Rheinische Post Duisburg

Junge „Fellows“wollen Schüler motivieren

- VON ALFONS WINTERSEEL

2015 begann ein ungewöhnli­ches Projekt an mehreren Duisburger Schulen unter dem Namen „Teach First - Fellow“. Dabei geht es um sozial auffällige Schüler. Das Projekt geht nun in die zweite Runde.

Für zwei Jahre kamen neun Hochschula­bsolventen verschiede­ner Fachrichtu­ngen an Schulen, um leistungss­chwachen Schülern zu helfen oder Schüler intensiv zu betreuen, die sozial auffällig sind. Die Fellows unterstütz­en mit speziellen Lern- und Förderange­boten die Kinder und Jugendlich­en, um deren schulische Leistung zu steigern und ihnen zu helfen, ihr Potenzial bestmöglic­h zu entfalten.

Ohne die Hilfe von Sponsoren, der Stadt und der Förderung des Landes wäre die zweite Runde nicht möglich, denn jede Stelle kostet nach Angaben von Ruth Anne Damm von Teach First Deutschlan­d rund 37.000 Euro pro Jahr. In Duisburg unterstütz­en deshalb die Stiftungen von Haniel, Klöckner und Co sowie der Sparkasse Duisburg das Projekt. Das Besondere: Für jede so finanziert­e Stelle gibt das Land die Personalko­sten für eine weitere Stelle dazu.

In Duisburg werden somit in den kommenden beiden Jahren zehn „Teach First Fellows“in Duisburger Schulen arbeiten, in deren Einzugsgeb­iet auch soziale Brennpunkt­e liegen. Zuvor durchlaufe­n sie eine Vorbereitu­ngsphase.

Oberbürger­meister Sören Link: „Der Grundgedan­ke von ,Teach First’ ist einfach großartig: Die Schulen werden unterstütz­t und die Fellows bringen zusätzlich einen anderen Blickwinke­l mit.“Dies sei ein weiterer Schritt, den Zusammenha­ng von Wohnort und Bildungser­folg zu minimieren. Dezernent Thomas Krützberg: „Das Projekt fördert gezielt einzelne Schüler, die von anderen keine Förderung erhalten.“

Mirjam Held hat Landschaft­sökologie studiert, sich nach ihrem Abschluss aber entschloss­en, zunächst als ,Fellow’ an eine Schule zu gehen, um dort Schülerinn­en und Schülern zu helfen. „Die Hälfte der Zeit habe ich im ersten Schuljahr in den internatio­nalen Vorbereitu­ngsklassen verbracht. Danach ging es um die Unterstütz­ung von Seiteneins­teigern im Deutschunt­erricht.“In Zusammenar­beit mit den Lehrern sei dabei immer darauf geachtet worden, was der einzelne Schüler überhaupt aufgrund der Sprachkenn­tnisse erreichen konnte. Vorbereitu­ngen auf Abschlussp­rüfungen, Begleitung zu den Arbeitsgem­einschafte­n, Nachhilfe in Mathematik waren weitere Arbeitssch­werpunkte im Rahmen ihrer zweijährig­en Tätigkeit.

Dass die Arbeit manchmal auch die Kräfte der Fellows übersteige­n kann, zeigt die Tatsache, dass es auch auf ihrer Seite Abbrecher gab. „Aber nur in einem Fall und nicht in Duisburg“, unterstrei­cht Ruth Anne Damm. In Nordrhein-Westfalen sind insgesamt 48 „Fellows“im Einsatz an Schulen, um Schüler zu motivieren, zum Schulabsch­luss zu führen, den Übergang zu gestalten und den Glauben an ihr eigenes Potenzial zu stärken.

Welche Bedeutung die Arbeit der Fellows für die Schulen hat, erläutert Günter Derksen, Schulleite­r der Heinrich-Heine-Gesamtschu­le: „Natürlich werden die Fellows auch im Unterricht eingesetzt. Sie sind aber keine ,Lehrer on top’, sondern bauen zu den Schülern eine persönlich­e Beziehung auf, was für Lehrer in dieser Weise heute nicht mehr möglich ist.“

Wie erfolgreic­h die Arbeit von „Teach First“an den Schulen ist, wird wissenscha­ftlich gemessen. Dabei zählen die Verbesseru­ng der Schulnoten ebenso wie der Schulverwe­igerer, der wieder für den Unterricht motiviert werden kann.

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