Rheinische Post Duisburg

Minus reist musikalisc­h um die Welt

- VON INGO HODDICK

Die Duisburger Philharmon­iker spielten eine gelungene Uraufführu­ng nach dem bekannten Kinderbuch über die Zahlen von eins bis zehn von Sven Nordqvist von dem jungen Komponiste­n Markus Stollenwer­k.

Braucht man von allen Dingen nur eines, oder zwei, oder gar ganz viele? Der kleine Junge Minus bekommt von dem alten Geschichte­nerzähler Enok einen (dritten) Schuh mit auf den Weg in die große Welt, damit dieser seinem Grundsatz treu bleiben kann, von allem nur ein einziges Exemplar zu besitzen. So be- ginnt ein Stationend­rama eines klassische­n Sinnsucher­s, das unaufdring­lich in die Welt der Zahlen von eins bis zehn einführt. Herrlich etwa, wenn Minus auf seiner abenteuerl­ichen Wanderung drei weisen Männern auf Kamelen (eines mit einem Höcker, das zweite mit zwei und das dritte mit drei Höckern) begegnet, die eigentlich einen viel kleineren Jungen suchen. Ihre Zaubertric­ks funktionie­ren nicht mehr so ganz, und so erhält Minus von ihnen schließlic­h einen Biber aus Blech, der brummt, wenn man ihn aufzieht. Und der Fahnenhers­teller Fahnlund, der in den schwedisch­en Nationalfa­rben Blau und Gelb gekleidet ist und an seinem Geburtstag von seinen Freunden an einem Fahnenmast hoch- und runtergezo- gen wird, tut so als würde er sich vor dem „Wolf“(Biber) fürchten und schenkt Minus schließlic­h ein Fähnchen. Zehn Dinge erscheinen als sinnlose Sammlung, doch der kleine Held kann damit schließlic­h der kleinsten Näherin der Welt aus der Patsche helfen, die für den Hund der Königin ein Kleid zu dessen Geburtstag nähen muss.

„Minus reist um die Welt“(1985, deutsch 2009) ist ein moderner Kinderbuch-Klassiker von dem 1946 in Schweden geborenen Sven Nordqvist, der Autor und Illustrato­r ist internatio­nal bekannt vor allem durch die skurrilen und liebevolle­n Bilderbuch­geschichte­n vom alten Petterson und seinem Kater Findus. Der junge Komponist Markus Stollenwer­k hat das jetzt als „Eine musikalisc­he Erzählung in dreizehn Bildern für Sprecher und großes Orchester“vertont. Diese Musik ist bildhaft und farbenreic­h, für Kinder wie ein Krimi und zugleich für Kenner kunstvoll. Da geht es auch mal fetzig zur Sache und bleibt doch immer in Nordqvists Grundstimm­ung der Geborgenhe­it.

Sascha von Zambelly übernahm jetzt bei der Uraufführu­ng von „Minus reist um die Welt“bereits zum dritten Mal eine Sprechroll­e auf der Konzert-Bühne im Theater Duisburg, nach „Weihnachts­träume“(2013) und „Mareike spinnt“(2015, die RP berichtete). Seine teils gemütliche, teils süffisante Sprechweis­e passte perfekt, etwa wenn er das heisere Lachen der Hexe andeutete: harch, harch, harch. Die Duisburger Philharmon­iker widmeten sich unter der Leitung des selbst erst 1988 geborenen Dirigenten Alexander Kalweit geradezu zärtlich den genau gewählten Klängen, da konnten auch die kleineren Besucher gut und gerne zuhören. Die junge Essener Designerin Kristina Kasperczyk versetzte dazu Nordqvists Bilder auf der großen Leinwand dezent in 2DBewegung.

Das nächste Juniorkonz­ert im Großen Saal im Theater am Donnerstag, 23. November, um 18 Uhr, bringt dann einen Klassiker der Gattung, nämlich das sinfonisch­e Märchen „Peter und der Wolf“von Sergej Prokofjew, mit den Duisburger Philharmon­ikern sowie Martin Fratz (Dirigent) und Juri Tetzlaff (Sprecher). Karten gibt es ab dem 10. Juli, am einfachste­n unter der Telefon-Nummer 0203/283 62 100.

Da geht es auch mal fetzig zur Sache und bleibt doch immer in Nordqvists Grundstimm­ung

der Geborgenhe­it.

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FOTO: PATRICK KAUT Der junge Komponist Markus Stollenwer­k hat einen modernen Kinderbuch-Klassiker jetzt als „Eine musikalisc­he Erzählung in dreizehn Bildern für Sprecher und großes Orchester“vertont.

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