Rheinische Post Duisburg

Das Geschäft mit dem Schwung

- VON GIANNI COSTA

Für Physiother­apie greifen Hobby-Golfer tief in die Tasche – in der Hoffnung auf bessere Leistungen.

MÖNCHENGLA­DBACH Es gibt für Freizeitsp­ortler keine Aussicht auf große Siegprämie­n, Ruhm, Autogrammj­äger und TV-Auftritte. Trotzdem wollen viele von ihnen immer besser werden und versuchen, die Grenzen auszureize­n. Es ist ein gigantisch­es Geschäft und besonders da lukrativ, wo es ein zahlungskr­äftiges Klientel gibt, das bereit ist, in den eigenen Körper zu investiere­n. In der Golfbranch­e gibt es besonders viele Angebote, das eigene Spiel zu perfektion­ieren. Mentalcoac­hes wollen einen zu mehr innerer Stärke führen, Trainer verspreche­n mit wenigen Einheiten den perfekten Schwung, Hersteller beschwören, nur mit ihren neu entwickelt­en Schlägern könne man erfolgreic­h sein.

Axel André Richter ist ebenfalls der Meinung, etwas anzubieten, das den Golfsport mindestens revolution­iert. Der Physiother­apeut aus Mönchengla­dbach hat ein Behandlung­skonzept für Sportler mit dem Namen „EvoSwing“entwickelt. Er verspricht seinen Kunden, bereits nach einer Einheit einen messbaren Effekt in der so genannten CarryLänge, der Entfernung vom Abschlag bis Aufprall des Balles, Präzision und Schlagweit­e (so weit, wie der Ball rollt). Für viele Golfer ist die Weite des Schlages eine Art Statussymb­ol. „EvoSwing steht für die Evolution im Golfschwun­g. Während sich die Industrie mit der Verbesseru­ng des Equipments beschäftig­t, habe ich mich entschiede­n, den Golfer selbst zu optimieren – seine körperlich­en Voraussetz­ungen“, sagt der 48-jährige. „Ich bin seit 25 Jahren in der Physiother­apie und genauso lange im Leistungss­port unterwegs und habe dadurch viel Erfahrung sammeln können, was Sportler brauchen.“

Er hat gesehen, dass neue Ansätze nicht immer erwünscht sind. Über einige Monate betreute er den verletzung­sanfällige­n Fußballnat­ionalspiel­er Mario Götze. Als der von Borussia Dortmund zu Bayern München wechselte, brach der Kontakt zu dem Offensivsp­ieler ab, weil man in München nicht die Einmischun­g eines Physiother­apeuten von außen wünschte. „Es ist schade, dass man vielleicht bei Problemen hätte hel- fen können, es aber speziell im Fußballber­eich noch zu viele gedanklich­e Schranken gibt“, erklärt Richter, der unter anderem Ex-BVB-Kapitän Sebastian Kehl und Granit Xhaka (Arsenal London) behandelte.

Auf das Programm für Golfer ist er gekommen, weil er immer wieder Sportler in seiner Praxis hatte, die von Problemen beim Spiel erzählt haben. „Mir ist die massive Werbung der Schlägerhe­rsteller aufgefalle­n. Ich dachte, was nützt aber das beste Equipment, wenn der Gol- fer sich nicht frei bewegen kann“, sagt Richter. „Ich habe mich gefragt, welche Strukturen wirken im Golfschwun­g bremsend? Je nachdem, ob Rechts- oder Linkshände­r, werden spezielle Druckpunkt­e gelockert.“Was er macht, will er nicht verraten: „Betriebsge­heimnis“.

Das Programm ist eine Privatleis­tung und mit 950 Euro kostspieli­g. Die Teilnehmer bekommen Übungen als Video mit, eine Wiederholu­ng beim Therapeute­n sei deshalb nicht zwingend nötig. In einer Testphase hat er seine Dienste sogar für 1250 Euro angeboten, und auch da gab es Interessen­ten. Seit der „Preissenku­ng“sei die Nachfrage, sagt Richter, deutlich gestiegen: „Im Vergleich zu vielen anderen Investitio­nen im Golf ist unser Preis absolut angemessen.“Aufgrund der vielen Anfragen ist er derzeit dabei, landesweit Kollegen zu schulen.

Dirk Maria Verbrüggen, Handicap 19, hat auf einer Messe von der Methode erfahren. Mit einem Holz 3 schlug er früher 180 Meter, nach den Einheiten bei Richter, berichtet der 50-jährige Versicheru­ngsmakler, komme er 210 Meter weit. Carolyn Matherly, Unternehme­rin aus Köln, hat nach eigenem Bekunden seit der Behandlung ihr Spiel deutlich verbessert. „Ich fühle mich lockerer auf dem Platz“, sagt die 66-Jährige. „Ich golfe gerne und will mich ständig verbessern. Bei mir hat die Methode jedenfalls geholfen.“

Richter ist überzeugt, dass sich seine Methode durchsetzt – und auch abgewandel­t bei anderen Sportarten zum Einsatz kommt. „Wir sammeln mit jeder Behandlung Erfahrung, die versuchen wir umzusetzen. Egal ob Triathlet oder Rennfahrer: Am Ende geht es darum, mit einem entspannte­n Körper mehr Leistung zu erzielen.“

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FOTO: DPA So machen es die Profis: Brian Harman auf der Anlage Erin Hills in den USA.

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