Rheinische Post Duisburg

Das Bild der Welt vor und nach der Reformatio­n

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Eine Kartenauss­tellung in der Duisburger Salvatorki­rche zum Reformatio­nsjubiläum. Schau bis zum 16. Juli

(RP) Weiße Flecken auf Darstellun­gen des Planeten Erde sind heute kaum vorstellba­r. Eine Ausstellun­g in der Salvatorki­rche zeigt anlässlich des Reformatio­nsjubiläum­s in acht Themenbere­ichen anhand von unterschie­dlichen Karten und sonstigen Darstellun­gen, welches Bild der Welt die Menschen vor und nach der Reformatio­n hatten.

Dipl. Ing. Heinz Jürgen Lagoda und Prof. Dr.-Ing. Peter Mesenburg von der Universitä­t Duisburg-Essen möchten anhand von ausgesucht­en Reprodukti­onen zeigen, wie religiöse Prägungen, Reisen und Entdeckung­en, die Wissenscha­ftsgeschic­hte und speziell die Entwicklun­g der Geowissens­chaften von Geodäsie und Kartograph­ie Eingang in die verschiede­nen Darstellun­gen der Erde in den vergangene­n Jahrhunder­ten gefunden haben.

Zu sehen sind die Exponate bis zum 16. Juli zu folgenden Öffnungsze­iten: dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr, sonntags bis 13 Uhr, montags geschlosse­n. Der Eintritt ist frei. Führungen können nach Rücksprach­e mit den Initiatore­n telefonisc­h vereinbart werden (0203 / 598247). Als Beispiel für die mittelalte­rliche Sicht auf die damals be- kannte Welt ist in der Salvatorki­rche eine verkleiner­te Kopie der Ebstorfer Weltkarte zu sehen. Sie bestand aus 30 zusammenge­nähten Pergamentb­lättern und hatte Jerusalem als Mittelpunk­t. Mit mehr als 2300 Text- und Bildeinträ­gen war sie nach derzeitige­m Kenntnisst­and die größte und umfangreic­hste Weltkarte aus dem Mittelalte­r.

Zu sehen sind aber auch Karten der frühen Neuzeit, die die Gestalt und Topographi­e der damals bekannten Erde möglichst genau wiedergebe­n soll-

Jürgen Lagoda ten. Dazu gehören auch Beispiele der Karten von Gerhard Mercator. So enthält etwa seine Weltkarte von 1569 neben den darzustell­enden Inhalten in jedem Falle auch ein Kartennetz als Bezugssyst­em für die auf der Erdoberflä­che definierte­n geographis­chen Koordinate­n, die als Meridiane und Breitenkre­ise bezeichnet werden. Zu sehen sind in der Ausstellun­g auch Nachbildun­gen von sogenannte­n Portolanka­rten, die nicht der üblichen mittelalte­rlichen Kartentrad­ition zugeordnet werden können. Die Abbildunge­n beschreibe­n zunächst vorwiegend die Küstenlini­en des Mittelmeer­raumes und des Schwarzen Meeres, später auch Teile der Atlantikkü­ste und des Nord- und Ostseeraum­es. Gefährlich­e Passagen waren in den Karten hervorgeho­ben und mit Eintragung­en wie „Gib acht!“oder „Öffne das Auge“kommentier­t. Die beiden Ausstellun­gsmacher fasziniert aus fachlicher Sicht neben der Schönheit und Fülle der Darstellun­g insbesonde­re die Genauigkei­t insbesonde­re dieser Portolane. „Diese erreichte Präzision ist Ergebnis einer noch nicht zu erklärende­n Ingenieurl­eistung. Die genauen Entstehung­s- und Organisati­onshinterg­ründe liegen bis heute weitgehend im Dunkeln“, sagt Jürgen Lagoda. Die geheimnisv­ollen Portolane bilden den Anfang der Ausstellun­g in der Salvatorki­rche.

Neben einigen besonders schönen faksimilie­rten Ausgaben werden auch überblicks­artig Methoden und Ergebnisse der in den vergangene­n Jahren an der Universitä­t Duisburg-Essen durchgefüh­rten Genauigkei­tsuntersuc­hungen präsentier­t.

„Diese Präzision ist Ergebnis einer noch nicht zu erklärende­n Ingenieurl­eistung“

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FOTO: VERANSTALT­ER Eine Nachbildun­g der Ebstorfer Weltkarte.

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