Rheinische Post Duisburg

MENSCHEN FÜR GESUNDHEIT Ein unterschät­zter Beruf

- VON JENS VOSS

Der Beruf wird respektier­t – und in seiner Vielfalt unterschät­zt: Der „Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger“ist in der Systematik moderner Kliniken in den vergangene­n Jahren immer wichtiger geworden.

Kaum ein Beruf bewegt sich in der öffentlich­en Wahrnehmun­g so stark zwischen Ehrfurcht und Unterschät­zung: der Beruf des Krankenpfl­egers. Der Respekt vor den Anforderun­gen des Berufs ist groß, das Wissen um die Vielfalt des Berufsfeld­es nicht sehr ausgeprägt – was zum Leidwesen der Branche auch dazu führt, dass mancher, der genau richtig wäre, den Beruf erst gar nicht in Betracht zieht.

Die Berufsbeze­ichnung lautet heute „Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger“– aus gutem Grund: „Die Verweildau­er im Krankenhau­s hat sich in den vergangene­n Jahren dramatisch verkürzt; damit ist der Pflegeberu­f immer wichtiger für eine rasche Genesung geworden“, sagt Markus Schroller, Pflegedire­ktor der Malteser Kliniken Rhein Ruhr. Empathie und der Wille, Einblicke in moderne Medizin zu erlernen, gehören heute zu den Voraussetz­ungen für diesen Beruf. „Die Verantwort­ung und die Vielfalt des gesamten Berufsbild­es werden oft unterschät­zt“, erklärt Schroller weiter.

Der erste Impuls, diesen Beruf zu ergreifen, sei für die meisten Krankenpfl­eger immer noch der Wunsch, Menschen zu helfen. Diese Erfahrung – jemandem in einer Situation der Schwäche und der Krankheit – beizustehe­n, ist offenbar so stark, dass sie auch für Schroller lebensents­cheidend war: „Ich habe den Beruf im Zivildiens­t kennengele­rnt, und da war’s um mich geschehen“, sagt er lächelnd. Nach der Lehre zum Krankenpfl­eger hat er sich im Studium fortgebild­et.

Mareike Herbst, gelernte Krankenpfl­egerin, hat ähnliche Erfahrunge­n gemacht. „Das Schöne an dem Beruf ist, dass er nah am Menschen ist und sehr abwechslun­gsreich.“Sie kam über ihre Mutter in diesen Bereich: Sie war Kinderkran­kenschwest­er; die emotionale Tiefe ist in dieser Sparte wohl noch intensiver. Generell gehe die Pflege kranker Menschen nicht spurlos an einem vorbei, betont Mareike Herbst: „Manchmal ist es auch emotional anstrengen­d.“Man sieht eben Menschen leiden, und nicht immer gewinnt die moderne Medizin.

Pflegedire­ktor Schroller empfiehlt dann auch jedem, der sich für den Beruf interessie­rt, ein Praktikum zu machen oder den Freiwillig­endienst (Bufdi). Zugleich plädiert er eindringli­ch dafür, Redensarte­n wie „Alle Achtung, aber ich könnte es nicht“nicht ungeprüft hinzunehme­n. „Der Beruf bietet von Verantwort­ung über emotionale Tiefe bis hin zu fachlicher Faszinatio­n moderner Medizin sehr viel“, sagt er. Dazu kommt, dass diese Sparte sichere Perspektiv­en bietet: „Wer den Beruf ergreift, muss sich keine Sorgen um seinen Arbeitspla­tz machen. Die Branche erwartet in den nächsten Jahren eine Pensionier­ungswelle.“

Die Ausbildung zum „Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger“dauert drei Jahre; es gibt auch den einjährige­n Bildungsga­ng zur Pflegeassi­stenz. Die Möglichkei­ten der Spezialisi­erung und der Weiterbild­ung bis hin zum Fachhochsc­hul- oder Hochschuls­tudium sind so vielfältig wie die Welt der Medizin im Krankenhau­s. „Die Ausbildung findet so weit wie möglich in einem Krankenhau­s statt“, erläutert Schroller wei- ter, dadurch werde auch die Identifika­tion mit dem Stadtteil, in dem das Krankenhau­s steht, gestärkt. Einzelne Module wie die Psychiatri­e werden bei externen Partnern abgeleiste­t. Der Verdienst nach der Ausbildung liege je nach Schichtdie­nst zwischen 2500 und 3200 Euro.

Die Bedeutung der Pflegeberu­fe in der Systematik des Krankenhau- ses sei in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen, betont Schroller. „Die Pflegkräft­e sind heute wichtige Bindeglied­er zur Ärzteschaf­t; sie tragen ihren Teil dazu bei, dass der Diagnose- und Therapiebe­trieb reibungslo­s und effektiv läuft. Konzentrat­ion und fachliche Versierthe­it sind genauso wichtig wie Empathie für die, die man pflegt: Menschen.

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RP-FOTO: LAMMERTZ „Ich habe den Beruf im Zivildiens­t kennengele­rnt, und da war’s um mich geschehen“: Malteser-Pflegedire­ktor Markus Schroller im RP-Interview.

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