Pfarrer Funke sagt Lebwohl
Ludger Funke verabschiedet sich jetzt in den (Un)Ruhestand.
HOMBERG Die Kartons sind gepackt, das Bücherregal im Pfarrheim hat sich gelichtet. In einer Woche verlässt Ludger Funke Homberg. Der beliebte Pfarrer der Katholischen Gemeinde St. Peter verabschiedet sich nach 24 Jahren in den Ruhestand – wobei der bei dem lebhaften 70-Jährigen eher quirlig verlaufen dürfte. Ein Gespräch zum Abschied über Gott, Homberg und die Welt - mit einem, der sich auskennt.
Hier am Pfarrheim St. Peter ist die Welt noch in Ordnung. Überall Grün, Vögel zwitschern. Die Sekretärin ist noch nicht da. Pfarrer Funke erfüllt Aufgaben im Akkord. Er verabschiedet einen Gesprächspartner, bedient das Telefon, begleitet den Techniker, der die Musikanlage reparieren will, öffnet Post und Paketdienst. Ludger Funke strahlt Ruhe aus, freundliche Gelassenheit.
In seiner Gemeinde kennt ihn jedes Kind. Täglich hat er alle Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt, „da kann man immer mal anhalten.“Das hat er oft gemacht, für ein Schwätzchen oder zwei, mit Menschen, die er unterwegs getroffen hat. Hunderte hat Funke getauft und vermählt – und Hunderte begraben. Wenn er auf dem nahen Friedhof spazieren geht, denkt er oft an die, die nicht mehr da sind.
Er ist traurig, dass er geht. „Der Abschied fällt mir sehr schwer. Aber er ist vernünftig.“Der gebürtige Rheinenser zieht mit seiner Schwester Monika nach Drensteinfurt in den Kreis Warendorf und wird den Pfarrer an St. Regina bei der Seelsorge unterstützen. Funke kennt den jungen Kollegen von früher - als er ihm ein Angebot machte, beschloss er, sein Amt mit 70 niederzulegen.
Für ihn ein günstiger Zeitpunkt. 2018 werden die drei Homberger Gemeinden zu einer Pfarrei zusammengeführt. Funke ist kein Freund der Fusion, das gibt er unumwunden zu. Er befürchtet, dass mit diesem Schritt eine Anonymisierung einhergeht, „und ich bin ein Anhänger der Seelsorge mit Gesicht.“Das Hauptanliegen der Kirche sei nun mal die Weitergabe des Glaubens, „und das funktioniert nur über Beziehung und Begegnung.“
Funke ist gern ins Ruhrgebiet gekommen, damals, 1993. Die Menschen mit ihrer offenen, gradlinigen Art haben ihm gleich gefallen und sind ihm immer mehr ans Herz gewachsen. Er hat eine Menge erlebt in Homberg, „alle Facetten des Daseins“, viel Schönes wie die persönlichen Kontakte und das Engagement für die Dritte Welt - aber auch schlimme Dinge. Da denkt Funke an den Einsturz des Gemeindehauses 1999, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. „Eine furchtbare Erfahrung.“
Für den neuen Lebensabschnitt hat sich der Pfarrer viel vorgenommen. Er will unbedingt wieder mehr lesen - außerdem ist da sein Engagement im Freckenhorster Kreis, der sich für eine Modernisierung und Demokratisierung der Katholischen Kirche einsetzt. Ohne geht es nicht, betont Funke: Allein angesichts des Priestermangels muss man die Leitung einer Pfarrgemeinde auch Frauen und Laien übertragen können - davon ist er überzeugt.
Funke diskutiert pfeilschnell, hellwach und blitzgescheit. Er sei ein klarer Befürworter von Fortschritt und Veränderung, führt er aus und holt sein Handy hervor, ein topmodernes Modell. „Auch das Internet ist ein Medium der Begegnung.“
Mit der neuen Technik wird er sich künftig mehr auseinandersetzen, hat er sich vorgenommen. Und Sport treiben will er, schwimmen – das hat er auch in Homberg gemacht, viermal in der Woche.
Am 4. Juli kommt der Umzugswagen, und er sagt Homberg endgültig Lebwohl. Den Blick stets voraus, so ist er, der Herr Pfarrer. „Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk“- das hat er oft gepredigt und das lebt er auch. Die Verabschiedung von Pfarrer Funke und der Kindergartenleiterin Maria Kessels ist am Sonntag, 2. Juli, im Rahmen des Abschlussgottesdienstes. Beginn 10.30 Uhr.