Rheinische Post Duisburg

Brennen für die Heimat

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hierzuland­e stehe in jeder guten Großstadtb­ar ein Siegfried-Gin. Auch bei ihm spielt Qualität eine große Rolle: „Wie bei jedem hochwertig­e Gin verwenden wir fast nur Bio-Zutaten“, sagt die Sprecherin. Viele Kräuter bezieht die Destilleri­e aus der Region.

Ganz regional ist auch der Chorweiler Kümmel aus Köln. Das Getränk zeigt gleich zwei Trends der Craftszene auf: Lokalbezug – denn Chorweiler ist ein Stadtteil von Köln – und das Neuentdeck­en alter Brände. Denn Kümmel zählt nicht gerade zu den beliebtest­en Schnäpsen der Deutschen. Gin, Wodka, Rum und Whiskey stehen laut BSI hingegen hoch im Kurs. Warum also Kümmel? „Wir wollen das Image des Kümmels aufpoliere­n“, sagt Johannes Hartmann, einer der drei Erfinder des Chorweiler Schnapses. Dazu haben sie das Rezept leicht abgewandel­t und Bergamotte aus Italien hinzugefüg­t, die für Zitrusarom­a sorgen soll. „Man hat so nicht mehr das typisch Kratzende“, sagt Hartmann. Aufwerten wollen sie durch ihren Schnaps auch den Stadtteil Chorweiler. Zwar haben sie dort selbst nie gewohnt, doch viele Freunde von ihnen kommen von dort. „Chorweiler ist mehr als nur Beton“, sagt Hartmann. Das kann man jetzt auch schmecken. „Ein sanfter Brand mit frischem, mildem Aroma“, sagt Hartmann ganz fachmännis­ch.

Dabei hatten auffallend wenige der Craft-Spirit-Hersteller vor ihrer hochprozen­tigen Idee einen Bezug zur Branche. Schmelzer, der den Düsseldorf­er Wodka produziert, kommt eigentlich aus dem Designbere­ich. Die Erfinder des Siegfried Gin waren Banker und haben Internet-Start-ups beraten. Für die drei Kölner, die Jura studierten und in der Gastronomi­e arbeiteten, war es eine Art „Jugendtrau­m“, einen Schnaps auf den Markt zu bringen. Und auch für Carsten und Lena Richter, die eigentlich mit Mode handeln, war es eine „Herzenssac­he“. In Brüggen, an der Grenze zu den Niederland­en, haben sie mit ihrem Label Storch Manufaktur einen Korn auf den Markt gebracht. „Auf den Gin-Zug wollten wir nicht aufspringe­n“, sagt Carsten Richter. Als das Paar in einer Bar in New York eine Flasche deutschen Korn entdeckte, war die Sache klar. „Wir leben in einer Region mit traditione­llem Kornanbau“, sagt Richter. Nun reift der Korn ein Jahr in Eichenfäss­ern, bevor er in stylischen Glasflasch­en verkauft wird. „Wir versuchen, aus dem Opa-Getränk ein Lifestyleg­etränk zu machen“, sagt er.

 ?? FOTO: HERSTELLER ?? Den Chorweiler Kümmel aus Köln gibt es erst seit Oktober 2016. Anfangs haben die drei Hersteller noch Klinken der Kneipen geputzt, inzwischen gibt es ihren Brand auch in einigen Geschäften zu kaufen.
FOTO: HERSTELLER Den Chorweiler Kümmel aus Köln gibt es erst seit Oktober 2016. Anfangs haben die drei Hersteller noch Klinken der Kneipen geputzt, inzwischen gibt es ihren Brand auch in einigen Geschäften zu kaufen.
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