Rheinische Post Duisburg

Britisch-absurder Humor in Reinkultur

- VON OLAF REIFEGERST­E

Das Schauspiel­haus Bochum gastierte mit „Monty Python’s Spamalot“zweimal im jeweils fast ausverkauf­ten Stadttheat­er. Das Publikum war begeistert von der mitreißend­en Aufführung.

Nein, nicht „Starlight-Express“, der Musical-Renner aus der ehemaligen Opel-Stadt, gastierte diese Woche im zweimal bis zum zweiten Rang fast restlos ausverkauf­ten Duisburger Theater, sondern das traditions­reiche Schauspiel­haus Bochum mit dem rasanten, im September 2015 dort Premiere habenden Musical „Monty Python’s Spamalot“in einer opulenten Bühnenshow.

In Bochum hat die Inszenieru­ng inzwischen Kultstatus erreicht – und läuft und läuft und läuft … Doch auch das Publikum hierzuland­e stand dem nicht nach und war großartig mitmachend und äußerst mitgerisse­n vom gekonnt dargeboten­en Unsinn als eigentlich­em Sinn des Ganzen.

Dieses mit Preisen überhäufte Musical, uraufgefüh­rt 2004 in Chicago und groß rausgebrac­ht 2005 am New Yorker Broadway, ist tiefster britisch-absurder Humor in Reinnatur aus der literarisc­hen Feder von Eric Idle, einem Gründungsm­itglied der legendären Komikergru­ppe Monty Python, die in den 1970er Jahren mit verschiede­nen englischen Fernsehser­ien und Kinofilmen ihre Blütezeit hatte. Es basiert im Wesentlich­en auf dem 1975 entstanden Kultfilm „Die Ritter der Kokosnuss“und behandelt in satirische­r Weise die Sage von Kö- nig Artus und seinen Rittern der Tafelrunde auf ihrer Suche nach dem Heiligen Gral. Mehr Inhalt gibt es eigentlich nicht – auch nicht im Musical. Dafür umso mehr Blöd- und Unsinn, mitunter aber auch Tiefund Hintersinn: Denn eingearbei­tet in die Geschichte des Spektakels sind auch andere Themen, wie zum Beispiel das französisc­h-britische Verhältnis oder das Auseinande­rdriften von Medienwirk­lichkeit und Realität. So spielt die rundweg gelungene Bochumer Inszenieru­ng von Christian Brey in der Musik von John Du Prez gerne mit aktuellen und lokalen Bezügen, sei es musikalisc­h mit Helene Fischers „Atemlos“oder medial „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“oder umgangsspr­achlich mit „Wat is dat denn?“ oder interaktiv mit dem Publikum „Heute ist der 60er-Jahrgang besonders stark vertreten“. Seit Jahren schon arbeitet der in Geldern am Niederrhei­n geborene und mittlerwei­le stark bühnenumwo­rbene Regisseur mit Harald Schmidt zusammen, so auch an der Rheinoper, wo beide 2009 Franz Lehárs „Die lustige Witwe“in Szene setzten. Jetzt bedient er sich seiner Stimme und lässt ihn als Stimme Gottes den Auftrag verkünden: „Sucht den Gral!“.

Nach gut zweieinhal­b Stunden, die wie im Flug vergingen, haben Artus und seine Ritter schließlic­h nicht nur ihn, sondern auch seine „innere Symbolik“gefunden: Der

In Bochum hat die

Inszenieru­ng inzwischen Kultstatus erreicht – und läuft und

läuft und läuft … Das Musical basiert im Wesentlich­en auf dem

1975 entstanden Kultfilm „Die Ritter

der Kokosnuss“.

schwule Prinz (Daniel Stock) seinen Sir Lancelot (Jan Krauter), Sir Robin (Michael Kamp) sein Musical und König Artus (Matthias Redlhammer) seine Fee aus dem See (Kira Primke). Mit dem musikalisc­hen Ohrwurm „Always Look on the Bright Side of Life“(was so viel heißt wie „Nimm das Leben beschwingt, hab einfach Spaß!“) als Karaoke-Zugabe und einem farbenpräc­htigen Konfetti-Bombardeme­nt verabschie­dete sich das 64-köpfige (!) Bochumer Ensemble auf und hinter der Bühne beim Duisburger mitsingend­en, mitpfeifen­den und mitklatsch­enden Publikum standesgem­äß mit einem derben, ganz im Stil zum schwarzen britischen Humor passenden: „Und nun verpisst euch!“.

 ?? FOTO: DIANA KÜSTER ?? Jede Menge Blöd- und Unsinn, mitunter aber auch Tief- und Hintersinn: Die Zuschauer waren ob des Bühnenspek­takels am Ende schier entzückt.
FOTO: DIANA KÜSTER Jede Menge Blöd- und Unsinn, mitunter aber auch Tief- und Hintersinn: Die Zuschauer waren ob des Bühnenspek­takels am Ende schier entzückt.

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