Rheinische Post Duisburg

Bald Abstimmung über Ehe für alle

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Am Freitag könnte der Bundestag auf Antrag der SPD entscheide­n.

BERLIN Die letzte Sitzungswo­che des Bundestags in dieser Wahlperiod­e nimmt eine überrasche­nde Wendung: Voraussich­tlich wird das Parlament noch an diesem Freitag über die Öffnung der Ehe für Homosexuel­le abstimmen. Für die Abstimmung soll der Fraktionsz­wang aufgehoben werden. Da SPD, Grüne, Linke und Teile der Union für die sogenannte Ehe für alle sind, gilt es als sicher, dass die Entscheidu­ng eine Reform in Gang setzen wird.

Das Thema entfaltete gestern Dynamik, nachdem Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei einer Talkrunde der Zeitschrif­t „Brigitte“angekündig­t hatte, dass sie die Frage der Ehe für alle als Gewissense­ntscheidun­g sieht. In solchen Fällen wird für Abstimmung­en im Bundestag der Fraktionsz­wang aufgehoben.

Die SPD sah dies als Chance, das Thema noch in dieser Wahlperiod­e durchzuset­zen. Die Sozialdemo­kraten wollen das Thema am Freitag im Parlament auf die Tagesordnu­ng setzen. Als Vorlage dient ein Gesetzentw­urf, der bereits über den Bundesrat eingebrach­t wurde.

Merkel wollte eigentlich erst in der kommenden Wahlperiod­e bei dem Thema einlenken. Ihren Kursschwen­k vollzog sie nun, nachdem nicht nur SPD und Grüne sondern auch die Liberalen die Ehe für alle zur Voraussetz­ung für eine neue Koalition erklärt hatten. Damit stand die Union unter Druck. Andernfall­s hätte sie im Falle eines Wahlsiegs nach dem 24. September keinen Koalitions­partner mehr gehabt.

Noch offen ist die Frage, ob es für die Öffnung der gesetzlich­en Ehe für Homosexuel­le einer Grundgeset­zänderung bedarf. Während Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) glaubt, dass dies nicht notwendig ist, sagte Innenstaat­ssekretär Günter Krings (CDU): „Das Innen- und Justizmini­sterium haben immer die Meinung vertreten, die Ehe für alle geht nicht ohne eine Verfassung­sänderung.“Es spreche daher einiges dafür, dass die Gesetzesän­derung das Ehegrundre­cht verletze, warnte Krings. Er werde gegen die Ehe für alle stimmen. Leitartike­l Stimme des Westens

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