Rheinische Post Duisburg

Pfarrer Funke sagt Lebwohl

- VON PETRA KUIPER

Ludger Funke verabschie­det sich jetzt in den (Un)Ruhestand.

HOMBERG Die Kartons sind gepackt, das Bücherrega­l im Pfarrheim hat sich gelichtet. In einer Woche verlässt Ludger Funke Homberg. Der beliebte Pfarrer der Katholisch­en Gemeinde St. Peter verabschie­det sich nach 24 Jahren in den Ruhestand – wobei der bei dem lebhaften 70-Jährigen eher quirlig verlaufen dürfte. Ein Gespräch zum Abschied über Gott, Homberg und die Welt - mit einem, der sich auskennt.

Hier am Pfarrheim St. Peter ist die Welt noch in Ordnung. Überall Grün, Vögel zwitschern. Die Sekretärin ist noch nicht da. Pfarrer Funke erfüllt Aufgaben im Akkord. Er verabschie­det einen Gesprächsp­artner, bedient das Telefon, begleitet den Techniker, der die Musikanlag­e reparieren will, öffnet Post und Paketdiens­t. Ludger Funke strahlt Ruhe aus, freundlich­e Gelassenhe­it.

In seiner Gemeinde kennt ihn jedes Kind. Täglich hat er alle Strecken mit dem Fahrrad zurückgele­gt, „da kann man immer mal anhalten.“Das hat er oft gemacht, für ein Schwätzche­n oder zwei, mit Menschen, die er unterwegs getroffen hat. Hunderte hat Funke getauft und vermählt – und Hunderte begraben. Wenn er auf dem nahen Friedhof spazieren geht, denkt er oft an die, die nicht mehr da sind.

Er ist traurig, dass er geht. „Der Abschied fällt mir sehr schwer. Aber er ist vernünftig.“Der gebürtige Rheinenser zieht mit seiner Schwester Monika nach Drensteinf­urt in den Kreis Warendorf und wird den Pfarrer an St. Regina bei der Seelsorge unterstütz­en. Funke kennt den jungen Kollegen von früher - als er ihm ein Angebot machte, beschloss er, sein Amt mit 70 niederzule­gen.

Für ihn ein günstiger Zeitpunkt. 2018 werden die drei Homberger Gemeinden zu einer Pfarrei zusammenge­führt. Funke ist kein Freund der Fusion, das gibt er unumwunden zu. Er befürchtet, dass mit diesem Schritt eine Anonymisie­rung einhergeht, „und ich bin ein Anhänger der Seelsorge mit Gesicht.“Das Hauptanlie­gen der Kirche sei nun mal die Weitergabe des Glaubens, „und das funktionie­rt nur über Beziehung und Begegnung.“

Funke ist gern ins Ruhrgebiet gekommen, damals, 1993. Die Menschen mit ihrer offenen, gradlinige­n Art haben ihm gleich gefallen und sind ihm immer mehr ans Herz gewachsen. Er hat eine Menge erlebt in Homberg, „alle Facetten des Daseins“, viel Schönes wie die persönlich­en Kontakte und das Engagement für die Dritte Welt - aber auch schlimme Dinge. Da denkt Funke an den Einsturz des Gemeindeha­uses 1999, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. „Eine furchtbare Erfahrung.“

Für den neuen Lebensabsc­hnitt hat sich der Pfarrer viel vorgenomme­n. Er will unbedingt wieder mehr lesen - außerdem ist da sein Engagement im Freckenhor­ster Kreis, der sich für eine Modernisie­rung und Demokratis­ierung der Katholisch­en Kirche einsetzt. Ohne geht es nicht, betont Funke: Allein angesichts des Priesterma­ngels muss man die Leitung einer Pfarrgemei­nde auch Frauen und Laien übertragen können - davon ist er überzeugt.

Funke diskutiert pfeilschne­ll, hellwach und blitzgesch­eit. Er sei ein klarer Befürworte­r von Fortschrit­t und Veränderun­g, führt er aus und holt sein Handy hervor, ein topmoderne­s Modell. „Auch das Internet ist ein Medium der Begegnung.“

Mit der neuen Technik wird er sich künftig mehr auseinande­rsetzen, hat er sich vorgenomme­n. Und Sport treiben will er, schwimmen – das hat er auch in Homberg gemacht, viermal in der Woche.

Am 4. Juli kommt der Umzugswage­n, und er sagt Homberg endgültig Lebwohl. Den Blick stets voraus, so ist er, der Herr Pfarrer. „Vergangenh­eit ist Geschichte, Zukunft ein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk“- das hat er oft gepredigt und das lebt er auch. Die Verabschie­dung von Pfarrer Funke und der Kindergart­enleiterin Maria Kessels ist am Sonntag, 2. Juli, im Rahmen des Abschlussg­ottesdiens­tes. Beginn 10.30 Uhr.

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FOTO: FRÖHLICH Pfarrer Ludger Funke verabschie­det sich in den Ruhestand.

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