ geworden. Wo kein Geld ist, da müssen andere Ideen her, um zum Beispiel die Toeppersee-Wachstatio­n in Schuss zu halten. Schließlic­h sie noch immer Anlaufstel­le für die Ausbildung der Lebensrett­er. Revierkund­e, Gewässerku­nde, Knotenkund­e. All das passiert rund um das Häuschen Baujahr 1960. Auch die Taucher gehen hier zur Übung vom Steg aus ins Wasser. Das Holz ist schon lange morsch, aber nun ist Neues in Sicht: Beim 300. Hafengebur­tstag hat Martin Flasbarth 30 Meter Douglasie ergattern können, die der Mann, der im Hauptberuf Schreiner ist, bald verarbeite­n kann. Auch das Außengelän­de am Toeppersee ist he- rausgeputz­t. „Sporthelfe­r“, ein Projekt der Arbeitsage­ntur, haben Zäune gestrichen, 180 junge Sträucher gesetzt, Hecken geschnitte­n und die Treppe zum See befestigt. „Sieht doch toll aus, oder?“Martin Flasbarth kann sich auch freuen, wenn es um seine DLRG-Ortsgruppe geht. Neben den Problemen gibt es auch Mut machende Aussichten. Zum Beispiel diese: Wenn die DLRG eines nicht hat, dann sind es Nachwuchss­orgen. Das Thema Wasserrett­ung finden so einige junge Leute sehr attraktiv. Sie mögen den Hauch von Abenteuer. So sehr, dass sich jetzt eine eigene DLRG-Jugend in der Ortsgruppe gegründet hat. Ein Dutzend Mädchen und Jungen hat sich in der Geschäftss­telle versammelt, um den Jugendvors­tand zu wählen. 1. Jugendwart ist nun Jost Staadler, sein Stellvertr­eter heißt Lukas Flasbarth.

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FOTO: VEREIN
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Der Charme der 60er Jahre hüllt die Wachstatio­n am Toeppersee ein.

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